Kommentar
06:00 Uhr, 09.03.2010

Weniger Subventionen für Solarstrom spielen keine Rolle für die Rendite

München (BoerseGo.de) - Die Förderung für die Einspeisevergütung von Solarstrom soll gekappt werden. Derzeit wird in Berlin eine entsprechende Änderung des Erneuerbaren Energiengesetzes (EEG) geplant. Die Empfehlung des Bundeskabinetts für den anstehenden Gesetzesentwurfs sieht Kürzungen von bis zu zusätzlichen 16 Prozent ab Juli vor. Die deutschen Unternehmen aus der Solarbranche warnen vor einem Stellenabbau und befürchten Wettbewerbsnachteile gegenüber der chinesischen Konkurrenz. Matthias Fieser, Geschäftsführer der myagent Asset Management GmbH und Gründer eines offenen Solarfonds sieht dagegen keine Schwierigkeiten, sondern Chancen. „Es wird der Punkt kommen, an dem Solarstrom völlig unabhängig von Subventionen sein wird. Die Branche geht von 2012 aus und ich glaube, dass dieses Datum realistisch ist“, sagt Fieser. Zudem habe der bisherige Subventionierungssatz auch einen Nachteil gehabt. Den Solarunternehmen haben Anreize gefehlt, stärker zu forschen, wie durch möglichst wenig Fläche aus Sonnenlicht mehr Energie erzeugt werden könne. Also, wie die Module noch effizienter arbeiten können, ihren Wirkungsgrad erhöhen kann. Da gebe es bereits deutliche Unterschiede. „Der Wirkungsgrad kann von sieben bis 17 Prozent liegen“, sagt Fieser. Der Durchschnitt bei non-kristallinen Zellen liege bei 13 bis 13,5 Prozent. Man hätte da weiter sein können. Denn vor fünf Jahren habe der Durchschnitte schon bei elf Prozent gelegen. „Die Solarunternehmen hätten in der Vergangenheit stärker geforscht, wenn der finanzielle Druck größer gewesen wäre“, sagt Fieser.

Ein höherer Wirkungsgrad bedeutet auch mehr Strom, der eingespeist werden kann. „Ein um ein Prozent höherer Wirkungsgrad bedeutet einen um sechs bis Prozent höheren Ertrag einer Solaranlage“, erläutert der Fachmann von myagents, der gerade einen offenen Solarfonds auf den Markt gebracht, mit dem der Anleger in Solaranlagen investieren kann. Die Qualität der Solarzellen sei entscheidend für die Rentabilität einer Solaranlage. Derzeit gibt es nach Ansicht von Fieser fünf bis sechs gute Modulanbieter am Markt.

Allerdings ist die Forschung auch nicht untätig. Es gebe derzeit viele spannende Projekte. „Es wird zum Beispiel derzeit an Unterkonstruktionen für Dachanlagen gearbeitet, durch die man das Licht von allen Seiten einfangen kann“, erläutert der Solarexperte. Solche Untersuchungen müssten gefördert werden, weil sie Deutschland helfen würden, innovativ zu bleiben.

Auch aus der Sicht eines Solarfonds seien die geplanten Kürzungen wenig problematisch. „Im Grunde genommen haben wir alle Zeit der Welt“, sagt Fieser. Denn die entscheidenden Renditechancen und Kostentreiber liegen in der Konzeption und langfristigen Entwicklung von Solaranlagen und nicht in staatlichen Fördermöglichkeiten. Dieses Potenzial werde von vielen bestehenden Fondsprodukten derzeit zu wenig berücksichtigt. Das fange bei der Auswahl der Module an. Für Anlagen des offenen Solarfonds von myagent Asset Management würden die Siliziumqualität der Zellen in einem Labor genau geprüft. „Die Qualitätsbetrachtung ist für die Rentabilität elementar“, betont Fieser. Denn zum einen erhöht sich die Qualität, wie bereits erwähnt, der Wirkungsgrad. Zum anderen verlängert sich die Lebenserwartung. Bei qualitativ hochwertigen Modulen sei die Lebenserwartung heute schon länger, als die staatliche Garantie der Einspeisevergütung. Viele Hersteller geben den Angaben zufolge derzeit schon 25 Jahre Garantie für bis zu 80 Prozent der Leistung. Beim Bau und der späteren Wartung der Anlage gebe es „ein stolzes Einsparungspotenzial“ – vorausgesetzt die Qualität stimmt. Die Kosten für Reparaturarbeiten und die Versicherung seien dann niedriger. Durch Einkäufe direkt beim Hersteller könne der Zwischenhandel ausgelassen werden. Auch mit Blick auf die Verträge gebe es Möglichkeiten, gewinnbringend zu wirtschaften. „Der Monteur eines Zauns für eine unserer Solaranlagen wollte den Preis nach der Leistung der Anlage bemessen. Wenn die Anlage mehr leistet, wird aber der Zaun nicht länger oder höher, weswegen wir uns gegen diesen Anbieter entschieden haben. Solche Verträge sind aber in der Branche nicht unüblich“, gibt Fieser ein Beispiel.

Laut Fieser sind die Investitionen in einen Solarfonds etwas für die Altersvorsorge. Solarstrom werde in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Denn die Photovoltaik sei noch am Anfang und Strom werde gebraucht. Ein Investment in Solarstrom sei auch ein Inflationsschutz. „Wenn die Inflation steigt, verteuert sich auch Enerigie – und die Solarstromanlage erzeugt Energie“, bringt es Fieser auf den Punkt.

Auch nach Ansicht anderer Experten schaden die Kürzungspläne der Einspeisesätze für Solarstrom der Branche langfristig nicht. „Die Solarbranche kann das verkraften“, sagt Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen. Zu einem ähnlichen Schluss kommen auch die Experten der Schweizer Ratingagentur Inrate, die sich auf nachhaltige Investments spezialisiert haben. Da der Trend in Richtung erneuerbare Energien als sehr stabil zu interpretieren sei und zum Beispiel in Europa auf breiter politischer Ebene unterstützt werde, „werden die erneuerbaren Energien mit Sicherheit auch ohne Subventionen konkurrenzfähig werden“, lautet ihre Einschätzung. Nicole Vormann, Leiterin des Nachhaltigkeitsresearchs von Murpy & Spitz Umwelt Consult, sagt: „Das Thema wird bleiben, auch wenn sich die Mitspieler ändern.“

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