Kommentar
10:35 Uhr, 08.10.2019

Wachstumsaktien vor großem Crash?

Anleger werden vorsichtiger. Das ist vor allem für Wachstumsunternehmen aus dem Technologiesektor ein Problem.

In den letzten Wochen haben Anleger eine 180° Wende vollzogen. Bis dahin waren Anleger risikofreudig und kaufen vor allem Börsenneulinge ohne Wenn und Aber. Das war einmal. Die Underperformance von Börsenneulingen in den letzten Wochen war eklatant (Grafik 1).

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Innerhalb von nur zwei Monaten haben IPO Werte den breiten Markt um 17 % underperformt. Das kennt man sonst nur in Zeiten, in denen auch der Gesamtmarkt schwach ist. In solchen Zeiten sind die Standardwerte oft stabiler. Börsenneulinge sind für gewöhnlich riskanter als die etablierten Unternehmen des S&P 500.

Die Underperformance kann auch für den Gesamtmarkt zur Belastung werden. Risikoaversion ist das Letzte, was der Aktienmarkt braucht. Es braucht Anleger, die Risiko auf sich nehmen wollen. Fehlt es an Risikobereitschaft, haben es Aktien schwer. Man kann nicht ausschließen, dass die Vorsicht auf dem IPO Markt auch auf den Rest des Marktes übergreift.

Im Zentrum des Artikels soll aber etwas anderes stehen: der Sinneswandel der Anleger. Anleger reißen Unternehmen nicht mehr die Aktien aus der Hand. Besonders eindrucksvoll war das im Falle von WeWork. WeWork pachtet Büroräume und vermietet diese an Unternehmen und Selbstständige weiter.


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Das Geschäftsmodell wurde bis vor kurzem gefeiert. In der Moderne arbeitet man anders als früher, so der Tenor. Anstatt jeden Tag ins angestammte Büro zu pendeln, kann man einfach einen Arbeitsplatz in einem Büro mieten, der näher ist. Kleinere Unternehmen benötigen praktisch überhaupt keine eigenen Büros mehr.

Die Idee ist gut. WeWork bündelt viele einzelne Arbeitnehmer und stellt Büroräumlichkeiten mit einer Ausstattung zur Verfügung, die sich Einzelpersonen und Kleinunternehmen nicht leisten können. Entsprechend wurde WeWork einmal mit 50 Mrd. bewertet.

Das Geschäftsmodell kostet aber. Die Pachtverträge summieren sich inzwischen auf 47 Mrd. an Verbindlichkeiten auf. Bisher wurde das durch Private Equity und Anleihen finanziert. Profitabel ist WeWork nicht. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist die Finanzierung durch Private Equity schwierig. Investoren wollen Kasse machen. Um das zu ermöglichen und weitere Mittel zu erhalten, geht man an die Börse.

Bei WeWork hat das nicht funktioniert. Das Interesse ist zu gering und Investoren wollten keinen Börsenwert, der nur bei der Hälfte der letzten privaten Finanzierungsrunde liegt. WeWork läuft damit in ein Finanzierungsproblem. Die Verluste, die das Unternehmen macht, müssen aufgefangen werden.

Entsprechend nervös sind Anleger, die Anleihen von WeWork halten. Der Kurs der Anleihe rauschte zuletzt in den Keller (Grafik 2). Damit wird es noch schwieriger an neue Finanzmittel zu gelangen.

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Nun kommt es in den kommenden Wochen darauf an, ob Anleger ihren Risikoappetit wiederfinden. Wenn nicht, droht ein Crash. Das gilt nicht nur für private Unternehmen, sondern auch an Börsen gehandelte Firmen.

Netflix, Tesla, Uber und viele andere sind nichts weiter als Unternehmen, die schnell wachsen, aber mehr Cash verbrauchen als sie einnehmen. Zwar haben sie den Sprung an die Börse schon geschafft, doch das Kapital ist schnell verbraucht. Der Anleihemarkt garantiert, dass der Bankrott abgewendet werden kann. Kollabiert der IPO Markt und in der Folge auch der Anleihemarkt für solche Unternehmen, kann es schnell zu einer Ansteckung kommen.

Dann sind selbst Unternehmen wie Netflix nichts mehr wert. Wird der Geldhahn zugedreht, können diese Firmen nicht auf eigenen Füßen stehen. Das würde nicht nur bei Börsenneulingen zum Crash führen, sondern auch den breiten Markt mitreißen.


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18 Kommentare

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  • Negan
    Negan

    Der Autor interpretiert die Abwesenheit von Risikofreude als mögliche Ursache für einen kommenden Crash. Das ist leider der völlig falsche Schluss. Genügend Risikoaversion macht einen Crash geradezu unmöglich. Crash. Bullenmärkte sterben gewöhnlich auf dem Höhe der Euphorie. Die aktuelle Korrektur der Technologiewerte ist eine Gelegenheit zum Einstieg, wobei ich dabei aber nicht überteuerte IPOs meine, die Verluste machen.

    23:20 Uhr, 08.10.2019
  • Generik
    Generik

    Solidarität und Gerechtigkeit sind keine messbare Werte bzw. unterliegen der eigenen Sichtweise. Die Finanzierung der sog. Wachstumsunternehmen wird so lange gut gehen bis die Anleger sich anfangen Gedanken zu machen warum sie mit Fonds und Investitionen in eben diese Unternehmen, Verlkuste einfahren. Nicht umsonst sagt man, investiere in das Geschäft was Du auch verstehst. Die Unternehmen, die flächendeckend Geschätsanteile auf pump aufkaufen, um die anderen aus dem Markt zu fegen, sind doch keine Wachstumsunternehmen. Die einige ganz großen haben es geschaft, weil sie als erste in einer Nische waren und uneinholbar sind. Wenn man ein Geschäft wie z. Bsp. Netflix betreibt, muss doch damit rechnen, dass das Geschäft in dem Sektor auch durch andere reproduzierbar ist. Ein Hype ist kein nachhaltiges Geschäft. Aber die Firmenführung hat sich bereichert und eineige Aktionäre, die rechtzeitig abgesprungen sind weil sie genau wusten, dass der Hype vorbei ist. Es muss nicht immer diese Regel gelten aber wiederholt sich immer wieder. Dafür sind z. Bsp. Energieerzeugende Unternehmen nicht aus dem Markt zu drengen, denn das Geschäft kann nicht "jeder" reproduzieren.

    20:06 Uhr, 08.10.2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • Halodrian
    Halodrian

    @wolp

    Solidarität = FREIWILLIGE Abgabe von Besitz (z.B. Geld) an einen anderen

    -> Bitte nennen Sie mir ein Beispiel wie daraus Wachstum entstehen soll.

    Gerechtigkeit = sobald es mehr als einen Menschen auf der Welt gibt (und dies ist der Fall), ist Gerechtigkeit nicht mehr möglich weil jedes Individium Gerechtigkeit je Fall anders sieht.

    Klimaschutz = Bitte klären Sie mich auf wie das Aufstellen von 200m hohen Windrädern (mind. 1.500Kubikmeter Beton als Fundament, das Roden von Wäldern und Schreddern von Vögeln Umweltschutz bzw. Klimaschutz ist).

    Auch im nüchternen Zustand sollte ersichtlich sein, dass dies von ihnen alles nur Phrasengeblubber ohne Substanz ist, dem Zeitgeist entsprechend aber doch nur leere Hülsen. Ich kann ihnen aber versichern, dass sie die Aufnameprüfung für die etablierten Parteien zu 100% grandios bestanden haben!

    In diesem Sinne, alles Gute :)!

    14:45 Uhr, 08.10.2019
    4 Antworten anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Hallo

    12:27 Uhr, 08.10.2019
  • new-agens
    new-agens

    Da is noch ne schöne Kurslücke bei Netflix offen - bei umme 15-17 USD. Die peil ich mal an.

    12:02 Uhr, 08.10.2019
  • wolp
    wolp

    Wachstum ist möglich, es muss neu definiert werden. Solidarität und Gerechtigkeit sowie Umweltschutz und Klimaschutz sind perfekte Wachstumsfelder. Merci

    11:35 Uhr, 08.10.2019
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Geht das Vertrauen verloren könnte es ziemlich eng werden für die genannten Unternehmen. Puhh am Zyklusende in deren Haut. Gratulation

    10:41 Uhr, 08.10.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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