Kommentar
07:57 Uhr, 29.06.2022

US-Anleger spiel(t)en ein gefährliches Spiel

Zuletzt wurden schlechte US-Konjunkturdaten ge- und gute US-Konjunkturdaten verkauft. Das wirkt auf den ersten Blick nicht sinnvoll. Die Logik dahinter: Wenn sich die US-Wirtschaft abschwächt, sinkt die Inflationsrate. Ergo muss die Fed weniger hawkish agieren, was für Assets wie Aktien gut ist.

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  • PayPal Holdings Inc. - WKN: A14R7U - ISIN: US70450Y1038 - Kurs: 71,820 $ (Nasdaq)

Diese Börsenlogik erscheint zunächst gar nicht so dumm. Es war/ist aber eine Wette. Denn die Idee kann nur dann aufgehen, wenn die Fed durch ihre Geldpolitik ein "Soft Landing" hinkriegt. Etwas, dass der US-Notenbank bis dato quasi noch nie gelungen ist. Zuletzt haben es Alan Greenspan (brachte die "Dotcom Bubble" zum platzen) und Ben Bernanke (brachte die Immobilienblase zum platzen, was als Subprime bzw. Finanzkrise bekannt wurde) versucht.

Warum dies nun ausgerechnet Jerome Powell gelingen soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber man kann natürlich auf alles wetten. Alle 20 Jahre gewinnt schließlich der BVB mal bei Bayern München. Ausnahmen bestätigen eben die Regel.

Doch zurück zum Aktienmarkt. Die Fed ist weiter auf Zinserhöhungskurs. Auch wenn die Anleger zuletzt bemerkt haben, dass sie da vielleicht schon mehr Zinserhöhungen eingepreist haben als am Ende kommen werden. Was für eine leichte Entspannung sorgte. Die Leitzinsen sind aber nicht mehr das Problem, zumindest nicht meins. Denn die werden wohl am Ende des aktuellen Zyklus Anfang 2023 bei 4 % +/-0,5 % stehen. Das ist weit mehr als die Nullzinsen, die es "dank" Corona lange gab. Aber eigentlich immer noch nicht besonders hoch.

Das Problem bleibt ein anderes, nämlich Quantitative Tightening. Fakt ist, dass die Fed noch bis vor wenigen Monaten 120 Milliarden US-Dollar pro Monat in die Märkte gepumpt hat. Ja, wirklich, Monat für Monat. Aktuell zieht sie 47,5 Milliarden US-Dollar pro Monat ab. Ab September soll dies dann auf 95 Milliarden US-Dollar pro Monat verdoppelt werden. Ob ich irgendwo 120 Milliarden US-Dollar pro Monat hineinpumpe oder 95 Milliarden US-Dollar pro Monat absauge: die Differenz sind 215 Milliarden US-Dollar- pro Monat.

Wie ein Aktienmarkt da nachhaltig steigen soll ? Das kann und wird nicht klappen. Aber warum kommt es dann immer wieder zu diesen starken Bärenmarktrallys?

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Nun, auch das ist recht simpel erklärbar. Die Notenbanken, besonders die Fed, haben die Welt zuvor im Zuge der "Corona-Krise" mit Geld geflutet. Dieses Geld ist nicht weg, es hat im Zweifel nur ein anderer. Noch Anfang des Jahres lagen die Überschussreserven bei rund vier Billionen US-Dollar. Zuletzt dürften sie in Richtung drei Billionen US-Dollar gesunken sein. Man kann das teilweise auch an den Reverse Repos ablesen, siehe: fred.stlouisfed.org/series/RRPONTSYD

Wobei diese zuletzt sogar auf neue Rekordhochs gestiegen sind. Allerdings sieht man sehr oft, dass sie genau dann etwas zurückgehen, wenn es am Aktienmarkt mal ein paar Tage steigt. Dazu muss man wissen: Grob vereinfacht sind die Reverse Repos Geld, dass Banken nicht benötigen und deshalb über Nacht bei der Fed abgeben. Sie stellen also nicht die gesamte Überschussliquidität dar, aber doch einen nicht unerheblichen Teil davon.

Langer Rede, kurzer Sinn: Anders als noch vor einigen Monaten kann man derzeit nicht mehr davon sprechen, dass es im Tech-Sektor keine günstigen Aktien mehr geben würde.

Aktien wie PayPal oder Zoom (wenngleich zuletzt schon wieder sehr stark hoch gelaufen, da wäre ein nochmaliger deutlicher Rücksetzer gut) könnte man theoretisch jetzt schon langfristig einsammeln. Vielleicht sogar auch schon eine Alphabet.

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Das Problem ist aber, dass wir übergeordnet noch in einem Bärenmarkt sind. In der Regel schaffen es nur sehr wenige Aktien, sich gegen diesen übergeordneten Trend zu stellen und wenigstens einigermaßen zu halten.

Wahrscheinlicher ist, dass es - genauso wie es zuvor eine Übertreibung nach oben gab - jetzt eine Übertreibung nach unten ("Untertreibung") geben wird. Meines Erachtens wird es noch etwas dauern, bis wir soweit sind. Aber auch nicht mehr ewig, das ist klar.

Kurzfristig gilt wohl: There is more pain to come. Mittelfristig aber werden wir wohl in absehbarer Zeit einen Sell Off sehen. Dieser wird die Schmerzen dann derart vergrößern, dass die meisten Anleger am liebsten 🤮 würden, wenn sie nur an Aktien denken. Genau dann aber ist der Kaufzeitpunkt gekommen.

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Über den Experten

Sascha Huber
Sascha Huber
Experte für Kryptowährungen

Sascha Huber, Jahrgang 1978 und wohnhaft in Trier, gilt als profunder Kenner der Hightechbranche. Als solcher erkannte er als einer der Ersten das große Potenzial von Aktien wie Amazon.com, Apple sowie zuletzt Facebook oder Tesla Motors. Zwischen 2010 und 2014 arbeitete er als Chefredakteur eines Börsenbriefs, der im Oktober 2014 übernommen wurde. Huber gilt als profunder Kenner von Kryptowährungen wie dem Bitcoin, Ether und Ripple. Auf stock3 betreut er sehr erfolgreich den "Technologie-Aktien & Krypto Trading-Service".

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