Worauf muss beim Investment in Rohstoffe geachtet werden?
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Anlegern stehen heute eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, um am Rohstoffboom zu partizipieren. Anlagezertifikate haben Anlegern dabei einen Markt geöffnet, der bisher nur Profis zur Verfügung stand. Dass der normale Anleger hier und da auf Stolpersteine beim Verständnis dieser Märkte stößt, ist wenig verwunderlich. Wir möchten in diesem Artikel die grundlegenden Unterschiede eines Rohstoffinvestments zu einer Aktienanlage beleuchten und Ihnen die wichtigsten Dinge aufzeigen, auf die Sie in Zukunft bei Ihren Rohstoffinvestments achten sollten.
Terminkurven
Unterschied Nummer 1: Aktienanleger beteiligen sich an einem Unternehmen, Rohstoffanleger erwerben Terminkontrakte. Diese Terminkontrakte sind vertragliche Vereinbarungen über die Lieferung einer bestimmten Ware an einen bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Rohstoffe werden an Terminbörsen gehandelt (siehe Tabelle).
Terminbörse |
Gehandelte Märkte |
CBOT |
Mais, Soja, Weizen, Hafer, Reis, Ethanol |
NYMEX |
Erdöl (WTI), Benzin, Heizöl, Diesel, Gold, Silber, Kupfer, Erdgas (Henry Hub) |
LME |
Kupfer, Aluminium, Nickel, Zink, Blei, Zinn |
CME |
Ethanol, Rind, Schwein, Wetterderivate, Butter, Milch |
NYBOT |
Kakao, Kaffee, Baumwolle, Orangensaftkonzentrat, Zucker, Ethanol |
ICE |
Brentöl |
Erwirbt ein professioneller Händler an der NYBOT beispielsweise einen „März 2007“ Kontrakt auf Kaffee, so sichert er sich das Recht auf eine Lieferung von 37,500 amerikanischen Pfund (454 Gramm) Kaffee. Lieferzeitpunkt ist Ende März, Lieferort New York. Diese Seite des Rohstoffhandels, welche eine physische Lieferung vorsieht, ist jedoch nur für industrielle Abnehmer, beispielsweise einen Kaffeeröster, interessant. Spekulanten und Anleger sind im Unterschied hierzu lediglich an den Preisveränderungen von Kaffee interessiert und müssen daher endfällige Kontrakte verkaufen und in den nächsten Kontrakt „rollen“. Um beispielsweise die Lieferung von Kaffee Ende März zu vermeiden, muss der Märzkontrakt verkauft und Maikontrakt gekauft werden.
Als Zertifikateanleger bekommen Sie hiervon nur wenig mit. Der Emittent kümmert sich für Sie um das „Rollen“ der Kontrakte, sodass Sie letztendlich nicht befürchten müssen, plötzlich einige Tausend Pfund Kaffee geliefert zu bekommen. Sie müssen allerdings eines beachten: Einige Rohstoffe haben eine steigende, andere eine fallende Terminkurve.
Beispiel Erdgas: Hier gibt es eine steigende Terminkurve. Die Preise für Erdgaslieferungen im Herbst und Frühjahr sind normalerweise deutlich günstiger, als Lieferungen in der verbrauchsstarken Sommer- und Winterzeit. Der Erdgaspreis vor einem Monat (5 Dollar) lag über 50% unter dem Preis für Erdgaslieferungen im im Winter (ca. 8,50 Dollar). Wenn der Emittent nun vom aktuellen Kontrakt auf den nächsten Kontrakt rollt, ist er gezwungen, einen um 70% höheren Preis (Verkauf bei 5 Dollar, Kauf bei 8,50 Dollar) zu zahlen. Es entstehen also erhebliche Rollverluste, die an das Zertifikat weiter gereicht werden müssen. Die meisten Erdgaszertifikate entwickeln sich daher weniger stark als der Erdgaspreis selbst. Aktuell liegt die Partizipationsrate der meisten Erdgaszertifikate bei 33-44% - stiege Erdgas also um 10%, so würden sich diese Zertifikate nur um 3,3-4,4% in ihrem Wert steigern.
Ganz anders sieht es aus bei Rohstoffen, die eine fallende Terminkurve aufweisen.
Beispiel Nickel. Bei Nickel sehen wir also eine klar fallende Terminkurve. Der Emittent von Zertifikaten erzielt beim Rollen also Rollerträge, in dem er einen endfälligen Terminkontrakt teurer verkauft, als er den nächsten Kontrakt zurückkaufen muss. Das Resultat: Die meisten Open End Zertifikate auf Nickel bilden den Preisverlauf mit einer Partizipationsrate von ca. 125% nach – sie steigen also stärker, als der Nickelpreis. Stiege Nickel beispielsweise um 10%, so würden diese Zertifikate um 12,5% im Wert hinzugewinnen.
Zwei Fachbegriffe: Contango und Backwardation
Ist die Terminkurve eines Rohstoffs steigend, entstehen also Rollverluste, so notiert dieser Rohstoff in Contango. Im umgekehrten Fall – also immer, wenn Rollerträge entstehen und die Terminkurve fallend ist - liegt der Rohstoff in Backwardation. Als Faustregel kann man festhalten: Die Metalle liegen meist in Backwardation, Erdöl wechselt zwischen Backwardation und Contango und Erdgas sowie die Soft-Commodities sind die meiste Zeit in Contango.
ABN CYD-Indizes
Die ABN AMRO setzt genau an dieser Problematik vieler Rohstoffinvestments an. Sie bietet mit Ihrem CYD Long/Short-Index (ISIN: NL0000713501) die Möglichkeit, „Backwardation-Rohstoffe“ zu kaufen und somit Rollerträge zu erzielen, während Contango-Rohstoffe leerverkauft werden. In den vergangenen 25 Jahren hätte das Long-/Short-Papier den GSCI-Rohstoff-Index pro Jahr um vier Prozentpunkte geschlagen. Zudem wäre Volatilität nur halb so hoch gewesen wie beim GSCI-Index. Beachten Sie jedoch: Wenn Sie Rohstoffe in Rohstoffen mit Backwardation-Struktur long und in Rohstoffen mit Contango-Struktur short gehen, so positionieren Sie sich für fallende Preise für Erdöl, Erdgas sowie Soft-Commodities und für steigende Preise bei den Metallen.
Jochen Stanzl - BörseGo GmbH
Quelle des Artikels: www.rohstoff-report.de
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