Wo Garantie draufsteht, sollte auch Garantie drinnen sein
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- Europa Protect Anleihe 09 auAktueller Kursstand:
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Ein Rettungspaket hier, ein anderes dort und inmitten des Ganzen Banker, die nur aufgrund der umfangreichen Stützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand weiterhin ungeniert ihre maßlosen Bonuszahlungen einstreichen können. Auf der anderen Seite aber eine Handvoll unbescholtener Anleger in Lehman-Garantie-Zertifikaten, die den Versprechungen ihrer Bank bzw. der Produktflyer des Emittenten gefolgt waren und denen aufgrund des Versagens der letztendlich gleichen Klientel jetzt die Solidarität verweigert wird. Das wirft sicherlich kein allzu gutes Licht auf die Anlage-Branche. Indes kommt die „Transparenz-Offensive“ des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) in Zeiten eines sich hoffentlich verändernden Bankenwesens für die immer noch auf eine Entschädigung wartenden „Lehman-Opfer“, sowieso viel zu spät.
Aber was kümmert der Schmerz der anderen, die trotz vollständigem Kapitalsschutz am Ende wahrscheinlich leer ausgehen. Mit Garantie-Produkten, die zudem seit diesem Jahr zu den wenigen Gewinnern der Steuerreform gehören, lässt sich nach wie vor der große Reibach erzielen, was allein volumenmäßig die eindeutige Spitzenstellung dieses Zertifikatetyps beweist. Dies wird sich natürlich auch in so unsicheren Zeiten wie im Moment nicht ändern, stellen doch Kapitalschutz-Papiere bezogen auf das Kursrisiko die einzige Spezies dar, bei der sich der Anleger im Übrigen „sicher“ sein kann, dass er am Ende, einen im voraus festgelegten Teil des Nennbetrags, meist jedoch 100 Prozent wieder zurückerhält, auch wenn der jeweilige Basiswert gegen ihn laufen sollte. Allerdings gilt das Garantie-Versprechen nur zum Laufzeitende, d.h. der Kurs eines Zertifikats kann wie im Moment bei vielen schon länger gehandelten Produkten während der Laufzeit durchaus auch unter diese Marke rutschen. Im Einzelfall hängt dies vom Wert des zugrundeliegenden Zerobonds, der den Garantie-Betrag zur Fälligkeit absichert, sowie vom Preis der Optionskomponente ab, die wiederum für die Partizipation am Basiswert und damit für die Rendite sorgt. Investoren, die das Risiko des „Aussitzen-Müssens“ einer noch einige Jahre laufenden Position vermeiden möchten, könnten deshalb gleich zu Produkten greifen, die mit einem jährlichen anlegerseitigen Kündigungsrecht ausgestattet sind wie den Europa Protect-Anleihen von der WestLB auf den Euro STOXX 50 (z.B. WLB3FR). Dazu muss bis fünf Tage vor dem jeweiligen Stichtag beim Emittenten die entsprechende Erklärung vorliegen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber den üblichen mehrere Jahre laufenden Standardprodukten ohne Ausstiegsklausel, bei denen beispielsweise ein Kurssturz den Wert der Optionskomponente oder ein steigendes Zinsniveau den Preis der Nullkuponanleihe belasten würde. Allerdings kostet dieser Luxus des „Aussteigen-Könnens“ zum Nominalwert deutlich an Ausstattung.
Im Umkehrschluss ist die sichere Anlage in ein neu emittiertes Papier momentan aber auch nicht ganz „sorgenfrei“. So verteuern die niedrigen Zinsen den „Zero“ und stellen damit umso weniger Kapital für die aufgrund der immer noch relativ hohen Volatilität auch nicht gerade billige Option zur Verfügung. Dies zwingt bei der Ausstattung zu Einschränkungen in Sachen Partizipation bzw. Laufzeit oder muss mit einem zusätzlichen Cap bzw. einer die Performance glättenden Durchschnittsbildung erkauft werden, die die optionale Komponente wegen der damit verbundenen niedrigeren Volatilität verbilligt.
Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als könnte man es bei den „Garantierten“ keinem so wirklich recht machen, spricht das mittlerweile kaum noch überschaubare Heer an sogenannten „Safe-Produkten“ diverser Anbieter deutlich dagegen. Der Anleger, dem in Erwartung steigender Kurse ein Direktinvestment immer noch zu gewagt erscheint, kann sich hier für „seine Aktie“ nach dem Baukasten-Prinzip genau das passende Sicherheitskonzept mit oder ohne Cap herausfiltern. Er muss dabei lediglich die „Stellschrauben“ Mindestrückzahlung bzw. Garantielevel, Fälligkeit und Zertifikatspreis ins Kalkül ziehen. Der Ausstattungsvielfalt sind in diesem noch relativ neuen, inzwischen aber schon zum Standard gewordenen Garantie-Segment analog zu diversen Teilschutz-Kategorien kaum mehr Grenzen gesetzt. Ähnliches gilt auch für die Kombination von Garantie- und Bonus-Struktur im Rahmen der in großer Stückzahl von der UBS aufgelegten „One Step Protect-Zertifikate“.
Partizipations-Produkte können aber auch individuell strukturiert sein und ganz bestimmte „Features“ wie z.B. einen „Einstiegs-Mechanismus enthalten. Das dahinter stehende Prinzip ist an sich relativ einfach: So wird in den ersten Monaten der Laufzeit jeweils an einem bestimmten Tag der Kurs des Basiswertes festgehalten und am Ende dieser von vornherein festgelegten Periode aus den so ermittelten Einzelwerten der Durchschnitt gebildet. Als Ergebnis dieser Prozedur erhält man dann den eigentlichen Startwert, von dem aus der Anleger schließlich bis zum Laufzeitende an der Entwicklung des Underlyings partizipiert. Je nach der individuellen Einschätzung des Marktes kann der Anleger hier zwischen Zertifikaten wählen, dessen Kursfindungsphase von 24 Monaten (Royal Bank of Scotland) über 12 Monate (Barclays Capital) bis hin zu „nur“ noch fünf Monaten (Bayerische Landesbank) reicht. Allerdings machen derartige Papiere speziell im Garantie-Bereich nicht zuletzt wegen der etwas höheren Kosten, die sich wiederum in einer leicht ungünstigeren Ausstattung niederschlagen, nur dann wirklich Sinn, wenn der Investor für den jeweiligen Zeitraum noch deutlich niedrigere Kurse erwartet. Möchte er nicht nur den Einstieg, sondern gleichzeitig auch den Ausstieg optimieren, wird er mit der neuen Global Protect-Anleihe (BC0AEF) ebenfalls bei Barclays fündig. Mit dem vor kurzem von der HypoVereinsbank emittierten fünfjährigen Quanto Capped-Garantie-Zertifikat auf den S&P Global Infrastructure Index (HV5ALW) lässt sich dagegen mit vollständigem Kapitalschutz relativ einfach und transparent in die von den zahlreichen Konjunkturpaketen besonders profitierende Branche investieren.
Neben den reinen Partizipations-Anleihen bietet der Zertifikatemarkt gerade seit dem vergangenen Jahr aber auch eine ganze Reihe an Kupon-Papieren an. Deren einfaches Strickmuster weicht dabei ganz wesentlich von denjenigen früherer Prägung ab, die sich auf einen breiten Basket an diversen Einzeltiteln innerhalb eines unübersichtlichen Bedingungsgeflechtes bezogen hatten. So ermöglichen die neuen „Vernunft-Produkte“ in ihrer einfachsten Form beispielsweise ausgehend von einer gegenüber herkömmlichen Renten-Papieren leicht erhöhten fixen Startverzinsung auch in den Folgeperioden die Fortzahlung dieses attraktiven Kupons, sofern sich ein breiter Index wie der DAX oder Euro STOXX 50 am Beobachtungstag über einer bestimmten sehr konservativ festgelegten Barriere befindet. Sollte es am Ende zu einem Zusammenbruch der Märkte kommen, müsste der Anleger dann „lediglich“ auf die Rendite im betreffenden Jahr verzichten, der Nennbetrag wäre aber sicher. Derartige Kapitalschutz-Produkte werden unter anderem ebenfalls von der WestLB unter der Bezeichnung Protect-Anleihe vertrieben. Deutlich davon zu unterscheiden sind dagegen die in letzter Zeit vereinzelt aufgelegten „Zins-Lock-in-Anleihen“ (z.B. BLB5Q8), die mit deutlich höheren Fix-Kupons im ersten Jahr der Laufzeit locken, bei denen es sich aber de facto zumindest anfänglich um gar keine Garantie-Papiere handelt. Allerdings können sie im weiteren Verlauf dazu werden, sofern der Basiswert an einem späteren jährlichen Stichtag nicht unter dem Emissionsniveau notiert. Gleichzeitig würde dann auch die hohe Anfangs-Verzinsung bis zum Laufzeitende weitergezahlt. Soweit so gut, der Haken liegt nur darin begründet, dass im anderen Fall eine Unbekannte in Form einer zusätzlichen Barriere mit ins Spiel gerät. Zwar ist diese bei moderaten 50 Prozent des Ausgangslevels angesiedelt und wird der Kupon auch dann noch gezahlt, wenn das Underlying am Bewertungstag wenigstens darauf oder darüber liegt, doch handelt es sich bei dem Papier dadurch auch weiterhin nur um ein Teilschutz-Zertifikat. Im Extremfall müsste der Basiswert also bei Laufzeitende zumindest die Barrierenhürde bewältigen, um die Rückzahlung des zu Beginn eingesetzten Kapitals zu ermöglichen. Ansonsten würde zu weniger als der Hälfte getilgt. Anleger sollten sich deshalb nicht von der hohen Anfangsverzinsung und der Bezeichnung Anleihe blenden lassen und solche Produkte nur dann erwerben, wenn sich das zugrundeliegende Chance-Risiko-Profil auch wirklich mit dem ihren deckt und sie eine Halbierung des Basiswertes für den Zeitraum der Laufzeit ausschließen können. Generell sollten Investoren bei Kupon-Anleihen beachten, dass die Verzinsung dem jeweiligen Emittentenrisiko ausreichend Rechnung trägt.
Auf eine Kapitalschutz-Variante sei noch hingewiesen, die vor dem Hintergrund einer im Augenblick wohl deutlich höher einzuschätzenden Deflationsgefahr möglicherweise etwas ins Abseits geraten dürfte: Das Feld der Inflationsschutzanleihen, die in verschiedenen Ausgestaltungen die Höhe des zugrundeliegenden Kupons von der Entwicklung der Teuerungsrate ausgedrückt in einem bestimmten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland oder die EU-Zone abhängig machen. Dabei sind vor allem zwei Typen zu unterscheiden, deren Verzinsung entweder ausgehend von einem fixen Eingangs-Kupon in den Folgejahren dem Mehrfachen der tatsächlichen Index-Entwicklung entspricht, oder bei denen die einfache Performance des HVPI von vornherein auf einen bestimmten Mindest-Zins von ca. 2,2 Prozent draufgeschlagen wird.
Neben der Kopplung an das Preisniveau sind aber auch Anleihe-Produkte „unterwegs“, deren Kuponergebnisse sich flexibel an Zins-Benchmarks wie den EURIBOR-Sätzen im Interbankenhandel orientieren. Als aktuelle Beispiele können hier die noch bis 26. Mai in Zeichnung befindliche 3%+ Zins Garant Anleihe der Credit Suisse (CS0AD2) oder der EURIBOR Cap Floater der HypoVereinsbank (HV2J7W) genannt werden.
Sehr beliebt waren besonders im vergangenen Jahr auch die von einigen Emissionshäusern reihenweise aufgelegten sogenannten Fix & Win Anleihen, bei denen Anleger mit einer relativ hoch verzinsten „Fix-Komponente“, die genau 50 Prozent des Kapitals umfasste und bereits nach einem Jahr sicher zurückgezahlt werden sollte, geködert wurden, um mit der anderen Hälfte des Geldes in lang laufende Garantie-Strukturen auf breite Indices zu investieren. Dieses Vorgehen erinnerte stark an die gängige Praxis diverser Banken und Online-Broker, eine anfänglich deutlich über dem Marktdurchschnitt liegende Verzinsung von der weiteren Anlage in bestimmten Anlage-Produkten wie z.B. Investmentfonds abhängig zu machen.
WKN | Name | Emittent | Fälligkeit | Briefkurs |
WLB3FR | Europa Protect-Anleihe | WLB | 20.02.2013 | 100,80 € |
BC0AEF | Global Protect-Anleihe | BAR | 18.05.2015 | 105 % (in Zeich.) |
HV5ALW | S&P Gl. Infrastr. Garantie-Zert. | HVB | 28.04.2014 | 102 € (in Zeich.) |
WLB3FB | 5% DAX Protect-Anleihe 2 | WLB | 19.09.2011 | 102,05 € |
BLB5Q8 | ES50 Zins-Lock-in-Anleihe1 | BLB | 06.05.2013 | 101 % (in Zeich.) |
CG1KLW | 3 x Inflations-Anleihe | CITI | 14.06.2012 | 101 (in Zeich.) |
CS0AD2 | 3%+ Zins Garant Anleihe | CS | 03.06.2014 | 101,50 € (in Zeich.) |
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