ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
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Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Sentix-Konjunkturerwartungen für Deutschland fallen um 36 Punkte
Die Konjunkturerwartungen von Investoren für Deutschland sind im April nach der Ankündigung "reziproker Zölle" durch die USA regelrecht abgestürzt. Der Sentix-Konjunkturindex fiel auf minus 27,8 (März: minus 12,5) Punkte, wie das Beratungsunternehmen mitteilte. Die Konjunkturerwartungen brachen um 36,3 Punkte auf minus 15,8 (plus 20,5) Punkte ein, was der niedrigste Wert seit September 2024 ist. Die aktuelle Lagebeurteilung steigt dagegen sogar auf minus 39,0 (minus 40,5) Punkte. Nach Angaben von Sentix lagen zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens chinesischer Vergeltungszölle am Freitagmittag schon 66 Prozent der Antworten vor. Diese neue Hiobsbotschaft ist also nur zu etwa einem Drittel berücksichtigt.
EZB senkt Leitzins im April um 25 Basispunkte
Die HSBC-Volkswirte Fabio Balboni und Simon Wells erwarten, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) in der nächsten Woche eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent beschließen wird. In ihrem Ausblick auf die Ratssitzung am 16./17. April schreiben sie, dass sich viele EZB-Offizielle im Hinblick auf weitere Zinssenkungen zwar vorsichtig geäußert hätten, dass aber die Juni-Sitzung wegen der dann vorliegenden zusätzlichen Daten und Projektionen eine bessere Gelegenheit für eine Zinspause böte. "Eine Senkung im April und die Aussage, dass man für den Fall "unerwünschter" Renditeanstiege bereitstehe, könnte der EZB Mehrarbeit zu einem späteren Zeitpunkt ersparen", argumentieren sie.
Deutsche Industrie schwächelt bereits vor Zoll-Eskalation
Schon vor Beginn der eskalierenden Handelsspannungen zeigten die Daten zur deutschen Industrieproduktion für Februar einen Sektor, der Mühe hat, an Fahrt zu gewinnen, so die Einschätzung von Carsten Brzeski von ING. Der Rückgang der Produktion um 1,3 Prozent im Februar im Vergleich zum Vormonat bedeute, dass die seit Jahresbeginn zu beobachtende positive Dynamik ins Stocken geraten sei, da die Produktion immer noch rund 10 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie liege. All dies führe dazu, dass sich - nach dem Optimismus infolge Deutschlands Kehrtwende bei seinen Regeln für die Kreditaufnahme des Staates - die kurzfristigen Aussichten für die deutsche Wirtschaft erneut verschlechtert hätten.
EU dürfte vorerst keine Vergeltungszölle verhängen
Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding rechnet damit, dass ein beträchtlicher der US-Importzölle bis Mitte 2025 "wegverhandelt" sein wird. "Die EU-Handelsminister treffen sich heute, um über ihre Reaktion zu beraten. Wir erwarten, dass sie Verhandlungen anbieten und erst dann Vergeltungsmaßnahmen ergreifen werden, wenn die Verhandlungen bis Mitte 2025 keinen Erfolg bringen", schreibt er in einem Kommentar. Schmieding rechnet damit, dass der Zoll auf EU-Waren von 20 auf 10 Prozent sinken wird, wofür die EU gewisse Konzessionen machen werde. Der Ökonom nimmt an, dass die wachstumsbremsenden Effekte der Zölle weltweit zu Leitzinssenkungen führen werden - nur in den USA nicht.
EU-Handelsminister sehen keine Gewinner im Zollstreit
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte drastische Erhöhung der Zölle birgt das Risiko einer Wiederholung der Weltwirtschaftskrise und des darauf folgenden Anstiegs des politischen Extremismus, warnte Polens Minister für wirtschaftliche Entwicklung. "Es ist ganz klar, dass es keine Gewinner geben wird", sagte Michal Baranowski, der ein Treffen der Handelsminister der Europäischen Union in Luxemburg leitete. Die größte Zollerhöhung seit 100 Jahren werde die globale wirtschaftliche Kontraktion verschlimmern und zu einem Anstieg von Nationalismus und Konflikten führen. "Das ist es, was auf dem Spiel steht, und ich hoffe, dass wir alle aus der Geschichte lernen werden", sagte er. Neben der Erörterung der Reaktion der EU auf Trumps Schritte werden die Minister laut Baranowski auch Maßnahmen zum Schutz der EU-Unternehmen vor "potenziellem Dumping" durch chinesische und andere Unternehmen diskutieren.
USA tragen die Hauptlast des Zollschadens
Die Hauptlast des von den US-Importzöllen verursachten ökonomischen Schadens werden nach Aussage von Unicredit-Volkswirt Erik Nielsen die USA selbst tragen. "Das Epizentrum des Schocks, die USA, wird aufgrund der Erosion des Realeinkommens der US-Haushalte und der enormen Unsicherheiten für die US-Unternehmen und ihre Lieferketten bei weitem am stärksten betroffen sein", schreibt er in seinem letzten Sunday Wrap als Group Chief Economics Advisor von Unicredit. Der Rest der Welt werde über den Exportsektor zwar ebenfalls betroffen sein, doch sei dabei zu berücksichtigen, dass auf die USA weniger als 15 Prozent der weltweiten Einfuhren entfielen.
Deutsche Exporte von Vorzieheffekten geprägt
Der Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) erklärt den Anstieg der deutschen Exporte im Februar mit Vorzieheffekten. "Der Aufwind im deutschen Export im Februar ist erfreulich, darf uns aber nicht täuschen", sagt BGA-Präsident Dirk Jandura. "Der starke Anstieg der Exporte in die USA belegt eindeutig, dass es sich um Vorzieheffekte gehandelt hat: US-Firmen haben gebunkert, die deutschen Firmen Lieferungen vorgezogen." Euphorie sei aber fehl am Platz, das dicke Ende komme erst noch.
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Feb +0,3% gg Vm, +2,3% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Jan rev unverändert gg Vm, +1,8% gg Vj
Schweiz/SNB: Währungsreserven März 725,616 Mrd CHF
Schweiz/SNB: Währungsreserven betrugen im Feb 735,440 Mrd CHF
DJG/DJN/apo
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