Kommentar
08:31 Uhr, 09.06.2003

Activest - Endlich eine Zinssenkung der EZB

Die Risiken eines Überschreitens des Inflationsziels sind in den letzten Wochen nochmals gesunken, und gleichzeitig besteht zunehmend die Gefahr, dass das Wirtschaftswachstum hinter den ohnehin schon verhaltenen Erwartungen zurückbleibt. Dies hat die EZB sowohl durch die Größe des Schrittes als auch durch ihre Kommentare dazu auf der Pressekonferenz deutlich gemacht.

Eine spürbare Abwärtsrevision ihrer Wachstumserwartungen für 2003 und 2004 hat die EZB zwar als einen der Gründe für niedrigere Inflationserwartungen angeführt, jedoch bisher keine Details bekannt gegeben. Die gestrige und mögliche weitere Leitzinssenkungen sind aus unserer Sicht allerdings Voraussetzung dafür, dass eine graduelle Erholung der Konjunktur in 2004 einsetzen kann.

Eine weitere nachhaltige Aufwertung des Euro sehen wir jedoch nicht so unproblematisch für die wirtschaftliche Entwicklung wie die EZB, die nochmals betont hat, sie habe ein Interesse an einem "starken und stabilen" Euro. Eine weitere Befestigung des Wechselkurses kann der ohnehin schwachen Euroland-Konjunktur nicht willkommen sein.

Obwohl Duisenberg das Deflationsrisiko für die Eurozone als "hypothetisch" bezeichnet hat, ist die Interpretation des Inflationsziels als "mittelfristig unter, aber nahe bei zwei Prozent" ein impliziter Hinweis darauf, dass auch die EZB die potenzielle Existenz von Deflationsrisiken anerkennt. Dies ist in einem weltwirtschaftlichen Umfeld, in dem die wirtschaftspolitischen 'Augen-zu-und-durch'-Strategien der jüngeren Vergangenheit immer weniger angemessen sind, ein wichtiges Signal. Auch hat Duisenberg die Tür für weitere Zinssenkungen rhetorisch weit offen gehalten.

Quelle: Activest

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