Kommentar
17:46 Uhr, 04.06.2003

Activest - Marktausblick Europa

Aus den Kursniederungen der europäischen Börsen haben sich zuletzt dynamische Aufwärtsbewegungen durchsetzen können. Davon wurden die Kursverluste seit Jahresbeginn überwiegend egalisiert und wieder in ein kleines Plus gedreht. Als "Shooting Star" erwies sich der DAX, der im April mit +21 Prozent die stärkste jemals für diesen Monat gemessene Performance erzielte. "Sell in May and go away": Oft als Argument überstrapaziert, brachte sich die Börsenweisheit erneut in Erinnerung. Dabei wurden die seit März herausgebildeten kurzfristigen Aufwärtstrends an den meisten Börsenplätzen in Europa gebrochen, wobei die anhaltende Dollarschwäche als belastender Faktor zunehmend in den Vordergrund rückte. Trotz der zuletzt abgeschwächten Kursdynamik erscheint die Aufwärtsorientierung der Märkte aber intakt.

Deflationsszenarien und Dollar-Schwäche als Bremsklötze

So wirkt der im Mai bislang ausgebildete Konsolidierungsverlauf markttechnisch stabilisierend, wie sich auch die Volatilität der Märkte zurückgebildet hat. Zudem sind die mittelfristigen aufwärtsgerichteten Trendindikatoren weiter intakt. Auch haben sich die nach den vorausgegangenen Kursschüben zuletzt etwas eingeschränkten Bewertungsspielräume im Zuge fallender Zinsen wieder ausgeweitet. Jedoch bleibt die Euro-Stärke im Hinblick auf die Gewinnschätzungen europäischer Exportunternehmen ein latenter Risikofaktor - wenngleich sich die Dynamik, mit der sich der Euro in den vergangenen Wochen gegenüber dem Dollar aufgewertet hat, kaum aufrecht erhalten lassen dürfte. Auslöser zumindest für eine Verschnaufpause könnte ein Zinssignal der EZB zum nächsten Meeting am 5. Juni sein. Sollten sich wichtige Indikatoren in nächster Zeit sukzessive zu stabilisieren bzw. erholen beginnen, würde sich auch die belastende Diskussion um die Wahrscheinlichkeit von Deflationsszenarien entspannen. Dadurch bliebe andererseits das Szenario einer nur moderaten, aber sich konkretisierenden globalen Konjunkturerholung intakt. Entsprechend führen überwiegend konjunkturzyklische Branchen seit Jahresbeginn die Performancelisten an.

Unternehmensgewinne uneinheitlich

Die Berichtssaison der europäischen Unternehmen zum Auftaktquartal 2003 zeigt das erwartet heterogene Bild. Angesichts der bisher gedämpften Erholung der Weltwirtschaft und den vorsichtigen Unternehmensausblicken dürften die Märkte den aktuell prognostizierten Gewinnszenarien weiterhin zurückhaltend gegenüber stehen. Obwohl der Überhang von nach unten gerichteten Gewinnrevisionen noch nicht abgebaut ist, mehrte sich zuletzt die Anzahl von Schätzungen mit angehobenen Gewinnerwartungen. In den nächsten Monaten rechnen wir mit schrittweise verbesserten Unternehmensnachrichten. Tendenziell sich bestätigende Ertragserwartungen sollten dann das Szenario stützen, dass sich die Gewinne nach den Einbrüchen von 2001/2002 nachhaltig erholen. Damit bleiben die überwiegend noch attraktiven Bewertungen der europäischen Märkte als fundamentale Impulsgeber der Börsenkurse erhalten.

Bonds nach wie vor in Haussestimmung

Nur für kurze Zeit wurde der seit Monaten intakte Trend fallender Renditen unterbrochen, als sich mit Ablauf des Irak-Krieges die Risikoaversion der Anleger deutlich zurückbildete. Vorerst bleiben die schwache Erholungsdynamik der Weltkonjunktur, anhaltende Deflationsdiskussionen und intakte Lockerungserwartungen an die Geldpolitik von EZB und Fed dominierende Trendfaktoren. Sie sprechen für weiterhin starke Bondmärkte von einem bereits niedrigen Renditeniveau ausgehend.

Quelle: Activest

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