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11:00 Uhr, 09.09.2022

Von Friendshoring und Reshoring bis Energie- und Ernährungsunsicherheit: neue Studie des Swiss Re Institute zu Versicherungen in einer multipolaren Welt

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Von Friendshoring und Reshoring bis Energie- und Ernährungsunsicherheit: neue Studie des Swiss Re Institute zu Versicherungen in einer multipolaren Welt

09.09.2022 / 11:00 CET/CEST


  • Massnahmen zur Umstrukturierung von Lieferketten werden in der gewerblichen Sach- und Haftpflichtversicherung bis 2026 zu Prämien in Höhe von 33 Mrd. USD führen
  • Versicherungen für den Energiesektor werden bis 2035 zusätzliche Prämien in Höhe von 237 Mrd. USD generieren
  • Agrarversicherungsprämien werden sich bis 2030 fast verdoppeln – auf weltweit 80 Mrd. USD

Zürich, 9. September 2022 – Die COVID-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben die Deglobalisierung verschärft und ein Umfeld geschaffen, in dem Sorge um die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten und um Energie- und Ernährungssicherheit herrscht. «Friendshoring» (Verlagerung der Lieferketten in verbündete Länder) und «Reshoring» (Rückholung von Produktionskapazitäten ins Inland), Investitionen in grüne Energie und die Bekämpfung von Nahrungsmittelkrisen werden die Risikolandschaft prägen und wohl zu vermehrten Investitionen in die Realwirtschaft führen, so das Swiss Re Institute in seiner jüngsten sigma-Studie «Maintaining resilience: the role of P&C insurers in a new world order».

Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re: «Sechs Monate nach Beginn des Ukraine-Krieges hat sich unsere Welt dramatisch verändert. Ausgelöst durch den Krieg und die Pandemie entwickelt sich eine multipolare Welt mit gestörten Lieferketten, Energie- und Nahrungsmittelkrisen. Für die Wirtschaft werden Versicherungen jetzt noch wichtiger als bisher, denn mit der Absicherung gegen Lieferkettenrisiken tragen sie zur finanziellen Stabilität von Unternehmen bei. Zudem kann die Versicherungsbranche die Umstellung auf eine grüne Ökonomie vorantreiben, indem sie die Infrastruktur für erneuerbare Energien versichert und darüber hinaus in diese investiert. Der Ausbau der Agrarversicherung kann ausserdem zur weltweiten Ernährungssicherheit beitragen.»

Die Umstrukturierung der Lieferketten dürfte zu Investitionen in neue Infrastruktur und Produktionsanlagen führen, sodass eine gesteigerte Nachfrage an Engineering-Versicherungen zu erwarten ist. Reshoring dürfte in den gewerblichen Sparten in den nächsten fünf Jahren weltweit zusätzliche Prämien in Höhe von 30 Mrd. USD generieren, vor allem im Bereich der Engineering‑, Sach- und Haftpflichtversicherung. Durch Friendshoring kämen weitere 3 Mrd. USD an Prämien hinzu. In der Transport- und Warenkreditversicherung würde das Prämienvolumen leicht sinken, weil der Welthandel wahrscheinlich abnehmen wird.

Gianfranco Lot, Head Globals Reinsurance von Swiss Re: «In der sich wandelnden Risikolandschaft wird die gewerbliche Sach- und Haftpflichtversicherung eine wichtige Stütze für die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen bleiben; insbesondere hilft sie bei Veränderungen des operativen Umfelds die finanzielle Stabilität zu erhalten, Lösungen zur Glättung von Cashflow-Schwankungen zu bieten und bei einer Neuausrichtung der Lieferketten die Erträge zu stabilisieren.»

Versicherungen können ökologische Wende vorantreiben und zur Ernährungssicherheit beitragen
Die Auswirkungen des Klimawandels haben bereits deutlich gezeigt, wie wichtig eine ökologische Wende ist. Durch den Ukraine-Krieg ist die Umstellung auf erneuerbare Energien noch dringlicher geworden. Beim Bau und Betrieb der Infrastruktur für erneuerbare Energien bestehen komplexe Risiken, die beherrscht werden müssen, damit sie nicht zu hohen Umsatzausfällen führen. Mit der Absicherung dieser Risiken kann die Versicherungswirtschaft eine wichtige Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien übernehmen.

Doch erneuerbare Energien sind nur ein Aspekt der ökologischen Wende. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss mehr in die Dekarbonisierung aller Wirtschaftsbereiche investiert werden. Wenn die Länder alle bisher geplanten Kapazitäten für erneuerbare Energien aufbauen, werden die Investitionen nach Schätzungen des Swiss Re Institute im Energiesektor bis 2035 zusätzliche Prämien in Höhe von 237 Mrd. USD generieren. Die Umstellung auf eine grüne Ökonomie erfordert jedoch globale Anstrengungen – eine Fragmentierung aufgrund von geopolitischen Sorgen und Sicherheitsbedenken könnte die weltweite Koordinierung der erforderlichen Massnahmen erschweren.

Lieferkettenprobleme aufgrund der Pandemie und des Ukraine-Kriegs haben die Nahrungsmittelpreise hochschnellen lassen. Dürre und starke Regenfälle in wichtigen Anbauländern haben zu Ernteausfällen geführt, die für zusätzlichen Preisauftrieb gesorgt haben. Angesichts einer Weltbevölkerung, die in den nächsten drei Jahrzehnten auf fast 10 Milliarden Menschen anwachsen soll, wird globale Ernährungssicherheit immer wichtiger. Die Agrarversicherung trägt mittlerweile massgeblich dazu dabei, dass Landwirte auch bei Ernteausfällen keine Einkommenseinbussen haben und weiter produzieren können. Den Prognosen zufolge wird das weltweite Prämienvolumen in der Agrarversicherung bis 2030 auf 80 Mrd. USD steigen, verglichen mit 46 Mrd. USD im Jahr 2020.

So erhalten Sie die sigma-Studie:
Die englische Ausgabe der sigma-Studie 5/2022 «Maintaining resilience: the role of P&C insurers in a new world order» steht in elektronischer Form zur Verfügung. Sie können diese herunterladen unter: https://www.swissre.com/institute/research/sigma-research/sigma-2022-05.html

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