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13:43 Uhr, 10.07.2024

Wirtschaftsministerium sieht keine Insolvenzwelle - Wachstumspaket soll helfen

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones) - Das Bundeswirtschaftsministerium will angesichts der gestiegenen Insolvenzzahlen von Unternehmen nicht von einer Insolvenzwelle sprechen. Eine Ministeriumssprecherin verwies auf die langfristige Betrachtung der Zahl von Firmenpleiten. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann betonte, dass die Regierung die Insolvenzzahlen ernst nehme und mit Schritten zur Stärkung der Wirtschaft bereits reagiert habe.

Die parallel zu den Haushaltsverhandlungen vereinbarte Wachstumsiniative soll "explizit die Bedingungen für die deutsche Wirtschaft verbessern" und auch die Bedingungen für Unternehmen. "Darin sieht man ja schon einen Teil der Antwort auf diesen Trend. Dem Bundeskanzler ist allerdings auch immer wichtig gewesen, dass es nicht darum gehen kann, die Wirtschaft in irgendeiner Weise schlecht zur reden. Aber natürlich nimmt man solche Zahlen ernst. Und wie gesagt: Wir reagieren ja auch schon", sagte Hoffmann.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Zahl der Insolvenzen in Deutschland im ersten Halbjahr stärker gestiegen war als von Experten erwartet. Laut einer Analyse der Restrukturierungsberatung Falkensteg für das Handelsblatt gerieten 162 Unternehmen mit mehr als 10 Millionen Euro Umsatz in finanzielle Schieflage - ein Plus von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit habe die Zahl der Insolvenzen die von Sanierern zu Jahresbeginn schon erwarteten Zuwächse von 30 Prozent deutlich übertroffen. Vor allem Immobilienfirmen, Autozulieferer und Maschinenbauer seien betroffen.

Die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums betonte, dass sich der ansteigende Trend der Unternehmeninsolvenenzen im ersten Halbjahr 2024 weiter fortgesetzt habe. Allerdings zeigten Frühindikatoren eine leichte Entspannung im Vergleich zu den durch die Sondereffekte geprägten Zahlen des Vorjahres. "Von einer gesamten wirtschaftlichen Insolvenzwelle, wie das mehrfach getan wurde, kann derzeit aber auf Basis der Datenlagen noch nicht so richtig gesprochen werden", sagte Sprecherin Luisa-Maria Spoo. "In der 20-Jahre-Langfristbetrachtung liegen die Insolvenzen auf keinem auffällig hohen Niveau."

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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