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08:36 Uhr, 11.05.2007

Uran und Hedgefonds – Die Bombe tickt

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Die USA wollen ihr Atomwaffen-Arsenal modernisieren, zur Sicherung der Energieversorgung sollen weltweit wieder mehr Atomkraftwerke gebaut werden, immer mehr Staaten drängen in zivile und militärische Atomprogramme – das sind die Grundlagen für die heißeste Spekulation des neuen Jahrtausends: Uran.

Der Preis für Uran in seiner handelsüblichen Form Urankonzentrat U3O8 hat sich in den letzten zwei Jahren vervierfacht. Beteiligt an dieser Preisentwicklung sind vor allem auch Hedgefonds und eigens für die Uranspekulation gegründete Fonds – eine Spekulation, die so riskant und explosiv ist wie ihr Inhalt.

Dazu muss man wissen, dass Uran nicht öffentlich gehandelt wird – zum Beispiel über eine Börse. Es gibt auch keine Produkte wie Futures auf den Rohstoff. Der eigentliche Besitz von Uran ist privaten Einrichtungen oder Personen ebenfalls verboten. Alles, was ein Käufer erwerben kann, sind Verträge über Bestände, die in bestimmten international lizenzierten Lagereinrichtungen aufbewahrt werden oder Verträge für eine zukünftige Lieferung. Das eigentliche Uran bekommt der Käufer nie ausgehändigt. Im Grunde kauft der Spekulant nur ein Stück Papier. Und diese Papiere sind Gegenstand des Uranhandels.

Der Uranhandel wird über Auktionen oder Face to Face-Verhandlungen abgewickelt. Der Preis für Uran ergibt sich also im Grunde aus der jeweiligen Verhandlung zwischen Anbieter und Käufer. Spezielle Vermittler sorgen dafür, dass Interessent und Lieferant zusammen kommen.

Seit rund zwei Jahren drängen nun immer mehr Fonds und Spekulanten in diesen Markt, kaufen alles an Uran auf, was sie bekommen können, halten die erworbenen Bestände vom Markt zurück, um mehr Preisdruck auf diejenigen zu erzeugen, die Uran tatsächlich industriell verwenden und auch verwenden dürfen. Aber ein Markt, der so gestaltet ist wie der von Uran, ist natürlich extrem anfällig für Manipulationen und Preisverzerrungen. Zumal hier nicht nur die Kaufbereitschaft der Spekulanten eine Rolle spielt, sondern auch Politik, die Macht der industriellen Käufer und nicht zuletzt die Einflussnahme staatlicher Organe.

Bisher haben diese Instanzen dem spekulativen Treiben im Uranhandel nur zugeschaut. Sollte sich das ändern, droht den Spekulanten der spekulative Gau. Dann sitzen sie auf teuer erworbenen Verträgen, in einem illiquiden Markt, der vollkommen den Interessen seiner Macher ausgeliefert ist. Dass sich das für Fonds und die beteiligten Investoren innerhalb kürzester Zeit in ein finanzielles Desaster verwandeln kann, dürfte klar sein. Denn was nützen die Verträge über Bestände oder zukünftige Lieferungen, wenn niemand da ist, der sie kaufen möchte oder kaufen darf? Sollten die Preise dann einbrechen, bedeutet das in dieser Art von Markt nicht zwangsläufig, dass auch Käufer für ein größeres Volumen auftreten und die Preise auffangen.

So hat das Nuclear Energy Institut in Washington sich bereits im Februar an die amerikanische Energiebehörde gewandt und die Forderung gestellt private Käufer von den Uran-Auktionen künftig auszuschließen – mit der Begründung die Uran-Versorgung der nationalen Stromhersteller sei gefährdet. Bisher behandeln staatliche Einrichtungen private und industrielle Käufer gleich – solange das Uran in den lizenzierten Lagereinrichtungen bleibt. Das könnte sich aber schnell ändern, wenn nationale Interessen in der sowieso schon heiklen Energiefrage zum Tragen kommen. Zumal die Stromkonzerne ganz sicher auch ihren politischen Einfluss gezielt einsetzen werden, sobald das Treiben der Spekulanten anfängt ihren eigenen Interessen entgegen zu wirken.

Als Hauptabnehmer industriell genutzten Urans haben die Kernkraftwerksbetreiber natürlich auch einen entsprechenden politischen Einfluss auf die Lieferanten. Sollten diese aus taktischen Überlegungen und dem Druck ihrer wichtigsten Kunden heraus den Handel mit den privaten Spekulanten einstellen, wären diese mit ihren Beständen ganz schnell als Statisten an den Rand gedrängt.

Viele Experten sind sich einig: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert. Der Uran-Markt, wie er derzeit existiert, wird ganz sicher nicht lange weiter so fortgesetzt und der Preisspirale drohen empfindliche Einbrüche. Staatliche und industrielle Eingriffe werden folgen, Spekulanten werden auf großen nichtveräußerbaren Beständen sitzen, Pleiten und Schieflagen drohen – alles Folgen einer klassischen Spekulationsblase. Wann dieser Zeitpunkt eintritt weiß natürlich bis jetzt noch niemand. Bisher funktioniert das Spiel mit den Preisen noch. Experten raten von Engagements jedoch ganz deutlich ab. Wer vor vier Jahren frühzeitig dabei war, hat sein Geschäft zur richtigen Zeit gemacht – wer jetzt in einen solchen Markt zu solchen Bedingen zu gehen, begeht finanziellen Selbstmord.

Einige Hedgefonds, die direkt oder indirekt an der Spekulation im Uran-Markt beteiligt sind: QVT Financial LP, Adit Capital, Uranium Participation Corp, GLG Partners, Citadel Investment Group.

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Klicken Sie hier: http://www.fonds-reporter.de/hedgefonds.php

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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