Kommentar
09:34 Uhr, 30.05.2018

US-Aktien nach Berichtssaison hochgestuft

Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie der Handelsscharmützel rund um die USA, der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und der geopolitischen Spannungen haben wir die jüngsten Marktbewegungen und deren Auswirkungen auf riskante Anlagen analysiert. Unsere Erwartung, dass die Märkte weiterhin niedrige, aber positive Renditen verzeichnen werden, hat sich bestätigt, und unsere Einschätzung zur Vermögensallokation bleibt weitgehend unverändert. Allerdings haben wir US-Aktien vor Kurzem von abgeneigt auf neutral hochgestuft.

Seit Ende 2016 verzeichnete der US-Aktienmarkt unter den bedeutenden Märkten währungsbereinigt die schwächste Entwicklung. Dies steht im Einklang mit unserer Erwartung einer Outperformance der Schwellenländer, Europas und Japans vor dem Hintergrund eines stetigen Wachstums der Weltwirtschaft und einer Reflation.

Doch die jüngste Berichtssaison verlief in den USA überraschend gut. Bemerkenswert ist, dass die Stärke nicht allein auf die Steuerreform zurückzuführen ist, wie an Aufwärtskorrekturen beim prognostizierten Wachstum des EBIT (Gewinne vor Zinsen und Steuern) erkennbar ist. Gemessen an der gleichen Kennzahl wird das voraussichtliche Gewinnwachstum in den Schwellenländern und Europa durch Währungsbewegungen gebremst, während die Daten in Japan weitgehend den Erwartungen entsprechen. Folglich sieht die Gewinnentwicklung in den USA überraschend erfreulich aus.

In diesem Jahr entwickelten sich US-Aktien im Einklang mit internationalen Aktien und blieben hinter den japanischen und europäischen Märkten zurück. Dass keine Outperformance erzielt wurde, deutet darauf hin, dass die Steuersenkungen der US-Regierung bereits eingepreist waren. Doch unter Berücksichtigung der jüngsten Aufwärtskorrekturen des EBIT, die eine Verbesserung der Fundamentaldaten über die bessere Steuersituation hinaus signalisieren, sind wir der Ansicht, dass der US-Aktienmarkt seit Jahresbeginn günstiger geworden ist. Neben der Tatsache, dass der US-Markt dominierende Weltfirmen beherbergt, die Investitionen anziehen, rechtfertigt dies die Hochstufung von abgeneigt zu neutral.

Darüber hinaus haben wir das Zwillingsdefizit der USA analysiert. Das Ergebnis stützt unsere Einschätzung, dass mittelfristig mit einem strukturell schwächeren US-Dollar mit sporadischen Aufwertungen zu rechnen ist.


Makroökonomisches Umfeld

Wenngleich das globale Wachstum weiterhin stark ist, begannen die Daten sich in einigen Industrieländern abzuschwächen. 2017 waren die Finanzierungsbedingungen weniger restriktiv, was das Wachstum beflügelte. Im laufenden Jahr wird jedoch allmählich eine Veränderung spürbar. In den USA dürfte das zur Unzeit aufgelegte expansive Haushaltspaket dem BIP im laufenden und nächsten Jahr Auftrieb geben. Für mehr Unruhe sorgen die drohenden Handelskriege. Derzeit sind die Auswirkungen zwar noch gering, doch die zukünftige Entwicklung sollte aufmerksam beobachtet werden. Vor dem Hintergrund der anstehenden US-Zinserhöhungen, der überzogenen Aktienbewertungen und der spätzyklischen Aktivität hoffen wir, dass die Handelsspannungen nicht auf mehr Länder oder auf ein breiteres Spektrum an Waren und Dienstleistungen übergreifen.

In der Vergangenheit mündete eine Aktienhausse häufig in eine Rezession oder Finanzkrise. Davon gehen wir derzeit jedoch nicht aus. Das Volumen der Fusionen und Übernahmen nimmt weiter zu, und zwar nicht auf eine gläubigerfreundliche Weise, doch die Fremdkapitalaufnahme scheint noch nicht beunruhigend. An den Anleihenmärkten ist unser Basisszenario für die Kreditspreads von Investmentgrade-Anleihen eher, dass sie stabil bleiben als sich auszuweiten.

Der Ausblick mag zwar weniger positiv sein als noch vor einem Jahr, aber einen Wendepunkt zu erkennen, scheint schwierig. Obwohl die Renditekurve flacher ist und die Kreditspreads weiter sind, fällt die Arbeitslosenquote nach wie vor, und sowohl die Dynamik als auch die Stiltreiber sind positiv. Bei früheren Markthochs gingen die Schwierigkeiten tendenziell vom jeweils größten Sektor aus. Heute wäre dies der Technologiesektor, auf den ein Viertel des S&P 500 entfällt. Doch auch hier gibt es wenige Anzeichen für einen bevorstehenden Abschwung. Das Rezessionsrisiko ist gering, und die Inflation scheint im Griff.

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