Kommentar
00:00 Uhr, 10.01.2006

Achtung! Internet-Hype 2.0 - Ist Google das wirklich wert ?

Viele Bewertungen wie z.B. die von Google sind ökonomisch völlig irrational.

Seit ein paar Tagen schreiben wir das Jahr 2008. Das Jahr 2000 ist mittlerweile weit weg, kaum noch jemand scheint sich daran zu erinnern. Internet-Unternehmen mit ausgefallenen Namen, geringen Umsätzen und wenigen Kunden lassen sich wieder zu hohen Preisen verkaufen. Es scheint so, als hätten die Investoren die Auswirkungen der geplatzten Dot-Com-Träume vom Anfang des Jahrtausends schon vergessen.

Was wir jetzt sehen, ist durchaus vergleichbar mit der Situation der Jahre 2000 und 2001. Ähnlich der Kaufunlust im Immobilien-Segment wegen der US-Subprime-Krise ist die Kaufwut der Investoren im Internet-Segment ein Mitlaufen im Trend. Viele Bewertungen entbehren auf ökonomischer Basis oft jeder Rationalität.

Ein paar Beispiele gefällig? Die Social-Networking-Plattform Facebook.com etwa, bei der sich Softwareriese Microsoft einkaufte, wird von Investoren mit 15 Mrd. USD bewertet. Das ist die Hälfte des Wertes, den Yahoo in die Waagschale wirft – bei einer um 38 Mal höheren Mitarbeiterzahl und einem um 32 Mal höheren Umsatz. Facebook proklamiert eine Revolution der Online-Werbung – nun ja, so ganz mag ich an »Revolutionen« nicht glauben. Da wurde schon zu oft Anlegern damit Geld aus der Tasche gezogen. Aber vorerst ist es ja nur Microsoft-Geld…

Ähnlich schwer tue ich mich bei der Bewertung von Google, dessen Aktien im vergangenen November und Dezember die Marke von 700 USD dreimal überschritten haben (aktuell 657 USD). Damit wiegt der Internet-Gigant über 200 Mrd. USD – und ist damit eineinhalb Mal mehr wert als IBM. Dabei fährt der Technologiekonzern einen acht Mal so hohen Umsatz ein.

Es sieht fast so aus, dass Investoren sich eher am Aktienkurs als am Unternehmen beteiligen. Die Investition in ein Wachstumsunternehmen beinhaltet natürlich eine gute Portion Risiko, da der Investor darauf setzt, dass das Unternehmen wächst. Fakt ist zumindest, dass derzeit Google und Co aber um jeden Preis Umsätze hinzu kaufen. Diese Frage zum aktuellen Szenario muss deshalb einfach erlaubt sein: Ist das die Rückkehr zum Wahnsinn? Oder ist es eine rationale Vorgehensweise angesichts der grenzenlosen Möglichkeiten, die das Internet bietet?

Meiner Meinung nach kehrt die Branche zu den Fehlern der Jahrtausendwende zurück. Die Internet-Unternehmen kaufen Kunden statt Umsätze und Profitabilität. Kurzfristig mag es funktionieren, aber langfristig wird sich das rächen.

Geschichte wiederholt sich eben doch. eBay musste bereits den ersten herben Rückschlag hinnehmen und sich eingestehen, dass es für den populären VoIP-Anbieter Skype bei der Übernahme im Jahr 2005 deutlich zu viel auf den Tisch gelegt hat. Auch die Rentabilität bei Google muss eigentlich nach allen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten früher oder später angesichts der Zukäufe leiden. Ich glaube, dass es alleine schon aus diesen Gründen in den kommenden zwei oder drei Quartalen zu Korrekturen kommen wird – mit oder ohne Subprime-Krise. Dann könnte eine Massenflucht der Investoren aus dem Segment einsetzen. Die Schwerkraft wird die Kurse wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen – wie schon 2000.

Herzlichst
Ihr Engelbert Hörmannsdorfer - Chefrdakteur des Betafaktor-Börsenbriefs.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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