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16:07 Uhr, 10.09.2002

ADIG-Investment: Marktrück-/ausblick

Die Indizes in Amerika hatten es in der vergangenen Woche nicht leicht. Nachdem am Montag der Labor Day gefeiert wurde, kam es am Dienstag mit der Veröffentlichung des Einkaufsmangerindex (ISM) zu einer Flucht aus Aktien. Der Dow Jones verlor 4,1% am Dienstag. "Der ISM lag zwar über der magischen Marke von 50, allerdings waren die Erwartungen nach dem sehr guten Chicago PMI höher und wurden mit dem Wert von 50,9 enttäuscht", so ADIG-Fondsmanager Klaus Breil. Am Mittwoch konnten sich die Indizes wieder leicht erholen. Das lag weniger an den Nachrichten und war mehr als technische Gegenreaktion zu interpretieren. Der Donnerstag lag dann wieder in den Händen der "Bären", nachdem ein vereitelter Anschlag auf den afghanischen Präsidenten Karsai die Angst vor weiteren Terrorakten im Zuge der Gedenkveranstaltungen am 11. September schürte. Weiterhin belastete den Markt die Angst vor den Zahlen, die Intel nach Börsenschluss präsentierte. Da die Quartalszahlen jedoch im Rahmen der reduzierten Erwartungen lagen, konnte sich der Markt am Freitag an einem kräftigen Zuwachs erfreuen. Die Arbeitslosenquote gab den nötigen, positiven Impuls, da diese überraschenderweise geringer ausfiel als vermutet. Im Vergleich zur Vorwoche verlor der Dow Jones 2,7%, die Nasdaq 3,0% und der S&P 2,6%

Der September machte auch in Europa bislang seinem Ruf als schlechtester Börsenmonat alle Ehre. In der abgelaufenen Börsenwoche waren die größten Verlierer Deutschland (-6,1%), Niederlande (-4,2%) und Frankreich (-3,6%). Der Handel verlief in Deutschland ähnlich wie in den USA. Am Montag, als die Wallstreet geschlossen wurde, gaben die Märkte nach, am Dienstag reagierten sie im Zuge des ISM aus Amerika mit starken Abschlägen. Am Mittwoch folgte eine kleine technische Erholung, die am Donnerstag wieder aufgezehrt wurde. Der Freitag begann schlecht und beruhigte sich bis zur Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten. Als dann unerwartet positive Zahlen bekannt gegeben wurden, schoss der DAX innerhalb weniger Minuten um mehr als 100 Punkte nach oben und gewann damit bis zum Handelsschluß 3,9%. Den größten Wochenverlust mussten die Hightechwerte Infineon (-17,1%) und Epcos (-14%) hinnehmen. Aber auch die Commerzbank und TUI mussten jeweils 11% abgeben. Damit ist bei Infineon sowie bei der Commerzbank die psychologisch wichtige Marke von zehn Euro unterschritten worden. Von den Einzelhandelszahlen in Deutschland kamen keine positiven Impulse, da sie schlechter als erwartet waren. Das BIP in der Eurozone stieg lediglich um 0,3%, nachdem es im Vorquartal noch um 0,4% gewachsen war. Auf Branchenebene gab es in dieser Woche zwei kleine Gewinner: Nahrungsmittelhersteller konnten um 0,7% und die nichtzyklischen Konsumgüter um 0,4% zulegen. Klare Verlierer waren die Zykliker, die Grundstoffindustrie und der Autosektor.

Auch in Japan setzten Konjunkturbefürchtungen den Märkten zu. Der Nikkei verlor ganze 4,1% und lag am Freitag kurzzeitig unter seinem 19-Jahres-Tief von 9000 Punkten. Der Topix verlor 3,9% in der letzten Woche und schloss bei 894 Punkten. Im Vorfeld des 11. September ist die Angst vor einem weiter steigendem Ölpreis in Japan besonders groß, da das Land auf Ölimporte in besonderem Maße angewiesen ist. Die Ankündigungen aus Regierungskreisen, dass weitere Schritte zu Unterstützung der japanischen Wirtschaft eingeleitet werden, half am Freitag weitere Verluste zu verhindern. Aufgrund der starken Exportabhängigkeit Japans wird die weitere Kurstendenz in starkem Maße von US-Daten bestimmt sein. Besonders stark unter Druck standen in der abgelaufenen Woche demzufolge auch wieder die exportorientierten Technologietitel wie Canon und Sony.

Der Ausblick auf die Woche vom 09. bis 13. September 2002 (KW 37)

"Die laufende Woche dürfte von der Angst vor dem 11. September geprägt sein", meint ADIG-Fondsmanager Klaus Breil. "Angesichts der Ungewissheit über etwaige Ereignisse bleiben die Anleger vorerst eher passiv. Am Mittwoch dürften allerdings einige Anleger darauf spekulieren, dass die Terroristen nicht agieren. Falls wider Erwarten Anschläge verübt werden, wird sicherlich eine Welle von Stopkursen ausgelöst werden, die die Kurse unter Druck setzt," so Breil weiter. Von der konjunkturellen Seite werden einige wichtige Daten erwartet: "In den USA veröffentlicht die FED am Mittwoch ihr Beige Book", berichtet Breil. "Am Donnerstag werden die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe die Märkte bewegen. Diese sollten möglichst unter der Marke von 400.000 liegen. Am Freitag wird dann noch die University of Michigan das Verbrauchervertrauen im August bekanntgeben." In Europa stehen am Donnerstag die Inflationsrate, die KfZ-Neuzulassungen sowie die EZB Zinsankündigung an. Von der EZB wird allerdings kein Impuls ausgehen, da Wim Duisenberg schon im Vorfeld angekündigt hat, den Leitzins bei derzeit 3,25% zu belassen. In Japan wird es am Mittwoch Neuigkeiten zum Bruttoinlandsprodukt geben und am Freitag werden Kapazitätsauslastung und Industrieproduktion veröffentlicht.

Von den Unternehmen sind in dieser Woche keine wichtigen Meldungen zu erwarten. Markttechnisch zeigen die internationalen Börsen intakte Abwärtstrends und haben möglicherweise weiteres Abwärtspotenzial. Nach dem 11. September könnte sich der drohende Krieg mit dem Irak weiter auf die Marktstimmung niederschlagen. Sobald es jedoch Sicherheit über das Vorgehen der USA gibt, sehen wir eine reale Chance, dass die Marktteilnehmer wieder investieren.

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