Kommentar
18:39 Uhr, 05.05.2003

Activest - Marktausblick USA

Bestimmender Einflussfaktor auf das Kursgeschehen an der Wall Street ist die sich dem Ende zuneigende US-Berichtssaison zum Auftaktquartal 2003. Ihr Verlaufsmuster weist enge Parallelen zum Reporting über das Schlussquartal 2002 auf. Erneut wurde im Verlauf der Vorberichtssaison ein ungünstiges Verhältnis von Gewinnwarnungen zu positiven Überraschungen ermittelt - mit einer Relation von 2,8 zu 1 der schlechteste Wert seit fünf Quartalen. Dem damals vermuteten Gewinnanstieg von ca. 8 Prozent für Q1/03 im Vergleich zum Vorjahr auf kumulierter Gewinnbasis des S & P 500 steht mittlerweile, nach Veröffentlichung von gut zwei Dritteln der Unternehmensberichte, ein Anstieg von etwa 11 Prozent gegenüber - der höchste Zuwachs seit Herbst 2000. Von einzelnen Kursausschlägen abgesehen, verlief die Berichtssaison zum Anfangsquartal 2003 bisher wenig spektakulär. Sie verhalf der Wall Street nach einem robusten Kursverlauf in der Phase sich zuspitzender Irak-Belastungen nachfolgend zu einem aufwärtsgerichteten Trendmuster, ließ umgekehrt aber auch nur wenig Börseneuphorie aufkommen. Dies liegt vor allem darin begründet, dass der Tenor der berichtenden Firmen hinsichtlich des aktuellen Unternehmensumfeldes betont vorsichtig blieb. Investitionen werden weiter in die Zukunft verschoben. Und Erwartungen an eine sich aufhellende Branchenkonjunktur wurden fast ausschließlich von Bedingungen abhängig gemacht, die sich erst noch konkretisieren müssen.

Moderat ansteigende Gewinnerwartungen Auf Basis aktueller Gewinnprognosen erscheint folglich die Ertragsfantasie der US-Börse nach oben begrenzt. Gegenüber den europäischen Märkten rechnen wir aus Bewertungsüberlegungen daher auch mit einer moderateren Erholung der US-Börse. Umgekehrt wird der Kursverlauf aber auch von Unternehmensentwicklungen unterstützt, die sich positiv auf das Börsensentiment auswirken sollten. So wird die Entschlossenheit diverser Unternehmen erkennbar, die in den Vorjahren teilweise zugespitzte Verschuldungsproblematik konsequent anzugehen. Zudem entwickelte sich die Kernrate der Produzentenpreise im Verlauf von 2002 rückläufig, konnte sich aber in den letzten Monaten wieder merklich erholen. Dies verdeutlicht, dass sich die Preisüberwälzungsspielräume der Unternehmen zumindest in Teilmärkten zuletzt wieder verbessert haben. Auf der niedrigen, von umfangreichen Restrukturierungen zunehmend gefestigten Gewinnbasis des Vorjahres sollte sich daher die Ertragsentwicklung der US-Unternehmen vor allem mit Unterstützung einer im Jahresverlauf einsetzenden Belebung der Wirtschaft relativ robust und stetig verbessern können. Zusammen mit dem geld- und fiskalpolitisch positiven Umfeld rechnen wir daher im laufenden Jahr mit einem flachen Aufwärtstrend an der Wall Street.

Abnehmende Volatilität der Bondmärkte Von konjunktureller Seite fehlen bisher noch die Anhaltspunkte für eine zuversichtlichere Einschätzung der US-Wirtschaft. Zwar konnten sich zuletzt einzelne Stimmungsindikatoren wie der Index des Verbrauchervertrauens in Reaktion auf den Irak-bedingten Einbruch sprunghaft verbessern. Hingegen blieb das BIP-Wachstum mit vorläufig 1,6 Prozent (annualisiert) deutlich hinter den Markterwartungen zurück. Vor allem der geringe Anstieg des Privaten Verbrauchs mit einer annualisierten Rate von 1,4 Prozent spiegelt das verunsicherte Konsumentenverhalten insbesondere vor dem Hintergrund schwacher Arbeitsmarktdaten wider. Solange auch die Investitionspläne der Unternehmen zumindest zeitlich noch gestreckt werden, sind die Erholungsansätze der USKonjunktur noch wenig ausgeprägt. In diesem Umfeld sollte der Bondmarkt nach erfolgter Korrektur der vorherigen Verzerrungen die eingeleitete Seitwärtsbewegung unter Schwankungen fortsetzen.

Quelle: Activest

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