-->BörseGo Interview mit dem CEO von Intershop
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Der Anbieter von Unified Commerce Management-Software Intershop Communications AG konnte in den letzten Handelstagen deutliche Kursgewinne verbuchen, nachdem im dritten Quartal 2003 überraschenderweise der Verlust deutlich gesenkt und gleichzeitig die Liquiditätsposition weiter gestärkt werden konnte. Balsam für die leidgeprüften Aktionäre des Unternehmens - die Aktie stieg seit Zahlenbekanntgabe Ende Oktober von rund 1.60 Euro vor Zahlenbekanntgabe auf zuletzt 2.94 Euro. BörseGo.de unterhielt sich mit Jürgen Schöttler, dem Vorstandschef von Intershop.
• BörseGo: Erklären Sie doch unseren Lesern kurz, was ihr Unternehmen genau macht und welche direkten Konkurrenten Sie in Ihrem Geschäftsfeld haben.
Schöttler: Intershop ist ein Anbieter von Online Commerce Software für weltweit agierende Großunternehmen. Unsere Softwarelösungen ermöglichen es Unternehmen, ihre Beschaffungs- und Vertriebskanäle im Internet zu optimieren. IBM, Broadvision und ATG gehören zu unseren Wettbewerbern.
• BörseGo: In Folge der drastischen Umsatzeinbrüche nach Platzen der Internet-Blase kam Intershop stark unter die Räder und verzeichnete wegen deutlich nachlassender Nachfrage Umsatzeinbrüche. Nun scheint es - betrachtet man die Zahlen zum dritten Quartal und besonders die deutliche Steigerung der Lizenzumsätze - in diesem Bereich wieder bergauf zu gehen. Stellen die Unternehmen ein größeres Investitions-Budget zur Verfügung oder ist der Nachfrageanstieg an anderen Entwicklungen festzumachen (z.B. neue Produkte)?
Schöttler: Wir befinden uns nach wie vor in einem schwierigen Marktumfeld. Da wir Investitionsgüter herstellen, sind wir von der Investitionsbereitschaft großer Unternehmen abhängig. Wir haben gute Referenzen und in puncto Produkte und Technologie bekommen wir in der Regel sehr gute Bewertungen. Darauf müssen wir aufbauen. Aber bei der Beurteilung eines Engagements entscheiden Kunden auch auf der Basis anderer Kriterien, wie der Finanzkraft. Hier mussten wir unsere Hausaufgaben machen: die Stabilisierung der Liquiditätsstruktur durch kostenreduzierende Umstrukturierungsmaßnahmen hatte dabei und hat nach wie vor oberste Priorität. Ich habe in den letzten Monaten zahlreiche Gespräche mit Bestands- und potenziellen Neukunden geführt, um das Vertrauen in das Unternehmen Intershop wiederherzustellen. Und die aktuellen Umsatzzahlen zeigen, dass das durchaus gelang.
• BörseGo: Gibt es auf Kundenseite Neuigkeiten zu berichten? Können Sie zum einen positive Anzeichen auf Seiten der Neukundengewinnung erkennen? Wie würden Sie zum anderen das Vertrauensverhältnis der Bestandkunden zu Intershop charakterisieren? Wie ist in diesem Zusammenhang das Feedback der Bestandskunden auf den Wechsel an der Spitze des Unternehmens hin zu einem "Controller"?
Schöttler: Nach der DaimlerChrysler Tochter smart im zweiten Quartal konnten wir im dritten Quartal das US-amerikanische Unternehmen Sharper Image als Neukunden gewinnen. Darüber hinaus haben vor allem Bestandskunden, wie Otto, die Deutsche Telekom oder die zum KarstadtQuelle Konzern gehörende Itellium Systems und Services GmbH weitere Lizenzen gekauft. Momentan ist es in unserem Marktumfeld aber nichts ungewöhnliches, primär vom Bestandskundengeschäft zu leben. Unsere Wettbewerber befinden sich in der gleichen Situation. Gerade im Umgang mit den Bestandskunden haben wir mit dem Wechsel des Vorstandsvorsitzes ein wichtiges Zeichen gesetzt: wir konzentrieren uns auf die Stabilisierung des operativen Geschäftes und müssen Vertrauen schaffen bei Kunden, Partnern und Investoren. Stephan Schambach ist mir als Vorstandsmitglied ein sehr verlässlicher Kollege und Berater mit hervorragenden Produkt- und Wettbewerbskenntnissen.
• BörseGo: Wie beurteilen Sie die Liquiditätssituation Ihres Unternehmens. Können Sie die Anleger hier auf neue Entwicklungen, auch in Bezug auf die veröffentlichten Quartalsergebnisse, aufmerksam machen? Sind bei der Suche nach Investoren bereits Fortschritte gemacht worden?
Schöttler: Derzeit ist das Unternehmen voll zahlungsfähig und schuldenfrei. Die Gesamtliquidität (inkl. frei verfügbarer Mittel, handelbarer Wertpapiere und liquider Mittel mit Verfügungsbeschränkung) betrug zum 30. September 2003 insgesamt 10,9 Mio. Euro, davon sind rund 4,2 Mio. Euro frei verfügbar. Das genügt. Sicherlich wäre unsere Position bei potenziellen Kunden einfacher, wenn unser Barmittelbestand größer wäre. Wichtig ist allerdings, dass wir selbständig überlebensfähig sind. Das ist der Fall. Wir sind nach wie vor in Gesprächen mit möglichen strategischen- oder Finanzinvestoren. Davon würde ich eine handvoll Gesprächspartner als "ernsthafte" Interessenten bezeichnen. Die Investment-Bank ING Barings unterstützt uns im Übrigen bei der Suche.
• BörseGo: Was haben Sie sich im laufenden Quartal besonders als Aufgabe gesetzt und wo sehen Sie größten Risiken bei der Konsolidierung und Restrukturierung von Intershop?
Schöttler: Die Umsatz- und Kostenentwicklung im dritten Quartal hat gezeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg! Hier haben wir einiges erreicht und auch eine klare Signalwirkung nach außen gegeben. Genau in diese Richtung muss es auch im vierten Quartal weitergehen. Durch die eingeleiteten Restrukurierungsmaßnahmen erwarte ich eine weitere Reduzierung der quartalsweisen Gesamtbetriebskosten auf etwa 6,5 Mio. Euro. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt nun vor allem den Umsätzen.
• BörseGo: Wie beurteilen Sie die Lage des gesamten Software Sektors? Sind die Anzeichen einer stattfindenden Erholung Ihrer Meinung nach nachhaltig?
Schöttler: Die Nachfrageschwäche im globalen IT-Markt besteht nach wie vor. Es wäre im Augenblick Kaffeesatzleserei, für das kommende Jahr eine Markterholung mit konkreten Anzeichen zu sehen. Meine Aufgabe ist es daher, mit einer soliden Finanzpolitik das Unternehmen für das Jahr 2004 zu rüsten.
Herr Schöttler, wir bedanken uns im Namen unserer Leser für die Zeit, in der Sie uns zur Verfügung standen.
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