Kommentar
16:55 Uhr, 02.04.2003

ADIG - Konjunkturprognose

Entscheidende Fundamentalgröße unseres Konjunkturbildes bleibt auch nach Kriegsbeginn die Entwicklung des Ölpreises. Nach einer stetigen Ausdehnung der Risikoprämie bis Mitte März, ist der Ölpreis seit seinen Spitzennotierungen bei über 35 US-Dollar/Barrel um knapp zehn US-Dollar/Barrel zurückgelaufen. Maßgeblicher Faktor war dabei die sinkende Wahrscheinlichkeit einer umfangreichen Zerstörung von Ölquellen und Ölförderungsanlagen. Wir gehen daher auch weiterhin davon aus, dass sich mit dem fortgesetzten Kriegsverlauf der Ölpreis in einem überschaubaren Zeitraum in die auch langfristig gerechtfertigte Spanne zwischen 20 und 25 US-Dollar/Barrel hineinbewegen wird.

USA
Am erwarteten Wachstumsverlauf ändert sich derzeit nichts. Die jüngsten Daten in Sachen "Nachfrage" deuten aber an, dass der Private Verbrauch - durch den anhaltend schwachen Arbeitsmarkt und durch die kriegsbedingt negativen Einzelhandelszahlen - belastet wird: Es besteht ein leichtes Abweichungsrisiko nach unten. Im Gegensatz dazu zeichnet sich für die Investitionsgüternachfrage ein leichter Aufwärtstrend ab. Der Entscheidungsprozess über das Fiskalpaket ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Eine Halbierung auf ca. 350 Milliarden US-Dollar hätte aber aufgrund der langen Laufzeit keine Auswirkungen auf unsere Wachstumseinschätzung. Im Vordergrund steht vielmehr die mögliche Beibehaltung der Dividendenbesteuerung: diese könnte sich negativ auf die Bewertung US-amerikanischer Aktien auswirken.

Japan
Die Gewinnsituation der Unternehmen hat sich bei stabilem Output und reduzierten Kosten verbessert. Gesamtwirtschaftlich bleibt die anhaltende Deflation aber der wesentliche belastende Faktor für die Binnenwirtschaft. Positive Impulse sind nur über Exporte zu erwarten.

Deutschland/Euroland
In Euroland hat sich die Industrieproduktion in den ersten beiden Monaten des Jahres positiv entwickelt. Die zusätzliche Verbesserung bei den Auftragseingängen (vor allem auch im Investitionsgüterbereich) könnte daher auch für das kommende Quartal zu leicht positiven Überraschungen führen.

Wechselkurse
Bis zur Jahresmitte halten wir an der USD/EUR-Prognose (Richtung Parität) gemäß unseres Verlaufsszenarios für den Irak-Krieg fest. Im zweiten Halbjahr rechnen wir mit einer leichten aber stetigen Abwertung des US-Dollar. Grund: Die notwendigen Kapitalzuflüsse für die Leistungsbilanz werden vor allem über die Renditedifferenz am langen Ende generiert. Vor dem Hintergrund eines geringeren Fiskalpaketes und einer höheren inländischen Sparneigung (infolge des schwächeren Konsums) kommen wir zu dieser Einschätzung.

Wir heben unsere Prognose für den USD/EUR-Wechselkurs an!
Auf Sicht von sechs Monaten: 1,04 USD/EUR (vorher 1,00 USD/EUR)
Auf Sicht von neun Monaten: 1,06 USD/EUR (vorher 1,00 USD/EUR)
Auf Sicht von zwölf Monaten: 1,08 USD/EUR (vorher 1,00 USD/EUR)

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