Kommentar
17:24 Uhr, 16.01.2007

2007: Das Jahr von Gold und Silber?

Gold zeigte auch im Jahr 2006 wieder eine hohe relative Stärke zu seinen beiden Hauptbestimmungsfaktoren – dem US-Dollar und Erdöl. Das gelbe Edelmetall gewann in 2006 um rund 24%, obwohl Erdöl ein Plus von lediglich 0,8% aufwies. Dabei kam Gold die Stärke des Euro zum US-Dollar zu gute – die Gemeinschaftswährung wertete im Jahresverlauf 2006 um 11,4% auf.

Doch im Jahr zuvor war es genau umgekehrt: Der Euro verlor um 14% und trotzdem konnte Gold um 35% ansteigen. Im Jahr 2005 war die Stütze für den Goldpreis das Erdöl, welches sich um 34% verteuerte. Gold kann also ganz offensichtlich aus eigener Kraft steigen. Der im Jahr 1999 begonnene Aufwärtstrend hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt. Die anhaltende Beliebtheit von Gold liegt unserer Meinung an der fallenden Produktion und einer gleichzeitig immer weiter steigenden Nachfrage.

Die Nachfrage teilt sich in zwei Kategorien: Die physische und die spekulative. Zum einen trägt das Wirtschaftswachstum der aufstrebenden Länder in Asien zur Erhöhung der Schmucknachfrage (physische Nachfrage) bei. Zum anderen haben Anleger das Metall in den letzten Jahren für sich entdeckt (spekulative Nachfrage). In Europa und den USA sorgen ETFs und Anlagezertifikate dafür, dass auch normale Anleger an den Preisveränderungen von Gold teilhaben können, womit der spekulative Anteil an den Preisveränderungen täglich weiter wächst.

Die vom World Gold Council weltweit emittierten fünf börsennotierten Fonds (ETFs) halten im November 2006 insgesamt 526 Tonnen physisches Gold, während in dem US-amerikanischen iShares Silver Trust-ETF 3400 Tonnen Silber lagern. Da die ETFs Gold und Silber physisch kaufen, führt die spekulative Nachfrage nach den beiden Metallen zu einer tatsächlichen Angebotsverknappung bei den beiden Edelmetallen. Die in den Gold-ETFs gehaltene Goldmenge entspricht in etwa jener der Zentralbankenbestände Österreichs und Belgiens zusammen – 3400 Tonnen Silber entsprechen dagegen ungefähr 17% der weltweiten Jahresproduktion des Edelmetalls.

Nun liegen aber die weltweiten Zentralbankbestände mit rund 30,000 Tonnen um den Faktor 57 über den Goldmengen, welche in ETFs gehalten werden. Zentralbankverkäufe, wenngleich sie normalerweise innerhalb vordefinierter Mengen stattfinden, können am Goldmarkt also unvorhergesehen und zu jeder Zeit zu einer künstlichen Erhöhung des Angebots und damit zu einem Preiseinbruch führen. So geschehen im Sommer 2006 – als Gold von den Rekordständen um 720 Dollar pro Feinunze binnen weniger Wochen bis auf 540 Dollar abstürzte. Daran maßgeblich beteiligt waren Zentralbanken. In Zeiten knapper Kassen der Regierungen wecken also hohe Goldpreise Begehrlichkeiten, mit Golderlösen Haushaltslöcher zu stopfen - eine Gefahr, der sich Anleger bewusst sein müssen.

Gold - Öl

Gold - Euro

Gold - Silber

Gold – Dollar Index

Gold BUGS - Gold

Gold – DAX

0,86

0,77

0,91

-0,72

0,97

-0,10

Korrelationskoeffizienten bei Gold

Auch Silberinvestoren können diese Tatsache nicht ignorieren, weil Silber eine sehr hohe Korrelation zu Gold aufweist. Der Korrelationskoeffizient liegt bei 0,91 – Silber wird sich also nur in Ausnahmefällen in die entgegengesetzte Richtung wie Gold bewegen. Ein Koeffizient von 1 bedeutet, dass zwei Werte genau gleich laufen, während sie sich bei einem Koeffizienten von -1 genau in die entgegengesetzte Entwicklung bewegen. Werte um die Nulllinie bedeuten, dass keine Verwandtschaft zwischen zwei Basiswerten festzustellen ist.

Silber bewegt sich traditionell wie ein Hebelprodukt auf Gold. Sehr hohe Beachtung findet dabei das Verhältnis zwischen Gold und Silber, die beschreibt, um wie viel teurer eine Unze Gold im Verhältnis zu einer Unze Silber ist. Ende 2006 kostet Gold rund 50-mal mehr als Silber. Im Jahr 2003 betrug dieser Faktor noch rund 80. Im Jahr 2004 kam es dabei zu einer Trendwende: Der Aufwärtstrend der Ratio wurde impulsiv nach unten durchbrochen, was eine weiter fallende Ratio ankündigte. Die Ratio befindet sich seither in einem klar definierten Abwärtstrend, was bedeutet: Silber dürfte sich relativ zu Gold weiterhin überdurchschnittlich entwickeln. Wenn Gold allerdings deutlich fallen sollte, so würde dies auch Silber treffen.

Nun haben mehrere Zentralbanken rund um den Globus angekündigt, ihre dollarlastigen Währungsreserven mit Gold diversifizieren zu wollen. Tatsächlich könnte dies den Goldmarkt, an dem heute schon die jährliche Produktion deutlich unter der jährlichen Nachfrage liegt, weiter verknappen. Immer wieder sind dabei die chinesischen Goldreserven ein Thema. China könnte seine Goldkäufe deutlich ausweiten, um seine dollarlastigen Devisenreserven zu diversifizieren. Immerhin hält China nur 1,3% seiner über 1 Billion US-Dollar großen Devisenreserven in Gold, gegenüber 60% in Deutschland. Ob Beijing dabei nicht attraktivere Anlagen zur Verfügung stehen, wie die Beteiligung an oder Übernahme von westlichen Unternehmen, und dass sich die chinesische Regierung nicht eher dafür entscheiden wird, kann nicht ausgeschlossen werden. Immerhin könnte sie auf diesem Wege ihren politischen Einfluss auf die Industrieländer weiter erhöhen.

Dollar Index – Silber

10 yr T-Bond-Future - Silber

Silber – Öl

-0,60

0,09

0,82

Korrelationskoeffizienten bei Silber

Trotz dessen spricht die Charttechnik für eine weitere positive Tendenz bei Gold und Silber im Jahr 2007. Für Gold können für 2007 Kursziele von 830 Dollar und anschließend von 1000 Dollar pro Feinunze abgeleitet werden. Wichtig hierfür ist aber die Marke von 640 Dollar pro Feinunze. Hier scheinen große Adressen immer noch große Mengen Gold verkaufen zu wollen und drücken den Preis immer wieder nach unten, wenn er in diesen Bereich ansteigt.

Silber: 2007er Kursziel von 18 Dollar?

Analysten des Schweizer Researchhauses MKS Finance rechnen mit einem Anstieg des Silberpreises im Verlauf des Jahres 2007 auf 18 Dollar pro Feinunze. Der Durchschnittspreis werde bei 13,75 Dollar liegen – das Jahrestief sehen die Analysten bei 12 Dollar pro Unze.

Die Einführung des Silber-ETF im Jahr 2006 steigere das spekulative Interesse an Silber, weshalb sich das Edelmetall „immer mehr wie ein Finanzinstrument und weniger wie >reiner< ein Industrierohstoff“ verhalten werde.

Sie sehen zwar auch in 2007 eine Fortsetzung der ausgeglichenen Bilanz zwischen Angebot und Nachfrage. Neue Zuflüsse spekulativen Kapitals könnten aber das Angebot zu Zeiten verknappen. Dies werde immer wieder zu „kurzen aber starken“ Rallyes bei Silber führen.

Doch die Analysten haben auch warnende Worte zum Silbermarkt. Das Kursziel von 18 Dollar pro Unze sei nicht dauerhaft, sondern als Prognose für den Höchstkurs in 2007 zu verstehen. Die Analysten rechnen nicht damit, dass der Silberpreis dauerhaft auf einem Hoch bei 18 Dollar pro Unze verharren werde. Vielmehr rechnen die Experten damit, dass Silber auch in 2007 das „volatilste und unberechenbarste Edelmetall überhaupt“ sein werde.

Quelle des Artikels: Rohstoff-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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