Aktien Europa: Stimmung hellt sich weiter auf
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Die vergangene Handelswoche war geprägt von positiven Konjunkturdaten. Die Einkaufsmanagerindices als wichtige Frühindikatoren und nicht zuletzt auch ein überraschend positiver US-Arbeitsmarktbericht haben das Wochengeschehen entscheidend beeinflusst. Aktien konnten entsprechend zulegen, während festverzinsliche Papiere unter steigenden Zinsen litten.
Aktien USA: Arbeitsmarktbericht beflügelt
Das alte Sprichwort Sell in May and go away! (Verkaufe im Mai und bleib dann der Börse fern!) hat in diesem Jahr keinen Bestand. Auch in der ersten Augustwoche konnten die US-Indizes an die Kursgewinne der Vormonate anknüpfen. Das Kursplus im Juli war sogar das größte seit 20 Jahren. Nach einem positiven Start kamen zur Wochenmitte allerdings Bedenken auf, ob sich der erwartete Konjunkturaufschwung womöglich doch verzögern könnte. Grundlage für die Befürchtungen war der ISM-Index, der mit einem Wert von 46,4 hinter den Erwartungen der Markteilnehmer zurückblieb. Zum Wochenende überraschte jedoch ein positiver Arbeitsmarktbericht, der letztlich für einen freundlichen Wochenausklang sorgte. Die Zahl der neugeschaffenen Stellen sank zwar abermals, der Rückgang fiel mit 247.000 Stellen jedoch weitaus geringer aus als zuvor prognostiziert. Im Vormonat gingen noch 467.000 Arbeitsplätze verloren, zu Jahresbeginn sogar über 800.000. Wie das Arbeitsministerium weiterhin meldete, fiel die Arbeitslosenquote leicht von 9,5 Prozent auf 9,4 Prozent. Der positive Trend ließ sie US-Indizes daraufhin steigen und verhalf dem Dow Jones Industrial Average zu einem Wochengewinn von 2,2 Prozent.
Größter Gewinner waren dabei die Aktien von American Express. Der Kreditkartenanbieter hatte mit einer Reihe von Zahlungsausfällen bei Konsumentenkrediten zu kämpfen. Zuletzt war es um die Zahlungsmoral der US-Bürger jedoch wieder besser bestellt, sodass im Juli nur noch 9,2 Prozent der Forderungen abgeschrieben werden mussten. Die Aktie gewann daraufhin im Wochenvergleich 15,4 Prozent an Wert.
Aktien Europa: Stimmung hellt sich weiter auf
Auch in Europa verzeichneten die Börsen erneut Kursgewinne. Neben positiven Quartalszahlen hellte sich die Stimmung vor allem nach Bekanntgabe der Einkaufsmanagerindizes auf. Auch hier zeigt der Trend weiter nach oben. Für Europa stieg der Wert um fast vier Punkte auf 46,3 Punkte. In Großbritannien übersprang dieser wichtige Frühindikator sogar wieder die Marke von 50 Punkten, die ein Wirtschaftswachstum impliziert.
Unter der Annahme, dass der zukünftige Konjunkturverlauf nun V-förmig verlaufen könnte, nahmen Analysten ihre Indexprognosen zum Jahresende erneut nach oben. Dax-Stände oberhalb der 6.000 Punktemarke werden nun häufiger genannt. In Anbetracht der straken Kurssteigerungen in kurzer Zeit sind jedoch auch Skeptiker auf den Plan gerufen die eine kurzfristige Korrektur für möglich erachten.
Innerhalb der Dax-Werte war die Deutsche Lufthansa der Überflieger der abgelaufenen Handelswoche. Mitbewerber konnten sich zuletzt erfolgreich gegen den Trend rückläufiger Passagierzahlen stemmen, sodass Marktteilnehmer auch dem deutschen Branchenprimus starke Quartalszahlen zutrauen. Die Vorschusslorbeeren verhalfen der Aktie zu einem Höhenflug und einem damit verbundenen Kursplus von 13 Prozent. Die Aktie der Allianz konnte ebenfalls kräftig zulegen und gewann fast zehn Prozent hinzu. Der Versicherer profitierte über seine Eigenanlagen von der Erholung der weltweiten Aktienmärkte. Darüber hinaus konnten mit einem Plus von 1,9 Mrd. Euro gute Quartalszahlen vorgelegt werden. Zuwächse erzielte der Konzern dabei sowohl bei Lebens- als auch bei Krankenversicherungen.
Unsicherheitsfaktor einer möglichen Erholung bleibt die Konsumfreude der Verbraucher. Bisher agierte die Bevölkerung zurückhaltend, was sich in Deutschland negativ im Ergebnis der Einzelhandelskette Metro auswirkte. Die Aktie wurde daher in den vergangenen Tagen mit einem Kursrückgang von fast sechs Prozent abgestraft.
Staatsanleihen: Bank of England öffnet Geldschleusen
Während in der Vorwoche die sonst oft zu beobachtende Divergenz zwischen Aktien und Renten ausblieb, sahen sich festverzinsliche Papiere, im positiven Aktienumfeld der letzten Tage, wieder Kursverlusten ausgesetzt. Langlaufende US-Papiere litten sowohl unter den guten Konjunkturdaten, als auch unter der Angst von mehreren für diese Woche geplanten Neuemissionen. Die letzte Ausgabe von US-Treasuries war mit unerwartet großen Anstrengungen verbunden gewesen, da sich nur schwer Käufer finden ließen. In dieser Woche will das US-Schatzamt nun erneut 75 Mrd. US-Dollar am Kapitalmarkt aufnehmen. Entsprechend fiel der Kursrückgang in den USA deutlich stärker aus als in Europa. Die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen stieg um 35 Basispunkte an, während Bundesanleihen nur 20 Basispunkte höher rentierten. Damit setzte sich auch einmal mehr die bessere Wertentwicklung von Bundesanleihen fort. Seit Jahresanfang mussten diese deutlich weniger Kursverluste hinnehmen. Renditesteigerungen von 56 Basispunkten stehen einer Ausweitung von 160 Basispunkten bei US-Papieren gegenüber. Zum einen liegt das an besseren Konjunkturdaten aus den USA, andererseits ist es aber auch Ausdruck der schlechter beurteilten Kreditwürdigkeit.
In der Eurozone kam es zu einer weiteren Verflachung der Zinsstrukturkurve um 12 Basispunkte. Langlaufende Papiere zeigten sich von guten Konjunkturdaten belastet. So stieg etwa in Deutschland die Industrieproduktion im Juni unerwartet stark um 4,5 Prozent an. Kurze Zeit später wurde diese Zahl auch von einer wiederbelebten Exporttätigkeit bestätigt. Am kurzen Ende der Zinskurve kam es in diesem Zusammenhang jedoch zu noch stärkeren Kursverlusten, da Marktteilnehmer nun früher als bisher mit einer Zinsanhebung der EZB rechnen. Präsident Jean-Claude Trichet zeigte sich nach dem Treffen der Währungshüter allerdings nur gedämpft optimistisch. Zwar blickt die EZB etwas erwartungsfroher in die Zukunft, an ihrem expansiven Kurs wolle sie vorläufig aber nichts ändern. Vor dem Hintergrund der Entscheidung anderer europäischer Notenbanken wäre ein solcher Schritt auch überraschend gekommen. In Tschechien und in Russland wurden die Leitzinsen sogar um weitere 25 Basispunkte gesenkt.
Selbst die Bank of England hält an ihrer quantitativen Lockerung fest, obwohl die Konjunkturerholung in Großbritannien, verglichen zum Rest Europas schon ein wenig weiter fortgeschritten ist. Mit der erneuten Ausweitung ihres Ankaufprogramms um 50 Mrd. Pfund Sterling erwischten die Notenbanker einige Marktteilnehmer allerdings auf dem völlig falschen Fuß. Binnen drei Monate sollen nun überwiegend lang laufende Staatsanleihen angekauft werden. Somit wird deutlich, dass die Notenbanken an ihrer Strategie der Preisstabilisierung festhalten und weit weniger als Gedacht auf Frühindikatoren schauen.
Unternehmensanleihen: Rallye geht weiter
Auch am Markt für Unternehmensanleihen ist kein Sommer-loch auszumachen. Wer der starken Aktienmarktentwicklung nicht traut aber dennoch Risiko sucht, greift derzeit zu Firmenbonds. Somit trifft eine ausgesprochen hohe Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Einige Emittenten nutzten das positive Umfeld zur Ausgabe neuer Anleihen. Selbst zyklische Adressen mit einem BBB-Rating fanden zum Teil reißenden Absatz. So engte sich der Risikoaufschlag einer Emission des US-Chemieriesen Dow Chemical um mehr als 50 Basispunkte vom Emissionszeitpunkt ein.
Erwähnenswert ist auch eine Emission von Coca-Cola. Nicht etwa weil sie 14-fach überzeichnet war, wohl aber weil es die erste zehnjährige Anleihe nach zwei Jahren Finanzkrise war, die mit einem Renditeabstand von weniger als ein Prozent über US-Staatsanleihen auf den Markt kam.
Ausblick
Während die Berichtssaison in den USA nun weitgehend abgeschlossen ist, präsentieren in Europa noch einige Unternehmen ihre Zahlen zur Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal. Hierzu zählen auch Dax-Konzerne wie Lufthansa, ThyssenKrupp und Eon.
Auf konjunktureller Seite werden besonders die Einzelhandelsumsätze in den USA im Fokus der Marktteilnehmer stehen. Der Erfolg der US-Abwrackprämie sollte sich in den Zahlen wiederspiegeln können. In Deutschland wird zudem die erste Schätzung zum BIP im zweiten Quartal abgegeben. Nach dem starken Einbruch zu Jahresbeginn wäre ein Nullwachstum eine erfreuliche Botschaft.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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