Verband: Wärmewende bei Heizungsabsatz aktuell nicht auf Kurs
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Die Heizungshersteller in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2024 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger abgesetzt als im gleichen Zeitraum des Rekordjahres 2023. Das gab der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) in seiner aktuellen Absatzstatistik bekannt. Die im Verband organisierten Hersteller böten "die gesamte Breite heiztechnischer Lösungen und Systemkomponenten an", so der BDH. Die Zahlen machten deutlich, "dass die negative Entwicklung zur Jahreshälfte nochmal zugenommen hat". Noch im Mai dieses Jahres habe der Gesamtabsatz bei einem Minus von 35 Prozent gelegen. Damit bewege sich der Markt nach vier Jahren des Wachstums und dem von Sondereffekten geprägten Rekordjahr 2023 wieder auf dem langjährigen Absatzniveau vor 2020.
"Wir sehen, dass sich der Markt nach der starken Nachfrage im Jahr 2023 deutlich abgekühlt hat. Hinzu kommt der Umstand, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern Unklarheit darüber herrscht, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringt. Hier wurden Erwartungen geweckt, die sich in der Realität kaum halten lassen", sagte BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. Insbesondere sei es in der Beratung der Bürgerinnen und Bürger herausfordernd, die Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz (GEG), kommunaler Wärmeplanung und stellenweise der Förderung verständlich zu machen. "In dieser unübersichtlichen Gemengelage schieben die Menschen die Heizungsmodernisierung eher auf", begründete Staudt die Marktsituation.
Von rund 21,5 Millionen Heizungen in Deutschland gelte rund die Hälfte als technisch veraltet, betonte der BDH aber. "Mit dem nun zunehmend schleppenden Modernisierungstempo läuft die Politik Gefahr, die Klimaziele im Gebäudesektor zu verfehlen", warnte der Verband. Der BDH empfehle hier dringend gegenzusteuern und unter anderem die Kommunikation in Richtung Endverbraucher deutlich zu intensivieren und über GEG-konforme Technologien und Fördermöglichkeiten in der Breite zu informieren.
Auch der Absatz von Wärmepumpen entwickelte sich im ersten Halbjahr laut BDH rückläufig. Die Hersteller setzten demnach insgesamt 90.000 Einheiten ab, ein Minus von 54 Prozent gegen Vorjahr. Zwar sei die Anzahl der zugesagten KfW-Heizungsförderungen im Mai um 21 Prozent und im Juni um 40 Prozent gegenüber den Vormonaten gestiegen. Dennoch gehe der BDH davon aus, dass 2024 maximal 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. "Die Menschen brauchen bei der Heizungsmodernisierung Planungssicherheit. Vor allem mit Blick auf den Klima- und Transformationsfonds 2025 ist es daher von zentraler Bedeutung, dass hier ein Signal des Vertrauens seitens der Bundesregierung an die Bürgerinnen und Bürger gesendet wird", verlangte Staudt. "Auch im kommenden Jahr muss die staatliche Unterstützung für die Heizungsmodernisierung wie im Jahr 2023 fortgeführt werden."
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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