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10:47 Uhr, 15.07.2024

Wirtschaftsministerium: Konjunkturelle Erholung dürfte sich weiter verzögern

BERLIN (Dow Jones) - Die wirtschaftliche Erholung verzögert sich in Deutschland nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums weiter. Erst im weiteren Jahresverlauf sei wegen steigender Realeinkommen, einer robusten Beschäftigungsentwicklung und zunehmenden Impulse von der Außenwirtschaft mit einer breiteren wirtschaftlichen Belebung zu rechnen, wie das Ministerium in seinem Monatsbericht erklärte.

"Die konjunkturelle Erholung dürfte sich weiter verzögern. Die jüngste Eintrübung der Stimmungsindikatoren und die erneuten Rückgänge bei Auftragseingängen und Produktion zeigen eine anhaltende Schwäche in der stark exportorientierten deutschen Industrie, auch wenn die jüngsten Zahlen infolge von Brückentagen im Mai etwas nach unten verzerrt sein können", heißt es in dem Bericht.

Der Puffer durch den außergewöhnlich hohen Auftragsbestand in der Industrie infolge der Corona-Krise und der damit zusammenhängenden Materialengpässe sei nun zunehmen abgebaut worden. Gleichzeitig erwiesen sich die weiterhin rückläufigen Auftragseingänge, insbesondere aus dem Ausland, zunehmend als Bremse für eine nachhaltige Erholung der Industriekonjunktur. Allerdings dürfte die Aufhellung der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, trotz anhaltender handels- und geopolitischer Unsicherheiten, im weiteren Jahresverlauf zu einer Trendwende in der Industrieproduktion führen.

Im privaten Verbrauch habe sich der vorherige Aufwärtstrend zuletzt etwas eingetrübt, so das Ministerium. Es verwies auf die Entwicklung im jüngsten GfK-Konsumklimaindex und HDE-Konsumbarometer. "Dennoch sollte sich die binnenwirtschaftliche Nachfrage angesichts der insgesamt robusten Beschäftigungsentwicklung, moderater Verbraucherpreissteigerungen und steigender Realeinkommen zunehmend beleben. Nicht zuletzt ist infolge der Fußball-EM ein kleiner, positiver Impuls im zweiten Quartal 2024 zu erwarten, von dem vor allem die konsumnahen Wirtschaftsbereiche wie Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe profitieren dürften", so das Ministerium.

Das Haus von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich zudem davon überzeugt, mit der Einigung auf den Entwurf für den Bundeshaushalt 2025 und der Wachstumsinitiative die Grundlage für eine verlässliche, investitions- und wachstumsorientierte Finanz- und Wirtschaftspolitik gelegt zu haben. Daher würden stärkere Arbeitsanreize, Investitionsförderung und steuerliche Entlastungen Wachstumsimpulse geben. Dies dürfte nach Ansicht des Ministeriums das Vertrauen in den Unternehmen wie auch der Verbraucher stärken und die Perspektiven für eine wirtschaftliche Belebung in der zweiten Jahreshälfte verbessern.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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