Analyse
13:31 Uhr, 24.09.2015

Zwei Knaller auf einmal! Gerüchte um Mini-FDAX und eine passende Strategie dazu?

Sind die Tage von Zertifikaten und CFDs auf den DAX gezählt? Gerüchte um DAX Mini machen die Runde und passend dazu schauen wir auf eine interessante Tradingidee.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.532,01 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 9.532,01 Punkte (XETRA)

Die letzten beiden Wochen war es wieder einmal so weit, dass wir auch im Ausbildungspaket traden konnten. Thematisch passte es und so haben wir im Dow Jones nach Markttechnik gehandelt. Ich weiß gar nicht mehr genau wann und wie, aber einer der Teilnehmer schrieb als Bemerkung zu einem frisch eingegangenen Shorttrade, dass dieser jetzt, in den letzten 10 Minuten des Handels kaum mehr eine Chance hat. Eine wie ich fand, sehr spannende These, denn wenn wir uns den Markt einmal etwas genauer anschauen, stellen wir fest, dass es wirklich relativ selten zu Stundenschlusskursen direkt am Hoch oder Tief einer Kerze kommt. Unabhängig von meinem Trade nahm ich mir vor, der Sache ein wenig auf den Grund zu gehen, natürlich im Rahmen eines kleinen Tradingsystems.

Das Schöne an der Idee ist, dass sie irgendwie nicht nur logisch klingt, sondern auch relativ leicht zu programmieren ist. Also habe ich ein kleines Handelssystem für den DAX Future geschrieben, mit dem ich 10 Minuten vor Stundenschluss Long gehe und die Position zum Stundenwechsel schließe – ohne weiteren Filter.

PS: An dieser Stelle muss ich unbedingt ein Gerücht für alle DAX Trader loswerden. Die Auflegung eines DAX-Mini-Futures mit einem Punktwert von 5 Euro (aktuell 25 Euro) noch in diesem Jahr macht die Runde. Das wäre ein Knaller! Nur muss es sich jetzt auch noch bewahrheiten.

Das System handelt natürlich wie verrückt (1.790 Trades) und immerhin, aktuell stünden über 6.000 Punkte Gewinn vor Kosten zu Buche. Die Performancekurve in Abbildung 1 aber zeigt, dass es doch relativ wild zuging. In der Spitze gab es immerhin mehr als 20.000 Punkte zu holen, von denen nicht mehr viel übrig geblieben sind.

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Ganz so einfach scheint es also nicht zu sein. Ansätze für Verbesserungen gibt es wie immer viele. Warum die letzten 10 Minuten? Wie schaut es eigentlich mit einem Filter aus? Und so weiter und so fort. Als erstes widmete ich mich einem simplen Filter. Da wir lediglich die Entwicklung innerhalb einer Stunde im Auge haben und oben zu dem Schluss kamen, dass die Stundenkerze selten am Hoch/Tief schließt, testete ich zwei Varianten durch. In Variante 1 ging ich nur dann noch Long, wenn der Schlusskurs der jeweiligen Zeitkerze über dem Eröffnungskurs der Stunde lag. Es handelt sich quasi um einen prozyklischen Ansatz, der im Grunde unserer subjektiven Beobachtung oben entgegensteht. Nicht überraschend war dementsprechend das sich verschlechternde Ergebnis.

Also drehte ich den Spieß um und folgte damit unserer ursprünglichen Logik. Wenn eine Stundenkerze bis 10 Minuten vor Stundenschluss eher bärisch war, wird Long gegangen und bis zum Stundenwechsel gehalten. Heraus kam die folgende Performancekurve aus Abbildung 2.

Zwei-Knaller-auf-einmal-Gerüchte-um-Mini-FDAX-und-eine-passende-Strategie-dazu-Chartanalyse-Rene-Berteit-GodmodeTrader.de-2

Diese sieht schon einiges besser aus. Nicht nur, dass der Gewinn größer ausfällt, auch die Tradeanzahl ist mit 890 Trades deutlich zurückgegangen. Die Trefferquote stieg leicht auf 53,60% und der Profitfaktor auf 1,13 vor Kosten. Das ist mit Sicherheit keine herausragende Statistik, aber es sind kleine Vorteile. Wie wäre es, diese zu nutzen und mit der eigenen, diskretionären Analyse zu verbinden. Sollte sich die laufende Stunde dem Ende nähern und sich in einem sehr kleinen Zeitrahmen ein Boden andeuten, könnte man den Longbutton drücken. Mit ein wenig Übung und Erfahrung bin ich relativ sicher, lässt sich daraus eine lukrative Strategie entwickeln.

Etwas skeptischer bin ich hingegen bei einem rein systematischen Ansatz. Natürlich wäre es leicht, jetzt noch weitere eindeutige Filter und Regeln hinzuzufügen, um die Performance zu verbessern, aber ich vermute, dass wir so zwar in Sachen Gewinne und Trefferquote noch einiges rausholen könnten, aber dadurch bspw. relativ wenige Trades entstehen und/oder aber Gefahr laufen, die Idee überzuoptimieren. Eventuell gelingt es uns in einem rein systematischen Ansatz auch gar nicht, ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, eben weil die Börse nicht 100%igen Naturgesetzen folgt, sondern ein eher dynamisches Gebilde darstellt. Gerade letzteres sehe ich immer wieder, wenn ich mir vollautomatische Handelssysteme anschaue. Mit einfach Mitteln lassen sich gewisse Basisvorteile sichern, aber aus diesen mit mathematisch exakten Regeln ein „dauerhaft gut funktionierendes System“ zu entwickeln, gelingt selten. In meinen Augen hat der diskretionäre Trader hierbei einen klaren Vorteil. Vielleicht nutzen Sie diesen ja, kombinieren ihn mit dem hier aufgezeigten Basisvorteil und verfolgen diese Idee ein wenig weiter – gewinnbringend hoffentlich. In diesem Sinne

Viel Erfolg

Ihr Rene Berteit

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6 Kommentare

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  • Unbedingt
    Unbedingt

    Die Frage wäre hier: Woher weiß der Markt, dass gerade eine Stunde zu Ende gegangen ist? Den Stundenkerzen könnte man ja verschiedene Formen geben, indem man sie parallel der Zeitachse verschiebt. Wenn es daran liegt, wie Börse Online kürzlich schrieb, dass nur noch 30% aller Transaktionen von leibhaftigen Menschen abgewickelt werden, dann würde ich darauf nicht vertrauen wollen. Empirie, die gemacht ist, ist schon verdächtig, aber wenn sie von Computern gemacht ist, muss man jederzeit damit rechnen, dass die es morgen ganz anders machen, wenn sie wissen, dass die Lemminge sich daran gewöhnt haben. Vielleicht vollautomatisch sogar, wir wissen doch gar nicht, ob und wie wir von dieser Technik beobachtet werden. Ist es nicht zuerst wichtig, zu wissen, welche Prognose den Markt bewegt oder bewegen kann? Erst dann kann man sich interessieren, warum, steckt eine Wissenschaft dahinter oder ein Glaube an den Propheten?

    16:17 Uhr, 24.09.2015
  • hanzomat
    hanzomat

    Hallo Herr Berteit, zur Vollautomatik fehlen ja nur noch Ergänzungen wie TP und SL und die Frage nach einer Einstiegsvariante (prozyklisch z.B. oberhalb des SMA/EMA XX, antizyklisch unterhalb des SMA/EMA XX oder außerhalb des BB). Interessant, aber der Betrachtungszeitraum ist m.E. viel zu kurz.

    14:48 Uhr, 24.09.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Charlie
    Charlie

    Hallo Herr Berteit,

    erstmal ein Lob für die aufschlussreichen Artikel. Ich schätze den Mittagsausblick von Ihnen und lese auch sehr gerne Ihre Beiträge. Für ein Ausbildungs- und Seminarpaket konnte ich mich noch nicht entschließen.

    Kommt noch. Eine Frage habe ich. Ich kenne mich mit dem programmieren nicht gut aus. Mit welchem Programm(en) schreibt man solche Tradingsysteme? Mit MT4 geht das bestimmt. Gibt es auch kostenlose Programme bzw. kann man das auch mit anderen Programmen schreiben? Was nehmen sie? Jetzt nicht lachen, ich habe ein kleines Programm mit VBA in Excel geschrieben. Ist natürlich ohne Kursdaten und nur manuell zu bedienen.

    MfG

    Charlie

    14:03 Uhr, 24.09.2015
    1 Antwort anzeigen