Kommentar
08:58 Uhr, 17.02.2025

Welchen Ölpreis brauchen die USA?

Oft wird davon gesprochen, dass OPEC-Länder einen bestimmten Ölpreis benötigen, um den Staatshaushalt auszugleichen. Einen solchen Preis gibt es auch für die USA.

In den USA ist es allerdings nicht der Staatshaushalt, der für den benötigten Ölpreis ausschlaggebend ist. Das sind andere Faktoren. Für OPEC-Länder, vor allem den großen Produzenten, liegt der Preis zwischen 50 (Vereinigte Arabische Emirate) und 90 USD (Saudi-Arabien).

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Das ist eine große Bandbreite und der Preis bewegt sich mit 70 bis 75 USD fast in der Mitte. In den USA ist ausschlaggebend, welcher Preis Investitionen ermöglicht. Unternehmen planen mit bestimmten Ölpreisen und entsprechend der Erwartung werden Investitionen getätigt. Für 2025 erwarten Unternehmen im Durchschnitt einen Ölpreis von 73 USD für die Sorte WTI. Für die Planung von Investitionen wird ein etwas tieferer Preis angenommen. Man kann es als Sicherheitspolster betrachten.

Der Großteil der Unternehmen legt für Investitionen einen Preis von 70 bis 75 USD zugrunde. 11 % brauchen einen höheren Ölpreis und 38 % haben einen tieferen Preis angesetzt. Bei der Preiserwartung ergibt sich ein ähnliches Bild. 36 % erwarten in diesem Jahr einen Preis von 70 bis 75 Dollar, 32 % einen höheren und 32 % einen tieferen (Grafik 1).

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Basierend auf diesen Erwartungen kommt es nun darauf an, was geplant wurde. Hier ergibt sich ein gemischtes Bild. Auf Basis der durchschnittlichen Preiserwartung wollen Großunternehmen ihre Investitionen mehrheitlich reduzieren oder konstant halten. Nur ein Drittel will die Investitionen leicht erhöhen.

Bei kleineren Ölunternehmen ist das Bild anders. Immerhin 17 % wollen die Investitionen signifikant erhöhen. 37 % wollen die Investitionen reduzieren oder konstant halten. Dienstleister wie etwa Baker Hughes und Schlumberger sind zur Hälfte bereit, Investitionen zu erhöhen und zur Hälfte wollen sie die Investitionen konstant lassen oder reduzieren (Grafik 2).

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Der Preis von US-Öl befindet sich derzeit nah am erwarteten Preis. Wird dieser Preis unterschritten, ändern sich auch die Pläne. Schon jetzt sind die Preiserwartungen fast hinfällig. In den vergangenen sechs Monaten lag der Preis häufiger unter den Erwartungen als darüber. Nur kurzfristig, mit neuen Sanktionen gegen den Iran, stieg der Preis darüber (Grafik 3).

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Es ist absehbar, dass der Preis 2025 Schwierigkeiten haben wird, den erwarteten und Planungspreis zu halten. Wenn selbst nach der erneuten Ankündigung des maximalen Drucks auf den Iran durch die USA der Preis nicht nachhaltig steigen kann, ist das ein klares Signal. Dem Weltmarkt würden immerhin 1,8 Mio. Barrel pro Tag fehlen, wenn die USA Erfolg haben.

Der benötigte Preis, um für ein Investitionsfeuerwerk zu sorgen, ist nicht in Reichweite. Vermutlich werden Unternehmen ihre Investitionspläne sogar anpassen und kürzen. Es wird das Paradox der US-Regierung in den kommenden Jahren. Für eine höhere Produktion und tiefere Preise braucht es hohe Preise, sonst wird nicht investiert.

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3 Kommentare

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  • Riccardo90
    Riccardo90

    90 USD für SA? Und wie können die dann bitte so lange überleben, wenn der Erdölpreis seit Jahren, mit kleinen Ausnahmen, weit unter dieser Marke liegt?

    09:50 Uhr, 17.02.
    1 Antwort anzeigen
  • masi123
    masi123

    Die Wünsche und Bedürfnisse der Unternehmen sind nur eine Seite. Es gibt auch noch die politische Seite. Die US-Regierung braucht niedrige, zumindest nicht steigende Benzinpreise, da diese ein zentrales Wahlversprechen und mit wahlentscheidend waren; außerdem möchte man Russland darüber weiter schwächen. Kurzfristig stehen dem die Unsicherheiten im Nahen Osten entgegen. Und über allem schwebt die Frage, ob es nicht doch (aus diversen Gründen) zu einer signifikanten wirtschaftlichen Abschwächung kommt oder ob diese durch weitere expansive Kredite/Staatsverschuldung hinausgeschoben werden kann. Die zentrale Frage bleibt in meinen Augen die Fiskal- und Geldpolitik in den USA.

    09:31 Uhr, 17.02.