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17:06 Uhr, 24.07.2024

Versicherer rechnen mit mehr Kosten für Nachhaltigkeitsberichte

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die deutschen Versicherer erwarten nach der Verabschiedung des CSRD-Umsetzungsgesetzes im Bundeskabinett deutlich höhere Kosten für die darin vorgegebene Nachhaltigkeitsberichterstattung als die Regierung. "Die Bundesregierung schätzt den einmaligen Erfüllungsaufwand auf 846 Millionen Euro für 14.600 berichtspflichtige Unternehmen. Das wären rechnerisch ungefähr 58.000 Euro pro Unternehmen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. "Für den Versicherungssektor rechnen wir aber im Schnitt mit vier- bis achtmal höheren Kosten."

Für große Versicherungsgruppen lägen die Kosten sogar eher im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich. Aufseiten der Versicherer wüchsen die Zweifel, ob die mit der Einführung der Nachhaltigkeitsberichterstattung verfolgten Ziele wirklich erreicht würden, sagte Asmussen zudem. Der Fokus sollte vor allem auf entscheidungsrelevante Daten gerichtet werden, die für Unternehmen Steuerungsimpulse setzten.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nannte die lang erwartete Einigung der Bundesregierung "ein positives Signal". Jetzt müsse das Gesetz zeitnah im Bundestag verabschiedet werden, um den Unternehmen möglichst bald Rechts- und Planungssicherheit zu geben. "Die Ausweitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen", betonte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner aber auch. Die Wirtschaft werde jährlich mit 1,58 Milliarden Euro belastet. Das sei nahezu die Hälfte der Entlastungswirkung des gerade verabschiedeten Wachstumschancengesetzes.

Die im Kabinettsbeschluss zur Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorgesehene Beschränkung der Prüfpflicht ausschließlich auf Wirtschaftsprüfer kritisierte Gönner zudem als vertane Chance. Durch eine Wahl zwischen Wirtschaftsprüfern und unabhängigen Dritten ließen sich Kapazitätsengpässe und hohe Kosten bei der externen Prüfung vermeiden.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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