Kommentar
13:29 Uhr, 12.04.2017

Achtung: Es liegt was in der Luft!

Irgendetwas braut sich da gerade zusammen. Es kommt etwas auf uns zu, das sich nicht so recht fassen lässt. Umso größer sind die Konsequenzen.

An der Börse ist gerade wenig los. Einen Tag geht es ein klein wenig nach oben, den anderen wieder ein klein wenig nach unten. Die Kurse pendeln sich nahe ihrer Hochs ein. Und jetzt? Jetzt warten alle darauf, dass etwas passiert. Was das genau ist, dieses Etwas, weiß derzeit noch niemand so recht. Es kann wirtschaftlich sein, politisch, aber seit neuestem auch militärisch.

Dass uns möglicherweise eine militärische Überraschung erwartet, ist ganz neu. Die USA hatten sich unter Obama weniger in der Welt eingemischt. Trump war ohnehin gegen die USA als Aufpasser der Welt. Nun mischte sich das Land in Syrien ein, was natürlich gleich Russland empörte. Das muss selbstverständlich auch so sein. Aus Gewohnheit schenkt man sich halt nichts. Folgen hat das am Ende alles wohl nicht. Es ist ja nicht so, dass es in den Beziehungen der USA zu Russland noch etwas zu verlieren gäbe.

Anders sieht es auf der koreanischen Halbinsel aus. Die USA rücken vor und zeigen Präsenz. China wird gedrängt, das nordkoreanische Regime nicht mehr indirekt zu unterstützen. Der Diktatur Kim Jong Un lässt sich da nicht lange bitten und zieht zumindest schon einmal verbal in den Krieg. Das ist nicht das erste Mal, insofern ist der Vorgang nicht überzubewerten. Nordkoreas Führung bleibt aber vollkommen unberechenbar. Irgendwann läuft das Fass über.

Nordkorea macht in einer militärischen Auseinandersetzung gewiss nicht den ersten Schritt. Atomwaffen hin oder her, gegen den Rest der Welt kann das Militär nicht bestehen. Einen Krieg anzuzetteln wäre Selbstmord. So verrückt scheint das Land dann auch wieder nicht zu sein. Je mehr Kriegsschiffe von den USA in die Region entsandt werden und je mehr militärische Machtdemonstrationen in Übungen erfolgen, desto wahrscheinlicher kommt es irgendwann zum Zwischenfall. So mancher große Krieg begann ungewollt. Es wäre also nicht das erste Mal.

Viele führen die defensive Haltung von Anlegern der Spannungen in der Region in die Schuhe. Der Yen, eine Krisenwährung, gewinnt deutlich hinzu. Das ist jedoch nicht erst seit gestern so, sondern schon eine ganze Weile. Hinter den Kulissen werden Anleger defensiver. Schon seit Wochen flüchten Anleger in Europa wieder in Schweizer Franken, tschechische und dänische Kronen. Nun bekommt auch noch die gute Stimmung in der Wirtschaft einen ersten Dämpfer.

Der Sentimentindex der US-Kleinunternehmen, der nach Trumps Wahl durch die Decke ging (Grafik 1) knickt nun so langsam wieder ein. Man kann erahnen, dass sich die extrem gute Stimmung nun doch nicht in mehr Wirtschaftswachstum umsetzt. Das gilt nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Grafik 2 zeigt die Industrieproduktion (Mengenindex) und das Wachstum auf Jahressicht. Der Trend stimmt überhaupt nicht. Das Wachstum kommt praktisch zum Erliegen.


Die Industrieproduktion lässt sich auch mit dem Einkaufsmanagerindex vergleichen (Grafik 3). Die fast schon skurrile Divergenz sticht sofort ins Auge. Da passt etwas nicht. Meine Befürchtung ist, dass sich die Divergenz nach unten auflöst, also die Stimmung wieder kippt und wir bereits das Konjunkturhoch gesehen haben. Erkennen das Anleger erst - und so ganz, ganz langsam scheint es zu dämmern - gibt es ein Böses Erwachen. Dann kommt nicht nur ein laues Lüftchen, sondern ein Sturm auf den Markt zu.

Kommentatoren schieben die größere Vorsicht der Anleger gerade auf die politischen und potentiell militärischen Konflikte. Persönlich sehe ich da bestenfalls einen sehr vagen Zusammenhang. Mir scheint eher, dass nun so langsam klar wird, dass es wirtschaftlich doch nicht so läuft wie alle dachten. Die gute Stimmung der letzten Monate war nichts weiter als heiße Luft, die auch die Kurse an der Börse aufgebläht hat. Die Luft muss irgendwann raus.

Clemens Schmale

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16 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    "So mancher große Krieg begann ungewollt."

    Große Kriege beginnen nicht, und schon gar nicht "ungewollt". Kriege werden gemacht, ganz gezielt und mit voller Absicht.

    Das ist ja gerade, neben einigen anderen Aspekten, das Perverse an unserem Wirtschafts- und Finanzsystem:

    Kriege sind für dieses geisteskranke System tatsächlich "überlebensnotwendig". Und jeder, der das unterstützt, macht sich mitschuldig.

    11:29 Uhr, 13.04. 2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Gut geschrienen, Herr Schmale. Die Luftblase aus Luftgeld unterlegt von Geschwaetz Trumps wird zusehens duenner. Erwaehnenswert aber voellig abgeblocht fehlt die FETTE UEBERSCHRIFT: SENSATION! indiens Goldimporte steigen um sagenhafte 588% ! Wo ist da der Artikel dazu. Scheigen und Ignoranz im Blaetterwald. DAS IST EINE WICHTIGE NACHRICHT!

    08:29 Uhr, 13.04. 2017
  • Ridicule
    Ridicule

    Auch wenn der Artikel gut ist, seit Wochen wird hier der unmittelbare Untergang "herbeigeschrieben" ... alle möglichen Charts, vermeintliche Korrelationen, der VIX und VDAX ganz besonders werden permanent und gebetmsmühlenartig herangeführt. Nach dem Motto "FEAR SELLS" ... auch wenn die Vola-Indices recht niedrig sind, so sind doch andere Sentimentindikatoren deutlich von Niveaus entfernt, die in der Vergangenheit trefflich Korrekturen angezeigt haben.

    20:33 Uhr, 12.04. 2017
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Ich glaube diese Behauptung habe ich schon letzten Dezember gelesen. Seitdem ging es stur weiter bergauf. Ich hoffe, dass Sie diesmal recht haben, beim nächsten Jubelsprung warte ich oben mit den Shorts aber wohl erst bei 12.300. Denn vor dem Absturz haben die Götter meist die Euphorie gesetzt. Genausogut kann es aber sein, dass wir eine jahrelange Aufwärtsphase erleben, so wie wir sie im Dow Jones schon in den 80igern hatten.

    18:59 Uhr, 12.04. 2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Sehr guter Beitrag Herr Schmale, machen Sie weiter so. Ihre Artikel können in der Regel mehr als locker mithalten mit den Veröffentlichungen in Bezahlblättern. :-)

    18:18 Uhr, 12.04. 2017
  • Brainbow
    Brainbow

    Ich habe auch den Eindruck, dass sich etwas zusammenbraut.

    Dax stagniert

    --> VDAX New springt vom historischen Tief aber in knapp 4 Wochen von 11% auf 20%, Warnsignal in meinen Augen

    --> im gleichen Zeitraum steigt Gold von knapp 1200 auf 1275

    --> BundFuture im gleichen Zeitraum 159 --> 163,30

    Offensichtlich werden im Hintergrund sukzessive Risikopositionen abgebaut und sichere Häfen angesteuert....Warnsignale sind m.E. genügend da.

    17:54 Uhr, 12.04. 2017
  • mantra
    mantra

    trump feuert munter auf syiren und die börse macht noch nichtmal notiz davon, da kann auch nord korea nicht beeindrucken, wenn es aber wirklich soweit kommt dann gibt es keine börsen mehr und uns auch nicht mehr!

    16:51 Uhr, 12.04. 2017
  • hzweio
    hzweio

    Lieber Herr Schmale, ich bitte Sie sich nicht das Gemeckere des Herrn Funke zu eigen zu machen! Das einzige was hier nervt ist sein "Kommentar". Ich persoenlich finde (alle) Ihre Analysen sehr informativ, sehr aktuell, sehr gut geschrieben und absolut wichtig fuer das "verstehen" das aktuellen Marktgeschehens. Ich bin day trader im Forex Markt schaetze Ihre Analysen sehr. Es ist mitunter das einzige was ich auf godmode-trader lese. Bitte weiter so, vielen Dank...

    MfG

    16:49 Uhr, 12.04. 2017
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    LE PEN VS MELENCHON in der zweiten Runde der Wahl in Frankreich ... Rechts- vs Linkspopulist. Auch die wirtschaftspolitischen Grundsätze von Le Pen sind extrem links.

    schwarzer Schwan: ein europäisches Venezuela

    16:25 Uhr, 12.04. 2017
  • Fuzzi
    Fuzzi

    Ja, es "braut sich was zusammen" - eine längst überfällige - und gesunde- Korrektur im intakten Bullenmarkt

    16:10 Uhr, 12.04. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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