Kommentar
15:14 Uhr, 04.04.2003

Activest - Marktausblick USA

Nach einer Phase relativer Stärke wurde die Wall Street im Verlauf des Anfangsquartals 2003 zunehmend von den stimmungsdämpfenden Belastungen der Irak-Krise erfasst. Zunächst überraschend deutlich erholte Frühindikatoren wurden zudem wieder häufiger von merklich verschlechterten Klimaindizes überlagert. Hinzu kamen einzelne massive Gewinnrevisionen bei Blue Chips - insbesondere, wenn sich deren Pensionsverpflichtungen im Zuge der Baisse an den Aktienmärkten als nicht ausreichend gedeckt erwiesen und Nachdotierungen erforderlich wurden. Trotz teilweise heftigerer Kursausschläge auf der Einzelwerteebene verlief die Berichtssaison zum Endquartal 2002 insgesamt wenig spektakulär. Der Erwartungshorizont des Marktes wurde überwiegend getroffen. Zudem weisen die kumulierten Gewinne der S&P500-Unternehmen für das Schlussquartal 2002 nun schon im fünften Quartal in Folge jeweils zum Vorjahr einen Gewinnanstieg aus. Dies war allerdings mehrheitlich den verbesserten Kostenstrukturen und Produktivitätssteigerungen der Firmen zu verdanken. Ohne bereits eine Trendumkehr zu markieren, deutet sich zumindest an, dass sich das Übergewicht negativer Gewinnkorrekturen abzubauen beginnt und erste Aufwärtsrevisionen einsetzen. Wenige Impulse, fallweise sogar Enttäuschungen gehen jedoch vom weiterhin verhaltenen Ausblick der Unternehmen aus. Naheliegend überwiegt die Unsicherheit der Firmen in der Bewertung der Branchenbedingungen angesichts der Ausstrahlungen des Irak-Konfliktes auf das Nachfrageverhalten von Unternehmen und Privatem Verbrauch.

Moderat ansteigende Gewinnerwartungen

Insgesamt erscheint die Ertragsfantasie der USBörse auf Basis aktueller Gewinnszenarien nach oben noch begrenzt. Nach jüngsten Konsensschätzungen von First Call erwartet der Markt für Q1/2003 und Q2/2003 Gewinnsteigerungen auf Basis der S&P500-Unternehmen von 7,8 bzw. 7,2 Prozent. Noch zu Jahresbeginn lagen die jeweils erwarteten Zuwachsraten bei 11,7 bzw. 10,9 Prozent. Im Vergleich zu den europäischen Märkten rechnen wir aus Bewertungsüberlegungen daher mit einer flacheren Erholungsdynamik der USBörse. Mit der Perspektive einer im Jahresverlauf einsetzenden Belebung der Wirtschaft und einem geld- und fiskalpolitisch positiven Umfeld sollte aber auch an der internationalen Leitbörse der Blickwinkel der Anleger im Jahresverlauf wieder zunehmend nach oben gerichtet sein.

Bondmärkte loten Kursspielräume aus

Die US-Wirtschaft liefert weiterhin ein uneinheitliches Bild. Lebenshaltungskosten und Erzeugerpreise bilden zumindest vorübergehend den Einfluss gestiegener Ölpreise ab. Die jüngste Arbeitsmarkt-Entwicklung war ernüchternd, wie auch das Verbrauchervertrauen auf die Tiefstände von Ende 1993 zurückgefallen ist. Andererseits ist der Boom im Wohnungsbau noch intakt, ebenso konkretisieren sich die Stabilisierungsanzeichen im Verarbeitenden Gewerbe. Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Zinssenkungspolitik der US-Notenbank im Verlauf von Q2/2003 bleiben somit begründet, auch wenn die Fed ihre Beobachterrolle seit der letztmaligen Senkung im November beim jüngsten FOMC-Meeting am 18. März beibehalten hat. Per saldo sind die fundamentalen Rahmenbedingungen für US-Renten noch vorteilhaft, zumal selbst eine rasche Beendigung des Irak- Krieges kaum die Perspektive einer sich schnell erholenden US-Wirtschaft eröffnen würde. Hingegen hat der US-Bondmarkt die positiven Rahmenbedingungen schon sehr weitreichend antizipiert. 10-jährige US-Treasuries fixierten Anfang März mit 3,56 Prozent exakt die Zinstiefs vom Oktober, als zudem die Diskussion um Deflationsszenarien das Kursgeschehen bestimmte. Dieses Zinsniveau wiederum wurde letztmalig in den 60er Jahren erreicht. Eine generelle Trendumkehr am US-Bondmarkt sehen wir vorerst zwar nicht. Allerdings dürfte sich das Korrekturpotenzial von US-Treasuries bei erkennbaren Entspannungssignalen im Irak- Konflikt vorübergehend deutlicher ausweiten.

Quelle: Activest

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