Kommentar
11:22 Uhr, 02.02.2011

Willkommen bei der Aktien-Lotterie

Erwähnte Instrumente

  • EMTN 5%-Max Zinsanleihe
    Aktueller Kursstand:  
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Einst wurden sie gefeiert, dann wieder wegen ihrer Komplexität und mangelnden Transparenz als Lotterie-Produkte verteufelt, sogenannte Equity-Basket-Bonds, d.h. Anleihen mit einer auf den Nennwert bezogenen Kapitalgarantie auf der einen und der Möglichkeit einer erhöhten Kuponzahlung auf der anderen Seite. Als Basiswert dient hier basierend auf einem komplizierten Optionsgeflecht ein relativ breiter, oft bunt zusammengewürfelter Basket .bestehend aus Aktien, deren einzelne Wertentwicklungen über eine bestimmte Periode betrachtet die Höhe des Kupons bestimmen. Dabei darf beispielsweise kein Titel eine vorgegebene Verlustschwelle unterschreiten, um auf der Basis eines geringen Mindestkupons zu der erhöhten Zielverzinsung zu führen oder bestimmt bei einer anderen Variante die Zahl der Schwellenverletzungen über eine gestaffelte Struktur die Höhe des Kupons. Zu letzterer Gattung gehören z.B. die Top-Bonds der WestLB. Aber auch die Société Générale bringt in schöner Regelmäßigkeit immer wieder ein neues Produkt auf den Markt.

Die aktuelle auf digitalen Rainbow-Optionen fußende Variante nennt sich bei den Franzosen 5% MaxZins-Anleihe und funktioniert aus Anlegersicht nach dem Motto entweder ein Prozent Mindestverzinsung oder der erhöhte Satz von 5 Prozent p.a. Dazu wird an jedem 27. eines Monats jede einzelne Aktie eines aus den zehn deutschen Werten Allianz, BMW, Daimler, Deutsche Bank, Infineon, K+S, MAN, Salzgitter, ThyssenKrupp und VW bestehenden Baskets betrachtet. Sollte kein Titel an den zwölf Stichtagen eines Jahres mehr als indikativ 35 Prozent seit Emission verloren haben, wird der höhere Zielkupon erstattet. Ansonsten bleibt es beim Basiszins. Dieses Prozedere wiederholt sich dann jedes Jahr von neuem. Zwar ist eine höhere Rendite von vornherein ausgeschlossen, doch ist das Risiko bei dem noch bis 25. Februar zeichenbaren Produkt aufgrund des Kapitalschutzes auf den 3-prozentigen Ausgabeaufschlag begrenzt. Der Kupon des ersten Jahres dürfte deshalb aber selbst im positiven Fall noch wenig Spaß bereiten. Allerdings bestehen aufgrund der insgesamt 7-jährigen Laufzeit dann immer noch weitere sechs Möglichkeiten, den Maximal-Kupon einzuheimsen. Dabei erhöht sich die Wahrscheinlichkeit dafür sogar von Jahr zu Jahr. Denn jeweils der Wert mit der schwächsten Performance verlässt am jährlichen Stichtag regelmäßig den Aktienkorb. Eine einleuchtende Maßnahme, um der Gefahr zu begegnen, dass starke Ausreißer nach unten den Basket dauerhaft belasten. Dagegen dürfte die im Produktflyer angepriesene breite Branchendiversifizierung der einzelnen Werte hier tatsächlich weniger dem Portfoliogedanken als vielmehr einer attraktiveren Produktausstattung geschuldet sein, da eine geringere Korrelation der Einzeltitel untereinander die Struktur verbilligt, was aber wiederum mit der Erhöhung der Gefahr einer Schwellenverletzung einhergeht und nicht umgekehrt.

Der BörseGo Tipp:Das neue Papier der Société Générale gehört nicht zuletzt auch aufgrund des für derlei Produkte noch relativ überschaubaren und alljährlich um den größten Underperformer weiter reduzierten Basiswertekorbs sicher nicht zu den Extrembeispielen eines Equity-Basket-Bonds früherer Tage. Allerdings besteht auch hier noch ein nicht unerhebliches Einzelaktienrisiko für die ohnehin schon nicht gerade üppige und im „Hopp-oder-Top-Verfahren zu ermittelnde Zielrendite. Anleger sollten aufgrund der langen Laufzeit zudem viel „Sitzfleisch" mitbringen.

5% MaxZins-Anleihe

Emittent/WKN:

Société Générale / SG11MZ

Laufzeit:

06.03.2017

Preis: (in Zeichnung bis 25.02.2010)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 3 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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