2003: Ein gutes Jahr für Fondsanleger - oder?
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Externe Quelle: Morningstar Deutschland
2003: Ein gutes Jahr für Fondsanleger - oder?
Kaum ein Fonds, der in diesem Jahr Miese gemacht hat. Einige Spezialitätenprodukte haben gar 50 Prozent und mehr zugelegt. Freude allenthalben?
Nicht ganz. Just jene Fonds, die in diesem Jahr die höchsten Wertzuwächse zu verzeichnen haben, haben den Anlegern in den Vorjahren oft verheerende Verluste beschert. Nehmen wir etwa den H&A DAC Internet-Fonds. Sagenhafte 124 Prozent Rendite in 2003, zwischenzeitlich waren es sogar wesentlich mehr. Aber: in den Jahren 2001 und 2002 beliefen sich die Verluste auf jeweils gut 60 Prozent. Nun gut, werden einige sagen, zwei mal 60 macht 120, dann sind wir ja wieder im Geschäft.
Tja, jene Zeitgenossen haben wohl geschwänzt, als Prozentrechnen in der Schule dran war. Denn kumuliert ergibt sich ein Minus von rund 72 Prozent über drei Jahre. Wer also damals eingestiegen ist - und die Mehrzahl der Anleger in derartigen Fonds dürfte eher noch später, also teurer eingestiegen sein - hat noch immer fast drei Viertel seines eingesetzten Geldes verloren.
Dies ist natürlich ein Extrembeispiel. Es soll jedoch verdeutlichen, dass Investoren in Aktienfonds selbst nach einem erfreulich verlaufenen Jahr noch ihre Wunden aus den vorangegangenen zweieinhalb Anni horribili lecken.
Rentenfondsfreaks hingegen mussten nach Jahren sehr guter Performance eine Verschnaufpause hinnehmen, vor allem natürlich jene mit Schwerpunkten im Dollarraum. Dennoch waren die Verluste -wenn überhaupt - meist im niedrigen einstelligen Bereich angesiedelt.
Aus Sicht der Fondsanbieter war das zu Ende gehende Jahr sicherlich zufriedenstellend. Endlich gab es wieder Nettomittelzuflüsse in die margenträchtigen Aktienfonds. Mit Anleihen- und erst Recht mit Geldmarktfonds ist längst nicht so viel Geld zu verdienen. Mit Garantiefonds allerdings schon. In diese fragwürdigen Vehikel wurden die Anleger in den Baissejahren massiv hinein getrieben. Mit dem Ergebnis, dass viele von ihnen durch die eingebaute Handbremse von den Gewinnen der Börsen nur stark reduziert profitieren konnten.
Also kam die Fondsbranche auf einen neuen Heilsbringer: Absolute Return. Das ist zwar nicht wirklich Neues, passte aber als Marketingkampagne gut in diese Zeit der verunsicherten Anleger. Nach anfänglichen Vertriebserfolgen ist jedoch mittlerweile wesentlich ruhiger um diese Produkte geworden. Vielleicht ist vielen Bankkunden doch bewusst geworden, dass die vorherigen Pauschalempfehlungen auch nicht der Weisheit letzter Schluss waren.
Immobilienfonds waren über weite Strecken des Jahres hinweg ein wirklicher Renner bei den Fondssparern. Ein Beweis dafür, dass es mit dem Wissensniveau bei Deutschlands Privatanlegern doch noch nicht allzu weit her ist. Niedrige Renditen bei unangebracht hohen Einstiegskosten, zudem fehlende Transparenz und sich häufende Risiken für die Zukunft - nichts von alledem kann die Deutschen anscheinend von Ihrer Immomanie abhalten.
Aber auch wichtige gesetzliche Weichenstellungen für die Fondsbranche spielten sich in diesem Jahr ab. So wurde mit dem Investmentmodernisierungsgesetz beschlossen, die unsägliche steuerliche Benachteiligung ausländischer Investmentfonds abzuschaffen. Die Kostentransparenz wird erhöht, und der EU-Pass, also die Vereinfachung der europaweiten Zulassung für Fonds, rückt näher.
Andererseits wurden Hedgefonds auch für Privatanleger zugelassen. Obgleich die potenziellen Gefahren dieses Schritts durch eine Beschränkung auf "erfahrene" Investoren abgemildert, verwundert doch der Verzicht auf eine Regulierung der Beratungskompetenz für diese hochkomplexen Produkte. Wie eben jene Bankberater, die in den Vorjahren ihre Kunden massiv in Neuer Markt-Fonds und andere Ungetüme trieben, nun auf einmal in der Lage sein sollen Hedgefonds kompetent zu vermitteln, bleibt somit fraglich.
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