-->> Deutschland feiert den Tag der Einheit
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Tag der deutschen Einheit: Brandenburger Tor wird enthüllt
Offizielle Feiern beginnen mit Gottesdienst
Mit der Enthüllung des Brandenburger Tors, einem Straßenfest und dem traditionellen Staatsakt wird am Donnerstag erstmals seit 1990 der Tag der deutschen Einheit in Berlin gefeiert. Höhepunkt soll am Abend eine Party auf dem Pariser Platz sein, bei der die Hülle um das frisch sanierte Wahrzeichen mit einem riesigen Reißverschluss geöffnet wird.
Als Ehrengast wird der frühere US-Präsident Bill Clinton erwartet; angesagt haben sich auch Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Gottesdienst im Berliner Dom
Die offiziellen Feiern beginnen am Morgen mit einem Gottesdienst im Berliner Dom und dem Staatsakt, bei dem Rau eine Rede halten wird. Bei einem Bürgerfest präsentieren sich Bundesregierung und Bundesländer. Bundesrat, Abgeordnetenhaus und mehrere Landesvertretungen öffnen ihre Türen für Besucher.
Bereits am Mittwoch waren Tausende über das große Straßenfest flaniert, bei dem sich die 16 Bundesländer präsentieren. Am Abend gab es ein "Dankeschön-Konzert" für die Helfer des Hochwassers vor dem Brandenburger Tor, zu dem Menschen aus allen Bundesländern eingeladen waren.
Wowereit: "Unglaubliche Solidarität"
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz in den Flutgebieten an Donau, Mulde und Elbe. "Sie haben ihren Beitrag in unglaublicher Solidarität geleistet. In vielen Fällen haben sie geholfen und damit erst verhindert, dass Not ausbricht."
Zu Beginn der zweitägigen Feiern hatte Wowereit betont, Deutschland sei in etlichen Punkten noch kein vereintes Land. Als Beispiele nannte er ungleichen Lohn sowie hohe Arbeitslosigkeit, fehlende Infrastruktur und Abwanderung im Osten.
Nooke: Vorurteile abbauen
Der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Günter Nooke, forderte die Menschen in Ost und West auf, Vorurteile abzubauen. Der "Vater des Einigungsvertrages", Wolfgang Schäuble (CDU), bedauerte, dass die Wiedervereinigung nicht für Reformen in der alten Bundesrepublik genutzt worden sei.
Das seit zwei Jahren hinter einer Plane verborgene Brandenburger Tor wird als Wahrzeichen der Wiedervereinigung bewusst in den Mittelpunkt der Feiern gerückt - die Enthüllung soll via Fernsehen in viele Länder übertragen werden. Clinton, der von Wowereit einen Stein aus dem Tor geschenkt bekommen soll, will nach der Enthüllung zu den Berlinern sprechen.
Kohl redet in Dresden
In Dresden hält Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Donnerstag die Festrede im sächsischen Landtag. Um den Auftritt Kohls hatte es im Vorfeld einen Eklat gegeben. Die SPD-Abgeordneten bleiben dem Festakt aus Protest fern. Sie werfen Kohl vor, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) mit dem Nazi-Politiker Hermann Göring verglichen zu haben.
US-Präsident schickt
Rau "herzliche Grüße"
zum Tag der Einheit
Kein Hinweis auf
abgekühlte Beziehungen
Zum Tag der deutschen Einheit hat US- Präsident George W. Bush seine "herzlichen Grüße" an Bundespräsident Johannes Rau übermittelt. In einem handschriftlich unterzeichneten Brief schrieb Bush, Amerika feiere am zwölften Jahrestag der deutschen Vereinigung gemeinsam mit Deutschland "diesen bedeutenden Tag".
In dem Schreiben fehlt jeder Hinweis auf die zuletzt wegen der unterschiedlichen Positionen zur Irak-Politik stark abgekühlten deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Nach Angaben von Raus Sprecher Klaus Schrotthofer weist der US- Präsident auf die historischen Verbindungen zwischen beiden Völkern hin, die bis zur Gründung der USA zurückreichten. "Während des vergangenen halben Jahrhunderts haben sich diese Beziehungen durch die gemeinsame Verpflichtung auf demokratische Werte vertieft."
Gemeinsames Ziel Freiheit
Die Vereinigten Staaten hätten fest an der Seite des deutschen Volkes gestanden, als es um das gemeinsame Ziel gegangen sei, dem geeinten Deutschland Freiheit zu bringen. "Das Ende des Kommunismus und der Fall der Berliner Mauer waren für unsere beiden Völker ein großer Erfolg."
Bush verwies auf die Millionen US-amerikanischer Soldaten, Studenten und Geschäftsleute, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten in Deutschland gelebt oder das Land besucht haben. Die Freundschaften, die sie mit Deutschen geschlossen hätten, und die Erinnerungen an ihre Erlebnisse seien "eine feste Grundlage, um die Herausforderungen der Zukunft zu bestehen".
Quelle : ZDF
Am 3. Oktober 1990 wurde durch den formellen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik die Wiedervereinigung Deutschlands vollzogen. Die Jahrzehnte der deutschen Teilung gingen zu Ende, mit ihr auch der Ost-West-Konflikt in Europa und der Welt.
Richard von Weizsäcker: "Für unsere Aufgaben sind wir uns der Verantwortung vor Gott und den Menschen bewusst. Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen."
Bundespräsident Richard von Weizsäcker war das in der Stunde der Wiedervereinigung und unter dem Geläut der Freiheitsglocke, die den Berlinern von amerikanischen Bürgern vor vielen Jahren als ein Symbol der Hoffnung geschenkt worden war. Hunderttausende hatten sich am Vorabend des 3. Oktober 1990 am Brandenburger Tor versammelt. Volksfeststimmung herrschte nicht nur unter den einfachen Bürgern, sondern auch unter der politischen Prominenz, die vollzählig am Brandenburger Tor auftrat.
Angefangen hatte das, was sich im wahrsten Sinne des Wortes als ein Drama entwickeln sollte, zwar nicht erst am 13. August 1961, als Volkspolizisten und Bauarbeiter der DDR mit der Errichtung der Mauer begannen. Aber am diesem Tag wurde die Abgrenzung noch einmal besonders offensichtlich.
Noch im Sommer des selben Jahres hatte SED-Chef Walter Ulbricht auf einer internationalen Pressekonferenz auf die Frage einer Journalistin nach einer strengeren Abschirmung der DDR geantwortet: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!"
Wenige Monate später war es dann so weit. Die DDR verwandelte sich für viele, die anderer Meinung waren als die kommunistischen Anführer, in ein KZ. Viele arrangierten sich mit dem Staat, mußten sich arrangieren, um zu überleben. Allein 700 Menschen wurden umgebracht bei dem Versuch, das Arbeiter- und Bauernparadies über Mauer und Stacheldraht zu verlassen.
Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten, trat im Juni 1987 an die Berliner Mauer, um Michail Gorbatschow, dem Erfinder der Perestroika, zuzurufen: "Mr. Gorbatschow, tear down this wall!"
Dem unumstößlichen Irrglauben der kommunistischen Funktionäre an die Planwirtschaft und an die Möglichkeit, Menschen zu knechten, mehr aber noch dem Freiheitswillen der Bürger in der DDR mit ihren Protestaktionen und Demonstrationen war es zu verdanken, dass diese DDR schließlich zusammenbrach. Die Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands wurde möglich.
Damit wurden aber nicht nur Sehnsüchte und Hoffnungen erfüllt, sondern auch Ängste und Befürchtungen - nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern - geweckt. Dessen war sich Bundeskanzler Helmut Kohl durchaus bewusst, als er am Vorabend des 3. Oktober 1990 in einer Hörfunk- und Fernsehansprache formulierte: "Wir Deutschen haben aus der Geschichte gelernt. Wir sind ein friedens-, wir sind ein freiheitsliebendes Volk. Und nie werden wir unsere Demokratie den Feinden des Friedens und der Freiheit schutzlos ausliefern. Für uns gehören Vaterlandsliebe, Freiheitsliebe und der Geist guter Nachbarschaft immer zusammen."
Frauen und Männer aus Politik und Gesellschaft fanden sich am 3. Oktober 1990 in der Berliner Philharmonie zusammen, um die Einheit Deutschlands gebührend zu feiern. Bundespräsident Richard von Weizsäcker fand wie immer die richtigen Worte, als er bei dieser Gelegenheit unter anderem sagte: "Wie gut uns die Einheit menschlich gelingt, das entscheiden kein Vertrag der Regierungen, keine Verfassung, keine Beschlüsse des Gesetzgebers. Das richtet sich nach dem Verhalten eines jeden von uns - nach unserer eigenen Offenheit und Zuwendung untereinander.
"Einigkeit und Recht und Freiheit" - die Nationalhymne, oft strapaziert an diesem Tag, vom Romantiker Hoffmann von Fallersleben gedichtet und von Joseph Haydn zunächst in einem Quartett vertont - für viele Menschen in Deutschland wurde der Inhalt erst jetzt wieder greifbar.
Quelle : http://www.kalenderblatt.de/
Autor: Otto Busch
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