Aktien-Berichtssaison: Was lief im Tech-Sektor bisher?
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Nun, generell haben die Unternehmen bisher überzeugende Quartalszahlen gemeldet. Dies zeigt, dass viele Technologieunternehmen eben gar nicht so konjunktursensibel sind, ganz einfach weil es hier sogenannte säkulare Trends gibt, die ihnen in die Karten spielen. Beispielsweise profitiert Google (Alphabet) nach wie vor vom dem Trend der Verlagerung von Werbung aus klassischen Medien wie Zeitschriften/Zeitungen und TV ins Internet. Die weniger bis gar nicht konjunkturabhängigen Geschäfte sind dabei in der Regel B2B-Geschäfte, also Geschäfte zwischen Unternehmen.
Zwar wird die Suchmaschine Google am Ende von Verbrauchern genutzt, die Werbung dort schalten, aber eben in der Regel dann doch Unternehmen. Man kann es daher durchaus auf die Formel herunterbrechen, dass mehr B2B und weniger B2C zu besseren Resultaten führt.
Dies erkennt man besonders dann, wenn man sich mal die Quartalszahlen von Netflix Inc.) (sehr schwach) und Amazon.com (nicht überragend) anschaut. Beide haben mehr mit Endkunden (Consumer) zu tun und beide haben nicht so überzeugende Quartalszahlen vorgelegt.
Im Einzelnen würde ich die Unternehmen daher wie folgt bewerten (Diese Einschätzungen erschienen zuerst in meinem Premium-Service TecTrader)
Alphabet: Sehr gute Quartalszahlen, auch wenn selbst dieser Konzern langsam an Grenzen stößt. Kurzfristig eine gute Halteposition, wobei man in Kursschwäche hinein auch kaufen kann. Langfristig ein Must-Have!
Amazon.com : Das eCommerce-Business hängt sehr stark am Endkunden, hier dürften sich die rezessiven Tendenzen bemerkbar machen. Das B2B-Geschäft mit der Cloud (AWS) läuft zwar blendend, der Konkurrenzdruck wird jedoch immer stärker. Kurzfristig wirkt die Aktie ein wenig ausgereizt, so wie in den letzten Monaten Alphabet Inc. (Class C) (1.132,120 $ -0,50 %). Langfristig gibt es aber noch Kurspotenzial. Bei größeren Rücksetzern kann man sie daher einsammeln.
eBay: Unser Musterdepotwert schwimmt bereits im Geld und es könnte noch in diesem Jahr einiges dazu kommen, wenn man Classifieds und/oder StubHub veräußern kann, worauf bekanntlich die aktivistischen Investoren Elliott Management und Starboard Value drängen. Zudem gilt der Konzern als Rezessionsgewinner. Denn die Amerikaner sind durchaus auch in einer Rezession begeisterte Konsumenten, kaufen dann jedoch gerne mal günstiger gebraucht (via eBay). Hier bedarf es nur ein wenig Geduld.
Facebook: Das Unternehmen bleibt eine echte Wachstumsmaschine, so dass die Aktie noch viel Luft nach oben hätte. Leider gibt es aber auch noch viele Unsicherheiten. Kommt Libra oder kommt Libra nicht? Aber vor allen Dingen: Kommt ein Kartellverfahren oder nicht?
Käme es zu einem solchen Antitrust-Prozess, wäre das Problem weniger eine mögliche Aufspaltung. Denn bis zu einem abschließenden Urteil ist es ein sehr langer Weg, bei Microsoft dauerte es seinerzeit rund ein Jahrzehnt. Aber man schaue sich auch den Aktienkursverlauf von Microsoft in dieser Zeit an, der kam kaum vom Fleck.
Das Problem an einem solchen Verfahren ist nämlich, dass es über eine lange Zeit enorme Ressourcen bindet. Wenn Zuckerberg vor Gericht antreten muss, muss er sich mit den Anwälten darauf vorbereiten und diese Zeit fehlt ihm dann zur Führung des Konzerns.
Langer Rede, kurzer Sinn: Käme Libra und würde ein Antitrust-Verfahren vermieden, könnte sich Facebook durchaus nochmals vervierfachen. Kommt Libra aber nicht und dafür ein solches Antitrust-Verfahren, dürfte das die Aktie deutlich ausbremsen. Einen "Crash" erwarte ich zwar auch dann nicht. Aber mehr wie 200,00 bis 250,00 US-Dollar sind dann nicht drin.
Intel: Hat erst gestern Abend durchaus gute Quartalszahlen vorgelegt. Zudem scheint sich das Bild in der Chipbranche generell aufzuhellen, wie besser als erwartete Quartalszahlen bei Texas Instruments belegen. Der Deal bzgl. der 5G-Modem-Sparte mit Apple ist zudem für Intel und Apple positiv. Die Aktie ist kein Topfavorit, aber eine gute Halteposition.
Netflix: Schwache Quartalszahlen und eine Menge Probleme, nicht nur wegen der zunehmenden Konkurrenz, kurzfristig muss man die Aktie nicht haben
PayPal: Gewohnt gute Quartalszahlen, aber ein etwas vorsichtigerer Ausblick. Dieser führte zu den Kursverlusten. Er basiert jedoch nicht auf einer Schwäche im Business, sondern eher auf technischen Problemen, nämlich bei der Implementation neuer Partnerschaften. Daher halte ich den Kursrutsch für etwas übertrieben. In solche Kursschwächen sollte man solche Qualitätsaktien kaufen und dann möglichst lange an Bord bleiben.
Tesla: Die vorgelegten Quartalszahlen waren nicht so schwach wie die Kursentwicklung suggeriert. Die Absatzzahlen waren ja bereits im Vorfeld veröffentlicht worden und hatten die Aktie nach oben katapultiert. Der Schock waren somit in erster Linie die hohen Verluste, die Tesla trotz eigentlich sehr guter Absatzzahlen immer noch ausweisen musste.
Generell bleibt die Aktie daher eine, an der sich die Geister scheiden. Einerseits hat Tesla zwischen 2015 und 2018 seinen Jahresumsatz mehr als verfünffacht (jährliches Umsatzwachstum somit knapp +75 %), andererseits in dieser Zeit jedoch auch einen kumulierten Verlust in Höhe von knapp fünf Milliarden US-Dollar eingefahren. Dazu kommen im ersten Halbjahr 2019 dann weitere gut 1,1 Mrd. US-Dollar noch oben drauf.
Fazit: Insgesamt läuft die Berichtssaison immer noch relativ gut, zumindest was die Techs betrifft. Allerdings merken auch hier schon erste Konzerne, besonders die von Endkunden abhängigen, die rezessiven Tendenzen. Die Frage ist nun, ob es zu einer Rezession kommt und diese irgendwann auch die B2B-Geschäfte in Mitleidenschaft ziehen wird. Beispielsweise, wenn die Konsumenten ihre Ausgaben deutlicher zurückfahren und daher einige Unternehmen vielleicht auch an ihren Marketingausgaben sparen müssen. Aktuell ist das noch nicht absehbar, dennoch ist Vorsicht angebracht. Denn wenn es zu einer Korrektur kommt, trifft es den Techsektor in der Regel schneller und härter.
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