Kommentar
10:24 Uhr, 01.03.2001

Aixtron Analyse

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(©BörseGo - http://www.boerse-go.de)

Seit der Unternehmensgründung im Jahre 1983 konzentriert sich die Aachener Aixtron AG auf die Erforschung und Entwicklung von Technologien und Anlagen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern. Diese neue Generation von Halbleitern wird schon bald die jetzt verwendeten Silizium Halbleiter ablösen. Verbindungshalbleiter sind vielseitig anwendbarer, haben eine hohe Leistungsfähigkeit (z.B. auch bei hohen Temperaturen) und verbrauchen weniger Energie. Außerdem ist es möglich mit ihnen Licht in Energie und Energie in Licht umzuwandeln.

Aixtron entwickelt sogenannte MOCVD-Anlagen, mit denen die Verbindungshalbleiter hergestellt werden. MOCVD steht für Metal Organic Chemical Vapor Deposition. Hierbei werden zuerst metallorganische Verbindungen außerhalb der Anlage in Gase umgewandelt und dann mit einem Trägergas in die Maschine eingeführt. Dort beginnt dann das chemische Verfahren, mit dem die entsprechenden Elemente aus dem gasförmigen Zustand heraus auf den Träger (Wafer) abgeschieden werden können. Diese Gase sind sehr sauber und lassen sich hervorragend dosieren.
Für die Qualität der entstehenden Verbindungshalbleiter ist die Dosierung von entscheidender Bedeutung, denn die auf den Träger aufzubringenden Halbleiterschichten sind teilweise dünner als 1 Millionstel Meter und müssen in 30-50 unterschiedlichen Schichten aufgebracht werden.
Mit einem Anteil von 54 Prozent aller ausgelieferten MOCVD-Anlagen ist Aixtron eindeutig Weltmarktführer.
Die einzelnen Teile und Komponenten der Anlagen werden komplett von Lieferanten bezogen. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Montage, Qualitätskontrolle und Inbetriebnahme der fertigen Anlagen. Dies erklärt den hohen Umsatz von 419.000 Euro pro Mitarbeiter. Es arbeiten zur Zeit 220 Beschäftigte in den Werken.

Zukünftige Einsatzmöglichkeiten und Markt

Das gesamte Marktvolumen der Halbleiterindustrie wird von Marktforschungsinstituten für das Jahr 2001 auf 41 Milliarden Euro geschätzt. Der Markt für MOCVD-Anlagen dürfte im laufenden Jahr etwa 260 Mio. Euro erreichen. Es handelt sich bei den Anlagen also um einen Nischenmarkt innerhalb der Halbleiterindustrie.

Die Aufteilung des Umsatzes von Aixtron nach Anwendungsbereichen der Anlagen zeigt derzeit einen klaren Schwerpunkt von 50 Prozent auf Lights Emitting Diodes (LEDs). Die LED basiert auf Verbindungshalbleitern. Sie ist in der Anschaffung günstiger und hält zehnmal länger. Produkte in denen sie Anwendung findet sind z.B. Anzeigetafeln, Kfz-Beleuchtung, Ampeln, und Signalgeber für die Glasfaserkommunikation auf kurze Distanz. Mit den Anlagen für LED stehen die Aachener kurz vor dem Eintritt in den Massenmarkt, der bei einem Marktvolumen von über 7 Milliarden Euro weltweit liegt.
Kunden in diesem Bereich sind unter anderem Hewlett Packard, Philips und Siemens.
Der zweite Anwendungsbereich ist die Tele- bzw. Datenkommunikation. Dort werden zum Beispiel Hochleistungstransistoren für Mobilfunkgeräte, Satellitenkommunikation, Schalter und Verstärker für Glasfasernetze mit Hilfe der Aixtron-Anlagen gebaut. Kunden sind hier Alcatel, Lucent, Ericsson, Motorola, NEC und Philips.
Mit 10 Mrd. Euro ist dieser Markt für Anwenderprodukte von Verbindungshalbleitern, durch die rasante Entwicklung im Mobilfunk, derzeit der größte.
Der dritte Bereich ist die Konsumenten- bzw. Optoelektronik. Produkte sind in diesem Segment zum Beispiel Laserdioden für optische Datenspeicher (CD, DVD), Laserdrucker und Infrarot. Kunden sind unter anderem Samsung, ITT und Nec.
Der Markt ist mit 2 Milliarden Euro noch relativ klein, weist aber hohe Wachstumsraten auf.
Weitere Anwendungsbereiche sind die Produktion von Solarzellen und von Wafern (Rohlingen).
Im letzten Bereich vermeidet Aixtron peinlichst Konkurrenzsituationen mit seinen Kunden.
Diese produzieren meist selbst Wafer, Aixtron nimmt sich dort zurück und steigt nicht selbst in die Produktion von Wafern oder sogar Halbleitern ein, obwohl dies problemlos möglich wäre. Dies schafft großes Vertrauen und eine gute Kundenbeziehung.

Zahlen

Die Aixtron AG will im laufenden Jahr bei Umsatz und Ertrag deutlich zulegen. Der Erlös werde voraussichtlich um mindestens 30 bis 40 Prozent steigen, teilte das Unternehmen im Januar mit. Das Ergebnis werde überproportional zulegen. Es soll der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr nach 85 Mio. Euro in 1999 nun auf 150 Mio. Euro steigen. Dabei soll der Überschuß auf 19,2 Mio. Euro steigen. Im Jahr zuvor habe sich der Überschuß auf eine Summe von 10,4 Mio. Euro belaufen. Die endgültige Bekanntgabe der Zahlen ist für den 9. März anberaumt.
Zudem bestehen den Angaben zufolge Chancen, daß die zuletzt auf 150 Millionen Euro nach oben prognostizierten Erlöse für das Jahr 2000 wegen des vorteilhafteren Dollar-Kurses noch einmal deutlich zulegten. Die Geschäftsaktivitäten des Unternehmens sind laut Unternehmensangaben sehr planbar und eine Wachstumsabschwächung sei nicht zu beobachten.

Bewertung

Die fundamentalen Daten des Unternehmens sind im Prinzip ideal. Die Marktstellung ist exzellent, das Marktwachstum ist noch für mehrere Jahre stark und regelmäßig werden die Umsatz- und Ergebnisplanzahlen übertroffen. Aixtron ist seit seinem IPO zu einem Börsenliebling avanciert, sowohl von Privatanlegern, und besonders von institutionellen Anlegern. So ist der Aktienkurs kontinuierlich trotz hoher Bewertung gestiegen, da es bei Aixtron praktisch nie eine negative Nachricht gegeben hat.

Nach Angaben der Wertpapierexperten wird der Markt für die speziellen Halbleiter, für deren Herstellung das Unternehmen Maschinen liefert, bis zum Jahr 2003 durchschnittlich mit 23 Prozent wachsen. Dieses Wachstum wird nach den Schätzungen mittelfristig anhalten und ist nicht von zyklischen Schwankungen beeinträchtigt. Momentan nützt diese Aussichten aber alles nichts, der Markt für Halbleiter ist momentan auf dem Abwärtstrend und Aixtron leidet mit.

Bedingt durch die erhöhten Ertrags- und Umsatzziele einerseits und den Abwärtstrend im Aktienkurs andererseits, habe sich die Bewertungsrelation der Aixtron-Aktie ermäßigt. Das KGV für 2002 beträgt nur noch 52. Es scheint, als würden die Investoren zunehmend eine realistischere Sicht der künftigen Wachstumsperspektiven des Unternehmens einnehmen. Für 2001 und 2002 sehen die Analysten den Gewinn je Aktie von 0,91 bzw. 1,35 Euro.
Ich habe als Vergleich noch Halbleiterausrüster wie Applied Materials mit einem KGV 2002 von 23, eine ASM Lithography mit einem 2002 KGV von 27 und einen Novellus Systems mit einem KGV von 13,55 herangezogen. Hier ist das Durchschnitts-KGV 21. Somit weist Aixtron noch eine Prämie von über 200 Prozent auf- das ist trotz allen guten Perspektiven immer noch zuviel. Bei den andern Bewertungskennziffern wie KursCashFlow-Verhältnis etc. ergibt sich das gleiche Bild.

Das Wachstum beim Auftragseingang mit einem Plus von 177% auf 149 Mio. Euro macht Hoffnung auf ein starkes 4. Quartal und ein gutes Jahr 2001. Außerdem ist eine Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten für Verbindungshalbleiter mehr als wahrscheinlich. Großes Potential ergibt sich dabei aus der Leuchtdiode. Diese könnte über kurz oder lang die Glühbirne verdrängen, denn LEDs besitzen eine enorme Leuchtkraft und das bei einem deutlich geringeren Energiebedarf als die Glühbirne.

Zwar ist die Bewertung immer noch nicht niedrig, ist aber jetzt durch die außerordentlich starke Marktposition gerechtfertigt. Viel Potential für weitere Kurssteigerungen sehen wir auf diesem Niveau allerdings trotzdem nicht mehr. Wir erwarten daher weiterhin, auch aufgrund des Marktumfeldes, eine marktneutrale Entwicklung der Aktie von Aixtron und empfehlen sie zu halten.

Nachdruck (auch auszugsweise), kommerzielle Weiterverbreitung und Aufnahme in kommerzielle Datenbanken nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

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