Abwartende Geldpolitik zu erwarten
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1. Gesamtergebnis: Der Deka-EZB-Kompass lag im Januar mit 52,6 Punkten niedriger als im Vormonat mit 53,1. Der Vormonat wurde hauptsächlich wegen einer stärker als erwarteten Industrieproduktion von 52,7 Punkten nach oben revidiert. Ausschlaggebend für den Rückgang im Monatsvergleich waren hauptsächlich die Daten der monetären Analyse. Der Score der monetären Analyse sank aufgrund einer niedrigeren Wachstumsrate von M3 und einer im Dezember enttäuschend schwachen Kreditvergabe von 79,2 auf 75,7 Punkte. Der Score der wirtschaftlichen Analyse blieb mit 46,8 nach 46,6 Punkten so gut wie konstant.
Die wesentlichen Veränderungen in diesem Monat betreffen die prognostizierte Entwicklung des Kompass. Wurde bislang eine Aufwärtstendenz bei der wirtschaftlichen Analyse auf Sechsmonatssicht prognostiziert, so zeigt der Kompass nunmehr eine Seitwärtstendenz an. Dies ist auch Resultat einer Erhöhung unserer EUR-USD Prognose von 1,30 auf 1,35 zum Jahresende. Diese führt zu einer weiteren Entlastung auf der Inflationsseite und zu einem etwas gedämpfteren Aufschwung, der gleichwohl nicht abbricht. Der EZB-Kompass insgesamt wird ebenfalls eine Seitwärtstendenz in den nächsten sechs Monaten aufweisen. Ein Einbruch der Konjunktur- und Inflationsdaten und damit rückläufige Kompasswerte sind nicht zu erkennen. Wir bleiben daher bei unserer Ansicht, dass eine Zinssenkung der EZB trotz der Wechselkursstärke aufgrund der bisherigen Datenlage nicht angebracht ist. Das flachere Prognoseprofil des EZB-Kompass bestätigt aber unsere im Januar verschobener Prognose einer ersten Zinserhöhung von September auf Dezember 2004.
2. Wirtschaftliche Analyse: Der fast unveränderte Score der wirtschaftlichen Analyse ist Resultat einer aufgrund von Basiseffekten ansteigenden Kernrate des HVPI und deutlicher Rückgänge der Veränderungsraten der Erzeugerpreise und der Importpreise.
3. Monetäre Analyse: Bei der monetären Analyse konnte die Kreditvergabe im Dezember nicht an den starken Anstieg im Vormonat anknüpfen. Gleichwohl erwarten wir weiterhin eine zyklische Erholung der Kreditvergabe in den nächsten Quartalen. Das M3-Wachstum fiel zuletzt wie erwartet aus und sollte in den nächsten Monaten weiter zurückgehen.
4. Cross-Checking der Analysebereiche und Gewichte: Der Score der wirtschaftlichen Analyse ist mit 46,8 Punkten nahe dem neutralen Wert von 50 Punkten. Der Score der monetären Analyse liegt mit 75,7 Punkten klar im restriktiven Bereich. Die Signale der beiden Säulen sind daher nicht gleichgerichtet. Die Signale der einzelnen Zeitreihen innerhalb der monetären Analyse sind allerdings auch nicht konsistent, da das Kreditwachstum unterhalb des neutralen Wertes und das M3-Wachstum klar oberhalb des neutralen Wertes liegt. Positiv anzumerken ist, dass sich die Scores von M3 und dem Kreditwachstum weiter angenähert haben, sodass das Ausmaß der Gegenläufigkeit der Signale erneut zurückgegangen ist.
5. Prognose: Die Analyse der 13 Zeitreihen des EZB-Kompass vermittelt ein gemischtes Bild, bei dem für Zinsänderungen keine Eile geboten ist. Die Verbraucherpreisvariablen HVPI, Kernrate des HVPI und Consensusinflationserwartungen bewegen sich im neutralen Bereich. Erzeugerpreise und Importpreise sprechen eher für Zinssenkungsspielraum. Der Outputgap, die Industrieproduktion und das Economic Sentiment liegen derzeit noch auf niedrigen Niveaus, unsere Sechsmonatsprognose zeigt aber steigende Werte an, sodass diese Werte dafür sprechen, dass der aus den sinkenden Importpreisen resultierende Zinssenkungsspielraum nicht ausgenutzt wird. Die beiden Politikvariablen Finanzpolitik und Lohnpolitik geben unterschiedliche Signale. Während die Finanzpolitik eher für steigende Zinsen spricht, zeigt der moderate Lohnstückkostenanstieg, dass die mittelfristigen Inflationsgefahren eher gering sind. Unterschiedliche Signale ergeben sich auch aus der monetären Säule. M3 und die reale Geldlücke warnen vor langfristigen Inflationsgefahren, die Kreditvergabe zeigt, dass diese derzeit aber nicht akut sind. Die Vielfältigkeit der Signale, die die Kompassvariablen anzeigen, verdeutlicht, dass die EZB die Zinsen für eine längere Zeit konstant halten sollte, bis sich stärkere Signale in die eine oder andere Richtung ergeben.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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