ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
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Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Autosektor belastet deutsche Produktion im September
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands ist im September deutlich gesunken, was an einer starken Abnahme der Autoproduktion lag. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, fiel die Produktion gegenüber dem Vormonat um 2,5 Prozent und lag um 4,6 (Vormonat: 3,0) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen monatlichen Rückgang um 0,9 Prozent prognostiziert.
DIHK: Deutsche Industrie ist auf schiefer Bahn
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht die deutsche Industrie auf einer schiefen Bahn und fordert von der Politik Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts. "Der erneute Rückgang der Industrieproduktion im September muss als Warnsignal für eine bessere Wirtschaftspolitik gesehen werden. Mit den ebenfalls gesunkenen Exporten im gleichen Monat kommen auch keine Impulse aus dem Ausland auf die inländische Konjunktur", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.
IWH: Zahl der Firmenpleiten bricht im Oktober nächsten Rekord
Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland ist im Oktober laut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sprunghaft auf 1.530 angestiegen. Das sei der höchste Oktoberwert seit 20 Jahren. Die Zahl der Insolvenzen liegt laut IWH-Insolvenztrend im Oktober um 17 Prozent höher als im Vormonat und 48 höher als im Oktober 2023. Der aktuelle Wert liege zudem 66 Prozent über dem durchschnittlichen Oktoberwert der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Das letzte Mal, dass in einem Oktober mehr Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften registriert wurden, war laut IWH im Jahr 2004.
Bank of England senkt Zinsen um 25 Basispunkte
Die Bank of England (BoE) hat ihre Geldpolitik weiter gelockert. Der Schlüsselzins wurde um 25 Basispunkte auf 4,75 Prozent reduziert. Ökonomen und Börsianer hatten diese Entscheidung erwartet. Acht Ratsmitglieder stimmten für die Senkung um 25 Basispunkte, während ein Mitglied für die Beibehaltung der Zinssätze votierte. Die britische Zentralbank ist zuversichtlich, dass sich die Inflation ausreichend abschwächt, um die Zinssätze vom höchsten Stand seit Jahrzehnten weiter zu senken. Die Inflationsrate fiel von 2,2 Prozent im August auf 1,7 Prozent im September und liegt damit unter dem Ziel der BoE von 2 Prozent.
Riksbank senkt Leitzins mit Blick auf unsichere Wirtschaftsaussichten
Die schwedische Riksbank hat als erste Zentralbank ihren Leitzins gesenkt, nachdem die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten neue Unsicherheiten für die globalen Wirtschaftsaussichten geschaffen hat. Die Riksbank senkte ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 2,75 Prozent und erklärte, dass die Kreditkosten wahrscheinlich bald weiter sinken würden, da eine wirtschaftliche Erholung schwer vorstellbar sei. Die Entscheidung fiel im Rahmen einer Umfrage des Wall Street Journal unter Ökonomen aus, die im Vorfeld der Entscheidung durchgeführt wurde.
Norges Bank hält Leitzins stabil - Senkung dieses Jahr unwahrscheinlich
Die norwegische Zentralbank hat ihren Leitzins bei 4,50 Prozent belassen, da die Schwäche der Landeswährung weiterhin die Bemühungen um eine Senkung der Inflation gefährdet. Die Entscheidung steht im Einklang mit einer Umfrage des Wall Street Journal unter Ökonomen. Der Leitzins liegt seit Dezember 2023 bei 4,50 Prozent und hat dazu beigetragen, die Inflation nach ihrem Höchststand deutlich zu dämpfen, aber der rasche Anstieg der Unternehmenskosten und die Abwertung der Krone werden wahrscheinlich eine weitere Disinflation verhindern, teilte die Norges Bank mit.
Chinas Devisenreserven fielen im Oktober stärker als erwartet
Chinas Devisenreserven sind im Oktober wegen der Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar stärker als erwartet gesunken. Wie die Zentralbank People's Bank of China (PBoC) am Donnerstag mitteilte, lagen die Devisenreserven des Landes per Ende Oktober bei 3,261 Billionen Dollar, 55,3 Milliarden weniger als Ende September. In einer Umfrage des Wall Street Journal hatten Ökonomen im Konsens einen Rückgang der Reserven von 3,316 Billionen Dollar Ende September auf 3,288 Billionen Dollar Ende Oktober prognostiziert.
Steinmeier: Stehe zu Entscheidung über Neuwahlen bereit
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat nach dem vorzeitigen Aus der Ampel-Koalition angekündigt, die FDP-Minister von ihrem Amt zu entlassen. Er stehe bereit zu einer Entscheidung über vorzeitige Neuwahlen. Das Ende einer Koalition sei "nicht das Ende der Welt", sondern eine politische Krise, die man hinter sich lassen müsse. Deutschland habe eine starke Demokratie, wie Steinmeier mit Verweis auf das Grundgesetz erklärte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Vorabend nach dem Bruch mit der FDP Neuwahlen für März 2025 angeregt.
Merz: Union fordert Scholz zu sofortiger Vertrauensfrage auf
Unions-Fraktionschef und -Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem Aus der Ampel-Koalition aufgefordert, sofort die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen und nicht erst im Januar. "Das Ende gestern Abend ist das Ende der Ampel und damit das Ende dieser Wahlperiode", sagte Merz nach einer Sitzung seiner Fraktion. "Es gibt überhaupt keinen Grund, die Vertrauensfrage jetzt erst im Januar des nächsten Jahres zu stellen. Die Ampel hat keine Mehrheit mehr im Deutschen Bundestag, und damit haben wir den Bundeskanzler aufzufordern, und zwar mit einem einstimmigen Beschluss der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, jetzt sofort die Vertrauensfrage zu stellen, spätestens Anfang nächster Woche."
BDI-Präsident fordert schnell neue Regierung
Deutschland brauche schnell eine neue Regierung, fordert der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm. "Die Regierungsparteien sind in den vergangenen Monaten ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Sicherung der Zukunft des Landes immer weniger gerecht geworden", stellte er fest. Das Ende der Koalition sei ein konsequentes Ergebnis dieser Entwicklung. "Angesichts der weltpolitischen Lage und der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung des Standorts Deutschland brauchen wir jetzt so schnell wie möglich eine neue, handlungsfähige Regierung mit eigener parlamentarischer Mehrheit."
DIHK will schnell bessere Bedingungen für Wirtschaft
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat nach dem Bruch der Ampel-Koalition schnelle Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft gefordert. "Die Unsicherheiten für die Unternehmen sind mit dem Bruch der Regierungskoalition noch größer geworden", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. "Nichts braucht unsere Wirtschaft derzeit mehr als das Vertrauen in einen wirtschaftspolitischen Kurs, der die Bedingungen für Investitionen und Wachstum endlich wieder verbessert. Wir hoffen deshalb auf eine kurze Übergangsphase." In Zeiten vielfacher Herausforderungen könne nur eine handlungsfähige Regierung mit einer Mehrheit im Parlament die erforderlichen Entscheidungen treffen. "Jetzt zählt der Blick nach vorne", betonte er.
DSGV: In Berlin schnell Klarheit schaffen
Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Ulrich Reuter, hat nach dem Ampel-Aus "schnell Klarheit" für eine handlungsfähige Regierung gefordert. "Dass die Bundesregierung in diesen Wochen auseinanderbrechen könnte, damit musste man rechnen", sagte Reuter. "Dass es gestern - am Tag des Wahlsieges von Donald Trump in den USA geschehen würde - ist zumindest einmal unglücklich und erhöht die Unsicherheit." Man brauche in diesen Wochen ein starkes Europa, und Europa brauche dafür baldmöglichst eine handlungsfähige deutsche Regierung. "Deswegen ist es wichtig, in Berlin schnell Klarheit zu schaffen", sagte Reuter.
ZVEI warnt vor Hängepartie nach Ampel-Aus
Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI hat Neuwahlen zum schnellstmöglichen Zeitpunkt verlangt. "Eine politische Hängepartie kann sich die Wirtschaft nicht leisten", erklärte der Vorsitzende der ZVEI-Geschäftsführung, Wolfgang Weber. "Unser Land hat Besseres verdient." Die Lage sei ernst, die Unternehmen brauchten schnell Entlastung: Bürokratie abbauen, die keinen Sinn stifte, den Strompreis auf ein wettbewerbsfähiges Niveau senken, und letztlich angebotsorientierte Rahmenbedingungen schaffen, die Wachstum entfachten. "Solche Entscheidungen brauchen eine handlungsfähige, gefestigte Bundesregierung, auch um wirtschaftsorientiert auf die sich gerade konstituierende neue EU-Kommission und das neue Parlament einwirken zu können."
IfW: Politik sollte Schuldenbremse für notwendige Ausgaben reformieren
Der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, hat an die Politik appelliert, die Schuldenbremse zu ändern, um mit Krediten den finanziellen Spielraum für notwendige Ausgaben zu schaffen. "Die demokratischen Parteien tragen hier eine besondere Verantwortung, um die finanzielle Basis für ein handlungsfähiges Deutschland zu schaffen. Jetzt ist der Moment, gemeinsam die Schuldenbremse zu reformieren und die sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit des Landes zu stärken", erklärte Schularick.
DJG/DJN/apo
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