Kommentar
16:22 Uhr, 09.06.2011

Vereinte Nationen: Weltbevölkerung wächst

Nur drei Millionen Menschen besitzen in den Vereinigten Staaten die Hälfte des gesamten Vermögens und üben zugleich die gesamte politische Macht aus.

Wie die Credit Suisse in ihrem jüngsten „Global Wealth Report“ schreibt, verfügen weltweit 0,5% der Bevölkerung über mehr als 35% des Gesamtvermögens. Das Volksvermögen der USA liegt bei 50 Billionen Dollar, was einen Anteil von 25% am Gesamtvermögen der Erde ausmacht, das zuletzt mit 200 Billionen Dollar berechnet wurde. Europa als Region hat einen Anteil am gesamten Vermögen von 32%, während Asien und China – wenig verwunderlich – einen kleinen, aber stetig wachsenden Anteil am Gesamtvermögen auf sich vereinen. China konzentriert ein Sechstel des Vermögens oder 32 Billionen Dollar auf sich. Die Credit Suisse hat errechnet, dass sich das globale Vermögen seit dem Jahr 2000 um 72% eröht hat und dass es bis zum Jahr 2015 erneut um 61% auf dann 315 Billionen Dollar angewachsen sein wird.

„In den vergangenen 13 Jahren wuchs die Weltbevölkerung um eine Milliarde Menschen.“

- Zitat Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report.de -

Weltweit, und das ist besonders wichtig für die Einschätzung der Nahrungsmittelnachfrage in den kommenden Jahrzehnten, konzentrieren sich 587 Millionen Menschen, zahlenmäßig 60% des Mittelstands, auf die Region Asien-Pazifik. Und in dieser Region möchten die Menschen vor allem nicht nur mehr, sondern qualitativ höherwertigere Nahrung. Die Nahrungsmittelnachfrage steigt in diesen Regionen mit relativ niedrigem Pro-Kopf-Einkommen besonders steil an, da besonders die Nachfrage nach Fleisch steigt. Drei Milliarden Menschen haben ein Pro-Kopf-Einkommen von unter 10.000 Dollar, während 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Börsen oder Finanzdienstleistungen jeglicher Art haben. In den vergangenen 13 Jahren wuchs die Weltbevölkerung um eine Milliarde Menschen. Auf den 31. Oktober fällt der gedachte Geburtstag des siebenmilliardsten Menschen. Bis zum Jahr 2100, nehmen die Vereinten Nationen an, wird die Weltbevölkerung auf über 10 Milliarden Menschen wachsen.

Betrachtet man diese Zahlen, so ist man geneigt zu glauben, dass die statistischen Ermittlungen über die Dauer eines Bullenmarktes nicht mehr zutreffend sind. Rohstoffe bewegen sich typischerweise in 20 jährigen Bullenmärkten aufwärts, die dann von jahrzehntelangen Korrekturen und Bärenmarkten gefolgt werden. Geht man davon aus, dass der laufende Bullenmarkt im Jahr 2001 begann, so dürften wir es noch bis zum Jahr 2021 mit übergeordnet steigenden Rohstoffpreisen zu tun haben. Doch auch danach wird die Weltbevölkerung noch weiter wachsen. Wird daher auch der Bullenmarkt bei den Rohstoffen dieses Mal länger dauern als sonst? Die Nahrungsmittelorganisation FAO der Vereinten Nationen spricht schon heute von einer „völlig neuen Situation“ bei der Preisentwicklung von Nahrungsmitteln. Hatte man in der Vergangenheit auch schon Preisspitzen, so scheinen die hohen Preise jetzt der Normalzustand zu werden, glaubt die FAO. An dieser Stelle sind wir wieder bei David Hightower: Hohe Preise führen dazu, dass neue Technologien gefunden, bessere und effizientere Anbaumethoden entwickelt, besserer Dünger eingesetzt, gentechnische Fortschritte gemacht und neue Anbauflächen erschlossen werden. All das wird die Ernten der Welt steigern, jedoch muss auch gesagt werden, dass dies nur in gewissen Grenzen geschehen kann.

Ackerflächen sind weltweit beschränkt. Wie bei Gold kann auch die Angebotsmenge von Ackerflächen nicht beliebig ausgeweitet werden, weshalb sich Investoren weltweit auf Ackerland stürzen, was die Preise steigen lässt. Die Statistiken sprechen für diese Anlageform, die zwar in Medienberichten als etwas neues dargestellt wird, was sie aber nicht ist. Nicht umsonst lautet das Sprichwort: „Ackerflächen verkauft man nicht, man vererbt sie!“ Berechnungen von Marketwire zufolge stieg der Wert von Ackerland seit 1960 um 2 Prozentpunkte mehr als die Inflationsrate. Der NCREIF Corn Belt Farmland Index für Ackerland in den USA stieg seit Januar 1991 bis Dezember 2008 sogar um 11,43% an - pro Jahr. 1000 in Ackerland investierte Dollar wären im Dezember 2008 über 7000 Dollar wert gewesen, zeigen Berechnungen von Agrinuity. Andernorts steigen die Ackerlandpreise noch mehr, wie in Brasilien, wo sie im Schnitt seit dem Jahr 2000 um 350% gestiegen sind. Zu den Investoren in diesem Bereich zählen auch Jim Rogers und Marc Faber.

Mit dem Thema Ackerland eng verwandt ist die Problematik, die sich mit der unterschiedlichen Verteilung von Süßwasservorräten auf der Erde ergibt. Die chinesische National Development and Reform Commission (NDRC) warnte im August 2010 davor, dass China kein fruchtbares Land mehr zur Verfügung habe, das nicht schon bewirtschaftet würde oder das sich in der Nähe von Wasserwegen bestände. China, das Land, das wegen seines Wirtschaftsbooms quasi jeden Rohstoff in rasant wachsenden Mengen benötigt, hat im globalen Ver gleich einen der geringsten Ackerflächenanteile relativ zur Bevölkerung, während die Situation durch wasserintensive Industriezweige und die Verschmutzung verbleibenden Wassers verschärft wird. „Die akute Verknappung von restlichem Ackerland und von Wasservorrä ten sind jetzt die größten Hürden in dem Versuch, die Nahrungsmittel sicherheit des Landes sicherzustellen“, sagt etwa der NDRC-Minister Zhang Pink.

„Jim Rogers: Japan hat zu wenige Bauern. Jetzt werden Chinesen einbestellt.“

- Zitat Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report.de -

Jim Rogers sagt, dass der Bullenmarkt bei den Rohstoffen erst zu Ende sein wird, wenn Landwirte die Einkommen haben werden, die heute Investmentbanker an der Wall Street haben. Landwirte, ja alle Fachkräfte im Rohstoffsegment, werden zunehmend knapper, was die Löhne und Gehälter in diesem Segment stark steigen lässt. In Japan fehlen Landwirte. Dort können Felder nicht bewirtschaftet werden, da die Bauern fehlen. Jetzt werden chinesische Arbeiter eingeladen, um die landwirtschaftliche Produktion sicherzustellen, sagt Rogers. Auch in Indien würden landwirtschaftliche Fachkräfte rar.

Chinas Zentralregierung will angesichts der wachsenden Bevölkerung seine Agrarproduktion auf 550 Millionen Tonnen bis 2020 steigern. Kein einfaches Unterfangen. Die pro Kopf bewirtschaftete Ackerfläche beträgt in China nur 0,092 Hektar, was 40% unter dem weltweiten Schnitt liegt. Weniger als 4,7 Millionen Hektar sind in China als Ackerfläche nutzbar. Hinzu kommt, dass die bewirtschaftbare Ackerfläche vom Jahr 1996 von 130,04 Millionen Hektar auf 121,72 Millionen Hektar im Jahr 2008 zurückgegangen ist, was auf Urbanisierung und Naturkatastrophen zurückzuführen ist.

Dies ist eine enorme Chance für Unternehmen, die im Bereich Düngemittel, gentechnisch verändertes Saatgut (wenngleich das umstritten ist) oder im Bereich Ackermaschinen tätig sind.

Dieser Artikel ist in unserer Sonderpublikation Rohstoffe erschienen. Weitere spannende Themen können Sie nach einer kurzen kostenfreien Anmeldung hier herunterladen.

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