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13:30 Uhr, 10.09.2024

ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Pictet: Aggressivere Fed könnte EZB unter Druck setzen

Eine Leitzinssenkung der US-Notenbank um 50 statt um 25 Basispunkte könnte nach Aussage von Pictet-Volkswirt Frederik Ducrozet an den Märkten die Erwartung schüren, dass auch die Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik entschlossener zu Werke gehen wird. Der Analyst nimmt an, dass in der Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag erörtert werden wird, was die EZB im Falle schwächerer Wachstumsaussichten in den USA und weltweit sowie einer aggressiveren Fed tun würde. "Lagarde wird sich wahrscheinlich zurückhalten und erwähnen, dass die EZB nicht von der Fed abhängig sei - aber eine unerwartet deutliche Zinssenkung durch die Fed könnte den Druck auf die EZB erhöhen und aus der Oktober-Sitzung eine 'Live-Sitzung' machen", schreibt Ducrozet in seinem Ausblick.

Rabobank: Draghis Pläne nur mit EZB finanzierbar

Der vom ehemaligen EZB-Präsidenten und Ex-Ministerpräsidenten Italiens Mario Draghi auf 800 Milliarden Euro bezifferte Mittelbedarf für eine Modernisierung Europas lässt sich nach Aussage von Analysten der Rabobank nicht ohne die Hilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) befriedigen. Die EZB werde letztendlich einen Großteil dieser Ausgaben unterstützen müssen, das heißt QE (Staatsanleihekäufe) auf der Angebotsseite, schreiben sie in einem Kommentar.

IWH: Insolvenzzahlen im August leicht gesunken - Anstieg im Herbst erwartet

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist in Deutschland im August zwar leicht zurückgegangen. Dennoch liegt der Wert laut einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) deutlich höher als vor der Corona-Pandemie, und bei den großen insolventen Unternehmen sind deutlich mehr Beschäftigte betroffen als im Vormonat. Besonders viele Insolvenzen gab es demnach in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen. Die Lage dürfte sich laut IWH in den kommenden Monaten verschlechtern.

Britisches Lohnwachstum kühlt sich ab - BoE wohl weiter vorsichtig

Der Anstieg der Löhne und Gehälter in Großbritannien hat sich im Juli erneut abgekühlt. Dies ist das jüngste Anzeichen dafür, dass die hohen Zinssätze dazu beitragen, die Inflation einzudämmen, auch wenn die Bank of England (BoE) angesichts des raschen Anstiegs der Arbeitskosten wahrscheinlich vorsichtig bleiben wird. Der Durchschnittsverdienst (ohne Zulagen) stieg in den drei Monaten bis Juli um 5,1 Prozent und damit langsamer als im vorangegangenen Dreimonatszeitraum, wie die Statistikbehörde berichtete.

Lindner: Haushaltsentwurf 2025 ist rechtssicher

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat Vorwürfe zurückgewiesen, der Bundeshaushalt 2025 drohe das Grundgesetz zu verletzen. "Der vorliegende Haushaltsentwurf ist rechtssicher", sagte Lindner bei der Einbringung des Haushaltsentwurfs für kommendes Jahr in den Bundestag. "Wir haben aus einem Fehler gelernt." Der Bund plant für nächstes Jahr neue Schulden von 51,3 Milliarden Euro und insgesamt Ausgaben von 488,6 Milliarden Euro. Die Bundesregierung rechnet mit Einnahmen aus Steuern und steuerähnlichen Abgaben in Höhe von 388,5 Milliarden Euro - laut Bundestag ein Plus von 13,9 Milliarden Euro im Vergleich zu 2024. Als Investitionen sind 81,0 Milliarden Euro ausgewiesen.

Studie: Deutsche Industrie mehr als je zuvor unter Druck

Der industrielle Standort Deutschland ist einer Studie zufolge mehr als je zuvor unter Druck und das Risiko einer De-Industrialisierung nimmt zu. Rund ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung in Deutschland ist demnach bedroht. Um auch in Zukunft international wettbewerbsfähig zu sein, seien zusätzliche private und öffentliche Investitionen in Höhe von 1,4 Billionen Euro bis 2030 nötig, so die Ergebnisse der Studie "Transformationspfade", die die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) erstellt haben.

Breko: Flächendeckende Glasfaserversorgung bis 2030 nur bei Kurskorrektur

Eine flächendeckende Glasfaserversorgung ist laut dem Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) bis 2030 "ohne klare politische Kurskorrektur" nicht mehr erreichbar. Das betonte der Verband in seiner neuen Marktanalyse. Demnach gehe der Glasfaserausbau in Deutschland zwar weiter voran, Stand 30. Juni 2024 liege die Glasfaserausbauquote bei 43,2 Prozent und der Anteil der angeschlossenen Haushalte bei 22,8 Prozent. Da sich der Glasfaserausbau in der Fläche aber verlangsame, fordere der Breko vom Bund endlich wirksame Maßnahmen - insbesondere ein Konzept für einen wettbewerbskonformen Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze.

IW: Mit Mietendeckel würden 60 Prozent weniger Wohnungen vermietet

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt laut dem Institut, dass die Einführung eines bundesweiten Mietendeckels die Probleme am Wohnungsmarkt nicht lösen würde. Im Gegenteil: Wohnraum wäre noch knapper. Würde eine Mietpreisregulierung nach Berliner Vorbild überall dort eingeführt, wo heute schon eine Mietpreisbremse gilt, hätte dies laut IW gravierende Folgen: Die Anzahl der inserierten Wohnungen würde um über 60 Prozent von 280.000 neu inserierten Wohnungen auf rund 108.000 Wohnungen innerhalb eines Jahres sinken.

DJG/DJN/apo

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