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09:42 Uhr, 13.08.2024

WSI: Tariflöhne steigen 2024 nominal um 5,6 Prozent

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Unter Berücksichtigung der im 1. Halbjahr 2024 getätigten Neuabschlüsse und der in den Vorjahren für 2024 bereits vereinbarten Tariferhöhungen steigen die Tariflöhne in diesem Jahr nominal um durchschnittlich 5,6 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in seiner Halbjahresbilanz. Angesichts eines deutlichen Rückgangs der Inflationsraten auf durchschnittlich 2,4 Prozent im 1. Halbjahr 2024 ergebe sich hieraus real eine Lohnsteigerung von 3,1 Prozent. Seit mehr als einem Jahrzehnt sei dies der mit Abstand höchste jährliche Reallohnzuwachs bei den Tariflöhnen. Allerdings seien dem drei Jahre mit Reallohnverlusten vorausgegangen.

"In diesem Jahr schaffen die kräftigen Reallohnzuwächse erstmals einen deutlichen Ausgleich für den massiven Reallohnrückgang der Jahre 2021 und 2022 und das kleine Minus 2023," sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. "Die Kaufkraftverluste der Vorjahre konnten damit etwa zur Hälfte kompensiert werden." Insgesamt liege das preisbereinigte Niveau der Tariflöhne jedoch immer noch deutlich unter dem Spitzenwert des Jahres 2020. Damit bestehe bei der Tariflohnentwicklung "weiterhin ein erheblicher Nachholbedarf". Deutliche Reallohnzuwächse seien zudem auch ökonomisch sinnvoll, um die konjunkturelle Entwicklung zu stabilisieren.

Bislang sind laut den Angaben für knapp 19,7 Millionen Beschäftigte Tariferhöhungen vereinbart worden, die im Lauf des Jahres 2024 wirksam werden. Für knapp 11,6 Millionen Beschäftigte wurden diese Tariferhöhungen demnach bereits 2023 oder früher in Tarifverträgen mit mehrjähriger Laufzeit festgelegt. Hierzu gehören auch große Tarifbranchen wie der Öffentliche Dienst und die Metall- und Elektroindustrie. Hinzu kamen im 1. Halbjahr 2024 neue Tarifvereinbarungen für mehr als 8 Millionen Beschäftigte, darunter die chemische Industrie, das Bauhauptgewerbe und der Einzelhandel.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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