Kommentar
00:09 Uhr, 15.11.2023

Wissen: Was ist eine ­inverse Zinsstrukturkurve?

In den Wirtschaftsnachrichten war zuletzt oft von einer inversen Zinsstrukturkurve die Rede. Was verbirgt sich hinter diesem Phänomen und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen?


Im Jahr 2022 leiteten viele Notenbanken eine Zinswende ein. Ausgehend von einem Niveau nahe null, wurden die Leitzinsen seither kräftig erhöht. Was die Anlegerinnen und Anleger freut, bedeutet für die Emittenten verzinslicher Wertpapiere (z.B. Staaten oder Unternehmen) steigende Kosten. Wollen sie sich am Kapitalmarkt über die Ausgabe von Anleihen refinanzieren, müssen sie bei einem gestiegenen Zinsniveau eine entsprechend höhere Verzinsung bieten, um Investorinnen und Investoren zu finden, die ihre Papiere kaufen.

Normale Kurve: Zinssatz steigt mit der Laufzeit

Im Normalfall geschieht dies als Kompensation für die Bereitstellung von Kapital über einen längeren Zeitraum hinweg. Auf diese Weise werden diverse Risiken ausgeglichen, die mit dem Erwerb einer Anleihe verbunden sind. So besteht das Risiko, dass die Inflation während der Laufzeit steigt und das investierte Kapital an Kaufkraft verliert. In diesem Zusammenhang können auch die Zinsen steigen, sodass in Zukunft emittierte Anleihen eine höhere Verzinsung bieten und ein attraktiveres Investment wären. Da Zinspapiere in der Regel bis zur Fälligkeit gehalten werden, binden Anlegerinnen und Anleger das investierte Kapital für längere Zeit. Auch dies wird durch die mit der Laufzeit steigenden Zinsen ausgeglichen.

Die sogenannte Zinsstrukturkurve bildet für vergleichbare Zinspapiere die aktuellen Zinsniveaus über verschiedene Laufzeiten ab. Eine normal verlaufende Zinsstrukturkurve zeigt einen stetig ansteigenden Verlauf der Verzinsung. Bei einer inversen Zinsstrukturkurve verhält es sich umgekehrt. Hier liegen die Zinsen für kurze Laufzeiten deutlich über denen für lange Laufzeiten, was zu einem fallenden Verlauf der Zinsstrukturkurve führt.

Inverse Kurve: Zinsen für kurze Laufzeit am höchsten

Eine inverse Zinsstrukturkurve kann sich im Verlauf eines Zinserhöhungszyklus ­bilden, beispielsweise wenn die ­Notenbanken zur Inflationsbekämpfung die Leit­zinsen und somit das kurzfristige Zinsniveau stark anheben. Die hohe Verzinsung am ­kurzen Ende geht jedoch häufig einher mit einer erhöhten Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung der Wirtschaft. Stark ­gestiegene Zinsen verteuern Kredite. Unternehmen fahren daher ihre Investitionen zurück, was das Wirtschaftswachstum bremst. In den USA folgte in der Vergangenheit auf eine inverse Zinsstrukturkurve in mehreren Fällen eine Rezession.

Mit dem nachlassenden Wirtschaftswachstum und einer geringeren Kreditnachfrage steigt die Wahrscheinlichkeit für sinkende Zinsen in der Zukunft. Die Vergabe von Krediten als Voraussetzung für Investitionen und Wachstum kann die Notenbank über Zinssenkungen wieder ankurbeln. Eine inverse Zinsstrukturkurve signalisiert somit, dass der Markt mittel- bis langfristig sinkende Zinsen erwartet.

onemarkets Blickpunkt Zins

In dieser Rubrik hält Sie UniCredit-Kapitalmarkt­experte Michael Rottmann über die Entwicklung an den Zinsmärkten auf dem Laufenden. Seine regelmäßigen Einschätzungen unter onemarkets.de/blickpunkt-zins

Bildnachweis: iStockPhoto: ilbusca

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