Kommentar
09:45 Uhr, 21.12.2011

US-Aktien mit neuer Phantasie

Überlagert von der Dramaturgie der Ereignisse in Euroland hat sich die US-Wirtschaft - sozusagen im toten Winkel - nahezu unbemerkt stabilisieren können. Auch die operativen Gewinne der US-Unternehmen befinden sich absolut gesehen auf einem Allzeithoch, obwohl die amerikanische Binnenkonjunktur schon länger alles andere als ein Impulsgeber ist. De facto ist sie ein Impulsnehmer.

Bemerkenswert ist dabei, dass nicht nur die typischen, bekannten Konsumnamen von der anhaltenden Expansion in den Schwellenländern profitieren, sondern auch die Industriewerte. Auch ihr Gewinntrend hat sich deutlich dynamisiert.

Damit hat sich der bis zum Sommer anhaltende Trend relativ stärkerer Gewinne euroländischer zu US-Titeln umgekehrt. Im Zuge der stabilen US-Konjunkturerholung blieb die Gewinnentwicklung von US-Aktienwerten nämlich stabil. Im Gegensatz dazu hat die Gewinnentwicklung euroländischer Aktien deutlich unter der Verunsicherung der Euro-Krise gelitten. Das macht sich auch bei der relativen Wertentwicklung der Aktien bemerkbar. Seit Sommer gerechnet entwickeln sich US-Aktien deutlich besser als euroländische.

Auch aus bewertungstechnischer Sicht bleiben US-Aktien attraktiv. Sowohl nach Ertrags- als auch nach Substanzbewertung bewegen sie sich nach wie vor auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Auch im Bewertungsvergleich zur größten Alternativanlageklasse, dem Staatsanleihemarkt, behaupten sich US-Aktien eindeutig. Da eine bonitäts- und inflationsgerechte Verzinsung von US-Renten nicht zu erzielen ist, übertrifft die Gewinnrendite von US-Aktien die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen deutlich.

Und was passiert in der nächsten Woche

In Amerika werden die Auftragseingänge für langlebige Güter weiter überzeugen. Die Investitionsbereitschaft der US-Unternehmen setzt sich damit fort.

In Deutschland wird sich anhand der Veröffentlichung der ifo Geschäftsklimadaten zeigen, ob sich die Stimmungsverstetigung in der deutschen Wirtschaft fortsetzt.

Die Euro-Krise bleibt auch in der Vorweihnachtswoche das dominierende Thema. Insofern ist das deutsche Aktienbild weiter bearish zu werten. So wurde das kurzfristige Aufholpotenzial im DAX nicht ausgeschöpft, da die markante Unterstützung bei 5750 Punkten nicht verteidigt werden konnte. Weitere Anschlussverkäufe bis zur 5700 Punkte-Marke und darunter bis zu den Kurszielen bei 5570 und 5466 sind möglich.

Erst wenn die Marke bei 5875 Punkten zurückerobert wird, besteht die Chance einer Erholung. Mit einer Jahresend-Rallye ist dann zu rechnen, wenn die Widerstände bei 6000 Punkten sowie im Bereich zwischen 6150 und 6200 Punkten geknackt werden. Kursgewinne bis zum Bereich um die 6400er Marke sind dann grundsätzlich möglich.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

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