Kommentar
11:48 Uhr, 06.02.2007

10 Dinge, die ich bei der Arbeit mit Tradern gelernt habe

Seit der Veröffentlichung meines Buches, „The Psychology of Trading“ ist eine Menge passiert. Ich habe meine persönliche Website ausgebaut, und einen Research-Blogg hinzugefügt (www.traderfeed.blogspot.com), habe damit begonnen für diverse Trading Websites und Magazine zu schreiben, und habe einen Job bei einer Proptradingfirma angenommen, wo ich mit professionellen Tradern arbeite. Letztere Erfahrung, mit Kingstree Trading, LLC in Chicago, war besonders informativ, da sie mir die Möglichkeit eröffnet hat erfolgreiche Trader beim Prozess des Tradings beobachten zu können. Es war mir ebenfalls möglich sowohl als Mentor, als auch bei der Ausbildung neuer Trader Teil zu haben. Ich habe aus diesen Erfahrungen so viel lernen können, dass ich Ende des Jahres 2005 begonnen habe ein neues Buch zu schreiben. Dieses heißt „Enhancing Trader Performance“ und handelt von Nachforschungen auf den Gebieten der Höchstleistungen (Athletik, darstellende Kunst, Militärelite), um festzustellen, wie die Personen, die regelmäßig Spitzenleistungen vollbringen, ticken. Mein Ziel beim Schreiben dieses Buchs lag darin, diese Lektionen auf Trader und das Trading umzulegen, damit jeder von uns die Möglichkeit hat, das meiste aus seinen Talenten und Fähigkeiten rauszuholen. Dieses Buch ist im Herbst 2006 erschienen, und ich hoffe, dass es mir ermöglichen wird auch in der Zukunft aufschlussreiche Erfahrungen mit Tradern auf der ganzen Welt zu sammeln.

Als ich mich hingesetzt habe, um diesen Artikel zu schreiben, dachte ich, dass er zwar zur Herausforderung – jedoch auch sehr hilfreich – werden würde, all die Erfahrungen in 10 Lektionen zu filtern, die ich bei der Arbeit mit Tradern (inklusive meiner Person!) gelernt habe. Beginnen wir also mit der Aufgliederung – mit all dem Hausverstand und der Weisheit von Dr. Brett – abzüglich des Hausverstands:

  1. Trading wirkt sich genau so stark auf Psychologie aus, wie sich die Psyche auf das Trading auswirkt – Dies war tatsächlich der treibende Faktor, der hinter dem Schreiben des neuen Buchs gestanden hat. Viele Trader sind Stress und Frustration ausgesetzt, weil ihr Trading sehr dürftig ist, und sie am Markt keinen Vorteil besitzen. Die Arbeit an Ihren Emotionen wird Ihnen nur sehr limitiert helfen können, wenn Sie Ihr Geld riskieren und keinen Vorteil haben.
  1. Emotionale Belastungen treten auch bei den erfolgreichsten Tradern auf – Eine Tradingmethode mit einer Trefferquote von 60 % wird in 2 bis 3% der Fälle vier aufeinander folgende Verluste aufweisen, und zwar unabhängig davon, ob der Kurs flach verläuft oder ein eindeutiger Trend vorliegt. Ketten von Ereignissen (einschließlich Verlusttrades) treten durch reinen Zufall bestimmt wesentlich öfter auf, als Trader darauf vorbereitet wären.
  1. Gewinnen stört die Emotionen im selben Umfang wie Verlieren – Wir sind immer dann verstört, wenn Dinge auftreten, die außerhalb unserer Erwartung liegen. Die Methode mit einer Trefferquote von 60 % wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 13 % vier aufeinander folgende Gewinner produzieren. Trader sind für Überkonfidenz während Gewinnserien genauso anfällig, wie für Unterkonfidenz in Verlustserien.
  1. Fähigkeiten bei der Positionsgrößenbestimmung – Der schnellste und sicherste Weg zu finanziellem Schaden liegt darin Positionsgrößen zu handeln, die zu groß für das eigene Portfolio sind. Wir nehmen Gewinne und Verluste im Verhältnis zu unserem Portfoliowert wahr. Wenn wir zu große Positionen handeln, dann hat das übertriebene Ausschläge von Gewinnen und Verlusten zur folge, welche wiederum übertriebene emotionale Ausschläge zur Folge haben.

Training ist der Pfad zur Expertise – Denken Sie an jedes Leistungsfeld, das es gibt – Sport, Musik, Schach, Schauspielerei – und Sie werden merken, dass nur Übung zu Fähigkeiten führt. Trading ist in gewisser Art und Weise noch schwieriger als andere Leistungsfelder, da es keine Collegeteams oder unterklassige Mannschaften für die

  1. Entwicklungsphase gibt. Wir spielen von Tag eins an gegen die Profis. Ohne Training und Übung, werden wir es nicht schaffen jene Fähigkeiten zu entwickeln, die uns bei dieser Herausforderung das Überleben ermöglichen.
  1. Erfolgreiche Trader besitzen reichhaltige mentale Landkarten – Erfolgreiches Trading läuft immer auf Mustererkennung und die Entwicklung mentaler Landkarten zurück, die uns dabei helfen unsere Wahrnehmungen in konkrete Tradingverhaltensmuster zu verwandeln. Ohne solche mentalen Landkarten verlieren sich Trader in der Komplexität.
  1. Marktveränderungen – Muster von Volatilitäten und Trends verändern sich permanent, und sie verändern sich über mehrere Zeitfenster. Aus diesem Grund wird keine Tradingmethode in einem Markt pauschal erfolgreich sein. Der erfolgreiche Trader meistert nicht nur Märkte, sondern auch die Veränderungen in diesen Märkten.
  1. Auch die besten Trader sind mit Phasen des Drawdowns konfrontiert – Wenn sich die Gegebenheiten an Märkten ändern, durchlaufen die besten Trader den Prozess des Umlernens. Jene die Erfolg haben, sind diejenigen die ihr Geld in den guten Zeiten sparen, um die mageren Phasen überleben zu können.
  1. Der Markt in dem man tradet, wirkt sich auf die Performance genauso stark aus, wie die angewendete Tradingmethode – Manche Märkte sind volatiler oder neigen eher zu Trends als andere; manche haben eindeutigere Muster als andere. Der Schlüssel liegt nun darin die Richtige Form zwischen Trader, Tradingmethode und dem Markt zu finden.
  1. Auf die Ausführung des Trades und Trademanagement kommt es an – Ein überraschend großes Maß von langfristigem Tradingerfolg hängt von guten Preisen beim Ein- und Ausstieg ab. Das eindeutigste Anzeichen für Misserfolg beim Trading liegt dann vor, wenn der durchschnittliche Gewinn/Verlust von Verlusttrades dem durchschnittlichen Gewinn/Verlust von Gewinntrades übersteigt.

Mittlerweile habe ich bereits 10 Dinge erwähnt, und ich könnte mit Leichtigkeit noch 10 weitere aufschreiben. Nummer 11 wäre, dass erfolgreiche Performance-Mentoren auf ihrem speziellen Gebiet Expertise besitzen. Ich meine damit, dass die Lehrer von Konzertmusikern selbst Erfahrung als Musiker gesammelt haben; Basketballtrainer diesen Sport ausnahmslos selbst ausgeübt haben. Sie lernen Trading, indem Sie ihren Mentor beim Trading zusehen, und Ihren Mentor bei Ihrem Trading zusehen lassen. Ein richtiger Mentor muss einen langen Weg gehen, um Lernkurven zu verkürzen. Finden Sie es selbst heraus: Welcher Prozentsatz von Baseballspielern, Golfern, Schauspielern, Schachspielern, Sängern oder Radfahrern kann von seinen Aktivitäten konstant leben? Ist Trading wirklich einfacher als diese Dinge? Es ist die nackte Realität, dass Expertise in jedem Leistungsfeld die Ausnahme darstellt, und nicht die Regel. Engagiertes Üben und Training sind ganz einfach notwendig. Wenn Sie emotional auf die Lernkurve vorbereitet sind – und von der Herausforderung begeistert sind – dann sind Sie der Konkurrenz schon voraus. Beginnen Sie mit dem Finden der drei M’s: richtige Methode, Märkte und Mentoren. Diese stellen das Fundament für Erfolg dar, auf denen Sie Fähigkeiten und Erfahrungen aufbauen. Genießen Sie diese Reise!

TJ-Fazit:

Die Auseinandersetzung mit der statistischen Eintrittswahrscheinlichkeit von Gewinn- und Verlustserien kann vor emotionalen Belastungen schützen.

Trading ist ein sich fortsetzender Prozess. Man darf nie aufhören dazu zu lernen.

Erfolgreiche Trader meistern nicht nur die Märkte, sondern auch die Veränderungen, die an diesen auftreten.

Trader beginnen direkt in der Profiliga.

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Autor: Brett N. Steenbarger, Ph.D. Dieser Fachartikel wurde im Tradersjournal veröffentlicht.

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