Kommentar
11:35 Uhr, 03.07.2003

Activest - Marktausblick USA

Mit einer erneuten Senkung um 25 Basispunkte auf nunmehr 1,0 Prozent hat die US-Notenbank die Fed Funds Rate auf das niedrigste Niveau seit 1958 zurückgeführt. Die 13. Lockerung seit Anfang 2001 summiert die Leitzinssenkungen in dieser Ära auf insgesamt 550 Basispunkte. Der Schritt vom 25. Juni markiert aber noch nicht das Ende der expansiven Geldpolitik der Fed. Mit einer nochmaligen Lockerung rechnen wir zwar nur noch bei einer unerwarteten Schwächephase der US-Wirtschaft oder neuerlichen Hinweisen auf begründete Deflationsrisiken. Die amerikanische Notenbank wird aber weiterhin dafür sorgen, dass die Erholung der nach wie vor schwachen US-Konjunktur nicht durch steigende Zinsen belastet wird. Der Fed- Entscheidung folgte eine kurze Schwächeperiode an der Wall Street, die aber zügig von einem freundlicheren Grundtenor abgelöst wurde. Dieser gründet sich auch auf leicht positive Erwartungen für die nun anlaufende Quartalsberichts-Saison der US-Unternehmen. In der Vorperiode wurde der beachtliche Gewinnzuwachs im Vergleich zum Vorjahr noch maßgeblich vom Finanzsektor beeinflusst. Im Industriesektor zeigt die Ertragsbasis per saldo ebenfalls Erholungstendenzen an, die aber vorwiegend noch aus optimierten Kostenstrukturen und Produktivitätssteigerungen resultieren. Ein insgesamt positiver Newsflow ging zuletzt von Unternehmen aus den Biotechnologie- und Technologiebranchen aus, deren Outperformance in den zurückliegenden Wochen dadurch verstetigt wurde.

Vorsicht vor zu viel Optimismus

Die jüngsten Zwischenmeldungen der US-Firmen zeigen zwar in der Marktbreite noch keine durchgreifenden Verbesserungen. Vorläufig scheint aber die "Preannouncement-Season" im Vorfeld der Q2-Berichtssaison die allmählich erkennbare Erholung zu bestätigen. Dadurch würde das Hauptszenario einer schrittweisen, flachen Konjunkturerholung untermauert. So scheint die Hoffnung auf ein Anspringen des Investitionszyklus' in 2004 derzeit auch ein Treiber für den Technologie- Sektor zu sein, wie die deutliche Outperformance des Nasdaq zum S&P 500 seit Jahresbeginn anzeigt. Dennoch erachten wir die Ertragsfantasie der US-Börse als nach oben begrenzt und stufen die Markterwartungen für Q3 und Q4/2003 als optimistisch ein. Dies gilt selbst vorbehal tlich weiterer Windfall Profits, die durch eine markante US-Dollar-Schwäche entstehen würden. Gegenüber den europäischen Märkten rechnen wir aus Bewertungsüberlegungen daher mit einer flacheren Erholungsdynamik der Wall Street. Für die US-Börse spricht ein leicht verbesserter Trend bei den Gewinnrevisionen. Ebenso ist das Liquiditätsumfeld angesichts starker Zuflüsse bei US-Aktienfonds weiter positiv einzustufen. Hingegen hat sich die Bewertung auf Gewinnbasis 2003 bereits wieder auf Werte hochgeschraubt, die sich derzeit nur noch mit dem niedrigen Renditeniveau rechtfertigen lassen. Zudem unterstellen wir im Ausblick auf 2004 einen geringeren Zuwachs der Unternehmensgewinne im Vergleich zu Europa. Ebenso weisen typische Sentiment-Indikatoren für die US-Börse bemerkenswert optimistische Einschätz ungen aus, die allmählich zur Vorsicht mahnen. Wir haben daher unseren US-Anteil leicht untergewichtet.

US-Bondmärkte: Renditen im Keller

Seit Ende April präsentierte sich der US-Bondmarkt erneut sehr fest. 10-jährige Treasuries setzten ihren Renditerückgang in nahezu ungebremster Form fort und markierten Mitte Juni mit 3,11% ein neues 45-Jahrestief. Ursächlich waren immer wieder einzelne ernüchternde Konjunkturdaten. Zusätzliche Schubkräfte für steigende Bondkurse setzte ebenso die von der Fed ausgelöste Diskussion über deflationäre Risiken frei. Abgesehen vom unverändert günstigen Liquiditätsumfeld lassen sich aus fundamentaler Sicht kaum noch Trendimpulse für weiter nachgebende Renditen am US-Bondmarkt herleiten. Zwar sollte sich die Niedrigzinsphase fortsetzen können, der von uns erwartete Seitwärtskorridor dürfte sich aber weiter nach oben ausdehnen. Da hinsichtlich der Spread-Entwicklung zu Euro-Bonds keine wesentlichen Verschiebungen der Bandbreiten zu erwarten sind, sollte die Attraktivität von US-Anleihen auch währungsbedingt abnehmen.

Quelle: Activest

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