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12:30 Uhr, 08.02.2022

10J UST-Rendite nimmt 2%-Marke ins Visier

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In einem deutlich ereignisärmeren Umfeld als es die vergangenen zwei Wochen vorherrschte versuchen die Anleger nun, ihre Leitzinserwartungen zu sortieren. Die 10J-Renditen driften in diesem Zusammenhang heute früh etwas weiter nach oben, wobei die US Treasury-Rendite allmählich Kurs auf die 2 %-Marke nimmt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sicherte gestern einen „graduellen“ Ansatz zur geldpolitischen Normalisierung zu, die Zinsanhebungserwartungen schwächten sich minimal ab. Auf dem Datenkalender sehen wir heute lediglich den NFIB Stimmungsindex für kleinere Unternehmen und die Handelsbilanzzahlen für die USA. Der Ereigniskalender wird weiterhin vom diplomatischen Austausch in der Ukraine-Frage dominiert, während die Europäische Kommission ihren „EU Chips Act“ vorstellt.

Bevor am Donnerstag die neuesten amerikanischen Inflationszahlen veröffentlicht werden, versuchen die Anleger, ihre Zinsanhebungserwartungen zu sortieren. Für die Fed werden ausweislich der Geldmärkte mittlerweile Zinsanhebungen im Ausmaß von 135 Basispunkten für dieses Jahr eingepreist, also mehr als fünf Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte. Aber auch die Größe der Zinsanhebungen wird weiterhin diskutiert. Für die erste Anhebung im März steht die Wahrscheinlichkeit eines 50 Bp-Schrittes gegenüber einer 25 Bp-Anhebung derzeit bei 2/3 zu 1/3. Für nächstes Jahr sind weitere Zinsanhebungen im Ausmaß von mehr als 50 Basispunkten eingepreist. Der Leitzins würde demnach bis Ende kommenden Jahres bis auf 2,00 % angehoben werden. Bemerkenswert: In der Erwartungshaltung der Anleger bricht der Zinsanhebungszyklus an dieser Stelle abrupt ab. Jenseits des kommenden Jahres ist in den Geldmärkten keine weitere zinspolitische Straffung eingepreist.

Entsprechend der mittelfristigen Leitzinserwartung von 2,00 % nähert sich auch die 10J UST-Rendite diesem Niveau an. Die Erfahrung zeigt, dass die 10-Jahres-Rendite zu Beginn eines Zinsanhebungszyklus in etwa auf jenem Renditeniveau handelt, welches in den Geldmärkten als Spitze des Zinsanhebungszyklus erwartet wird. Heute früh klettert die 10J UST-Rendite um zeitweilig mehr als 4 Bp bis auf 1,95 %. Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die 2,00 %-Marke bald erreicht sein wird. Oberhalb von 2,00 % handelte die 10J UST-Rendite zuletzt im Juli 2019.

Im Sog des US-Marktes zieht es heute früh auch die Bundrenditen nach oben. Bei 0,25 % erreichte die 10J-Laufzeit das höchste Niveau seit Januar 2019. Auch für die EZB wird in den Märkten die Erwartung von (fast) fünf Zinsanhebungen in diesem Jahr widergespiegelt, allerdings lediglich im Ausmaß von jeweils 10 Basispunkten. Ob die EZB, sollte sie tatsächlich die Leitzinsen anheben, in Schritten von 10 Basispunkten oder im Ausmaß von 25 Basispunkten vorgehen wird, ist eine zu diesem Zeitpunkt ungeklärte Frage. In einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments sicherte Notenbankpräsidentin Christine Lagarde gestern einen „graduellen“ Ansatz zur geldpolitischen Normalisierung zu. Ob damit jedoch gemeint ist, die EZB würde Zinsanhebungen in Inkrementen von lediglich 10 Basispunkten anstreben, darf jedoch bezweifelt werden. Der „Weg zur Null“, also die Beendigung der seit fast acht Jahren andauernden Phase der Negativzinsen, würde sich durch einen solchen Ansatz ziemlich in die Länge ziehen. Die Geldmärkte reflektieren eher die Erwartung von Zinsanhebungen im Ausmaß von 25 Basispunkten, eine im September, eine im Dezember. Für das kommende Jahr preist der Markt etwas mehr als zwei weitere derartige Zinsschritte ein. Es ist derzeit jedoch unklar, ob die Anleger ein Ende des Zinsanhebungszyklus mehrheitlich bei 0,50 % oder bei 0,75 % sehen. Ähnlich wie bei der Fed (und auch bezüglich der Bank of England) wird nicht erwartet, dass sich der Zinsanhebungszyklus bis in das übernächste Jahr strecken wird.

Im Vergleich zu einem von den Marktteilnehmern anvisierten Leitzinsniveau von 0,50 % oder gar 0,75 % erscheint die 10J Bundrendite bei aktuell rund 0,25 % eher niedrig. Es ist daher durchaus möglich, dass der Renditeanstieg in den kommenden Wochen und Monaten noch andauern wird. Eine Fortsetzung der rasanten Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage (+20 Basispunkte seit der EZB Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag) wäre aber überraschend.

Während an den Aktienmärkten die Kursausschläge geringer werden, dürfte heute das Augenmerk der Anleger also hauptsächlich auf die Renditetableaus gerichtet sein…

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