Kommentar
08:30 Uhr, 11.08.2003

Activest - Wie nachhaltig ist die Kurserholung?

Nach der starken Rallye von Mitte März bis Mitte April befinden sich die europäischen Aktienmärkte seit Mitte Juni in einem Seitwärtstrend.

Die Bewertung der europäischen Aktien ist nach historischen Maßstäben weiterhin als günstig zu betrachten. Dies bestätigen sowohl top-down basierte Bewertungsansätze als auch bottom-up Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Umsatz-Verhältnis oder Dividendenrendite, die sich auf den Bewertungsniveaus von 1991-1993 bewegen. Weitere Signale sprechen für eine nachhaltige Trendwende: die Erholung zeigte eine größere Marktbreite als vergangene Bärenmarktrallyes, die Unsicherheit des Irakkonflikts liegt hinter uns, der Ölpreis ist gefallen, Credit-Spreads sind deutlich unter Druck geraten und die Phasen exorbitant hoher Volatilitäten scheinen der Vergangenheit anzugehören. Eine verstärkte Aktivität bei Fusionen und Firmenübernahmen (z.B. Wella/Procter&Gamble, Buderus/Bosch) sowie erste Anzeichen einer Verbesserung bei den Unternehmensergebnissen runden die bullischen Argumente ab.

Um einen neuen Bullenmarkt auszurufen, ist es allerdings noch zu früh. Aus konjunktureller Sicht ist die Erwartungshaltung der Mehrheit der Marktteilnehmer hinsichtlich Eintritt und Stärke einer Erholung noch sehr optimistisch. Als Folge des Endes des Irakkonflikts ist ein großer Teil der allgemeinen Unsicherheit entfallen, was am US-Konsumentenvertrauen bereits ablesbar ist. Die Stimmungslage dürfte sich im laufenden Quartal weiter verbessern, wird aber nicht ausreichen, umd die Wirkung eventuell ausbleibender positiver Konjunkturdaten überzukompensieren. Entscheidend für die kurz- und mittelfristige Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten wird sein, inwieweit der zuletzt gezeigte positive Trend bei den US-Konjunkturdaten weiter anhält.

Die Ergebnisse der europäischen Unternehmen im 2. Quartal zeigten einige positive Tendenzen. Trotzdem erscheint die Erwartungshaltung der Analysten bezüglich der Unternehmensergebnisse für das Gesamtjahr zu optimistisch. Dies spiegelt sich in einem erwarteten Gewinnanstieg für den Gesamtmarkt von über 40 Prozent für 2003 wider. Selbst um Sondereffekte (z.B. goodwill-Abschreibungen) bereinigt liegt diese Zahl noch bei über 25 Prozent. Umsatz- und Margenerwartungen sind in der gegenwärtigen konjunkturellen Phase gleichermaßen überzogen. Weitere Revisionen nach unten scheinen wahrscheinlich.

Zusammenfassend betrachtet bietet der europäische Aktienmarkt ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Starke Restrukturierungsmaßnahmen bringen die Unternehmen in eine sehr gute Ausgangsposition bei einer konjunkturellen Trendwende. Aufgrund der Kosteneinsparungen dürfte sich ein Umsatzwachstum sehr positiv auf zukünftige Gewinne auswirken.

Quelle: Activest

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