Kommentar
12:42 Uhr, 17.12.2008

2009 könnte besser ausfallen als allgemein erwartet

Das Aktienjahr 2009 wird voraussichtlich besser verlaufen, als die derzeitige Lage an den Kapitalmärkten erahnen lässt. Das Investment-Expertenteam von Fidelity International sieht eine Reihe von Entwicklungen, die sich positiv in den Kursen europäischer Aktien niederschlagen können. Die Unterstützungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken und das Nachlassen der Inflation dürften stimulierend wirken. Wenn die Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar anhält, profitieren die Exporteure, weil sich ihre Waren für Kunden außerhalb der Eurozone verbilligen.

Eine Reihe positiver Faktoren können das Börsengeschehen 2009 beeinflussen. Sie bilden einen Kontrapunkt zu den Prognosen, die einen Rückgang der europäischen Wirtschaftsleistung erwarten lassen, sowie zu den anhaltenden Problemen im Finanzsektor. "Die Angst vor einem Kollaps des Finanzsystems ist weitgehend gewichen. Stattdessen tragen die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und die umfangreichen Maßnahmenpakete vieler Staaten zur Beruhigung der Märkte bei", sagte Miguel Corte-Real, Director European Equity Products bei Fidelity International.

Messbares Indiz hierfür ist der Rückgang bei den Prämien für Kreditausfallversicherungen. Auch der Volatilitätsindex VIX, der die Schwankungsbreite an den Aktienmärkten misst, ist von einem extrem hohen Niveau deutlich gesunken. Kurzfristig hat dies möglicherweise kaum Bedeutung - für eine langfristige Erholung ist es jedoch unerlässlich, dass die Volatilität nachlässt und die Marktteilnehmer nicht so leicht in Panik verfallen wie in den vergangenen zwölf Monaten.

Niedrige Lohnstückkosten und Inflation unterstützen
Ein bedeutender Faktor für den Konjunkturverlauf 2009 ist die Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Zwar werden die Erwerbslosenzahlen steigen, es zeichnet sich jedoch noch kein einschneidender Beschäftigungsabbau ab. Deutschland ist durch niedrige Lohnstückkosten nach wie vor äußerst wettbewerbsfähig, und ein deutliches Anziehen der Löhne und Gehälter erscheint hier wenig wahrscheinlich. Dies trägt gemeinsam mit der nachlassenden Inflation dazu bei, dass keine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt wird.

Der Rückgang der Teuerungsraten hat noch einen weiteren positiven Effekt: Er eröffnete der Europäischen Zentralbank (EZB) Freiräume, die Geldpolitik zu lockern. Dadurch erhalten die Märkte zusätzliche Liquidität, was die Kreditvergabe belebt und die Wirtschaft stimuliert. Seit Anfang Oktober senkte die EZB den Leitzins um 1,75 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent. Im Januar könnte unter Umständen ein weiterer Zinsschritt folgen. Auch im Hinblick auf eine Annäherung an das historisch niedrige Zinsniveau in den USA, Japan und Großbritannien kann die EZB niedrigere Leitzinsen in Erwägung ziehen.

Die Sparraten waren in Europa in der Vergangenheit in der Regel höher als im angelsächsischen Raum. Dadurch verfügen die meisten Europäer über Rücklagen, die ihnen über Zeiten mit magerem Wirtschaftswachstum hinweghelfen. Die Ersparnisse erlauben sogar, dass der Konsum steigt, wenn sich das Stimmungsbild bessert. Auch dies wäre ein unterstützender Faktor für die Konjunktur, wenn sich gleichzeitig die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern.

Schwacher Euro begünstigt Exporteure

Positiv könnte sich auch auswirken, dass der Höhenflug des Euro vorläufig ein abruptes Ende fand. Die Gemeinschaftswährung hat gegenüber dem US-Dollar seit Mitte Juli rund 15 Prozent an Wert verloren. Das macht europäische Exporteure wettbewerbsfähiger: Ihre Waren und Dienstleistungen werden aus Sicht von Käufern, die in Dollar abrechnen, günstiger. Speziell für die stark exportorientierte deutsche Industrie erhöht dies die Absatzchancen.

Voraussetzung für eine Erholung im Bankensektor ist ein Ende des Immobilienpreisverfalls. Wann dies eintritt, ist derzeit jedoch nicht absehbar - in Ländern wie Spanien, Irland und Großbritannien werden die Rückgänge bei den Eigenheimpreisen noch einige Zeit anhalten. Vor diesem Hintergrund kann die EZB durch weitere Zinssenkungen den Druck auf Hauseigentümer reduzieren und zur Entspannung in den Gebieten mit den größten Problemen im Immobiliensektor beitragen.

Aktienkurse spiegeln schwere Rezession wider
Nach den Kurskorrekturen im Jahr 2008 weisen europäische Aktien so niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse wie zuletzt vor 20 Jahren auf. Im Zuge einer möglichen Normalisierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird sich der Fokus der Marktteilnehmer wieder zunehmend auf attraktive Investmentgelegenheiten richten. "Die Aktienmärkte - ein Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung - spiegeln im Moment die Erwartung einer schweren globalen Rezession wider. Es ist jedoch möglich, dass der Konjunktureinbruch nicht so stark ausfällt wie derzeit prognostiziert", so Corte-Real.

Stärkerer Fokus auf Dividendenrendite

Investoren werden sich bei der Aktienauswahl wieder stärker auf Fundamentaldaten wie Eigenkapital und Gewinne konzentrieren. Dividendenrenditen werden wieder einen größeren Beitrag zur Rendite leisten; ein Faktor, der angesichts der Kursgewinne der letzten Jahre häufig in Vergessenheit geraten war. Investoren, die eine gezielte Einzeltitelauswahl anwenden, können in diesem Umfeld aussichtsreiche Anlagechancen identifizieren, auch wenn die wirtschaftliche Erholung noch eine Weile auf sich warten lässt.

Quelle: Fidelity

Die 1946 gegründete US-Investmentgesellschaft Fidelity ist das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen für private Anleger von 12,25 Mrd. Euro, vertreibt 104 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 210 Mitarbeiter (Stand: 31.12.2007).

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