USA: Zinsen, Immobilien, Aktien - man kann nur hoffen, dass es nicht allzu schlimm wird
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1.) Der Immobilienmarkt in den USA bricht immer mehr weg, die Verkäufe (und Preise) sinken seit sechs Monaten in Folge. Die Dynamik nach unten beginnt dabei langsam Fahrt aufzunehmen. Man kann nur hoffen, dass der Markt nicht zusammenbricht und wir damit eine Neuauflage der "Finanzkrise" zwischen 2007 und 2009 bekommen.
2.) Laut Studien bekannter Investmentbanken beginnen Zinserhöhungen der US-Notenbank erst nach sieben bis zehn Monaten ihre Wirkung zu entfalten. Die erste Zinserhöhung der Fed gab es im März, es war jedoch wegen des kurz zuvor begonnenen Ukraine-Kriegs erst noch eine kleine (um 0,25 %). Danach folgten 0,5 % und 2x 0,75 %.
Basierend auf diesen Statistiken würde es spätestens ab Mitte 2023 sehr kritisch für die US-Wirtschaft, eher früher. Die Börse soll ja bekanntlich sechs bis zwölf Monate in die Zukunft blicken. Demnach wird es hier spätestens gegen Jahresende, eher früher, kritisch.
3.) FOMC-Mitglied James B. Bullard hat sich gestern in einem Interview dafür ausgesprochen, im September die Leitzinsen ein drittes Mal in Folge um 0,75 % anzuheben (die Markterwartung ist aktuell nur 0,5 %). Zudem möchte er zum Jahresende gerne eine Fed Funds Rate bei 3,75 bis 4,0 Prozent sehen (Markterwartung: maximal 3,5 %).
4.) Es gibt in den USA Spekulationen darüber, dass die Fed im Fall weiter steigender Aktienmärkte zu einer Notfall-Zinsanhebung ("Emergency Rate Hike") gezwungen sein könnte, um den Spekulanten, die inzwischen sehr fest mit bald wieder sinkenden Zinsen rechnen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dies soll auch bereits im FOMC diskutiert worden sein. Leider gab es dazu aber keine Quellenangabe, so dass ich das nicht verifizieren kann - und es daher als Gerücht bezeichnen möchte.
5.) Der Ex-Chef der regionalen Fed von New York, Bill Dudley, schrieb in einem Meinungsartikel, dass alles, was Fed-Chef Powell vor einem Jahr in Jackson Hole gesagt hat, sich inzwischen als falsch erwiesen habe. Daher sei die Rede dort in diesem Jahr sehr wichtig. Dudley rechnet damit, dass Powell in diesem Jahr einen sehr hawkishen Ton anschlagen wird. Er müsse dort klarstellen, dass das oberste Ziel der Fed die Rückkehr der Inflation auf 2 % sei.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die US-Leitzinsen deutlich länger und/oder stärker steigen. Powell müsse den Spekulanten verdeutlichen, dass selbst wenn die Fed in Zukunft kleinere Zinsschritte vornehme als zuletzt, noch längst kein Pivotpunkt erreicht sei. Zwischen 2004 und 2006 habe die Fed ihren Leitzins von 1,0 % auf 5,25 % angehoben - durch 17 Leitzinserhöhungen in Folge, alle um jeweils 0,25 %. Die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen sage nichts darüber aus wann diese beendet werden könnten.
Laut Dudley müssen die US-Leitzinsen auch noch deutlich weiter steigen, wenn es die Powell-Fed Ernst meine, wovon er ausgehe. Powell müsse sich letztlich entscheiden, ob sein Vorbild Arthur F. Burns oder Paul A. Volcker sei. Er, Dudley, halte die zu zögerliche Geldpolitik von Burns seinerzeit für falsch und hoffe daher, dass sich Powell an Volcker orientiere. Das sei kurzfristig zwar mit Schmerzen verbunden, aber längerfristig gesünder.
Heute ist bekanntlich Freitag - und da geht es an den US-Börsen, aus welchen Gründen auch immer, ja meistens UP. Wie lange die Kursrally seit Mitte Juni noch gehen wird, weiß ich leider auch nicht. Das weiß niemand.
Aber Fakt ist, dass sich dort in den USA wohl langsam etwas zusammen braut. Ich hoffe nicht, dass es am Ende so schlimm wird, wie manch einer befürchtet. Aber ich kann die Pessimisten sehr gut verstehen.
Die wilde Kursrally ohne große fundamentale Basis hat a) die Aufgabe der Fed eher verkompliziert als vereinfacht und b) dafür gesorgt, dass das Abwärtspotenzial nun deutlich größer geworden ist.
Man muss derzeit das Schlimmste befürchten, kann aber natürlich auf das Beste hoffen!!
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Sascha Huber
In diesem Markt ist klar im Vorteil, der begriffen hat, was die Notenbank, zumindest die FED will. Die, die wie wild jetzt in die Rally hinein gekauft haben, haben es anscheinend nicht begriffen. Traurig ist nur, dass viele Analysten rumrennen, die es anscheinend auch nicht begriffen haben und schon von einem neuen Bullenmarkt fasseln.
Weil der US-Notenbank nicht gefallen kann und wird, dass die verrückten Anleger mit dieser Kursrally quasi die letzten beiden Zinserhöhungen wieder zunichte gemacht haben. Der Financial Conditions Index der Chicago Fed jedenfalls zeigt einen Stand wie vor diesen beiden, ja durchaus großen, Zinsschritten.
Verständnisfrage: WARUM muss man die Kursrallye durch diesen "Emergency Rate Hike" bremsen?