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13:30 Uhr, 09.09.2024

ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Sentix-Index Deutschland fällt im September weiter

Die deutsche Konjunktur befindet sich nach Einschätzung von Investoren im freien Fall. Der vom Beratungsunternehmen Sentix unter Investoren erhobene Konjunkturindex für Deutschland fällt im September auf minus 34,7 (August: minus 31,1) Punkte, wobei die aktuelle Lage mit minus 48,0 (minus 42,8) Punkten so schlecht wie zuletzt im Juni 2020 beurteilt wird. Der Index der Konjunkturerwartungen geht auf minus 20,3 (minus 18,5) Punkte zurück, der niedrigste Stand seit Oktober 2023. "Die Anleger zeigen sich hoffnungslos. Wie lange kann sich Deutschland und die Eurozone eine solche ökonomische Geisterfahrt noch leisten?", schreibt Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner in der Mitteilung.

SocGen: EZB bleibt bei quartalsweisen Zinssenkungen

Societe-Generale-Volkswirt Anatoli Annekov rechnet angesichts des gesunkenen Inflationsdrucks damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen in dieser Woche um 25 Basispunkte senken wird. Auch einen weiteren Zinsschritt im Oktober hält Annenkov nicht für ausgeschlossen, aber: "Vorerst glauben wir, dass der vierteljährliche Zinssenkungspfad beibehalten wird, da die Binneninflation und der zugrundeliegende Arbeitskostendruck immer unangenehm hoch sind", schreibt er in seinem Ausblick auf die Ratssitzung.

Rabobank: EZB sollte im Oktober pausieren

Rabobank-Volkswirt Bas van Geffen rechnet für Donnerstag mit einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB um 25 Basispunkte. Darüber hinaus hält er es für denkbar, dass die EZB den Zinssatz sowohl im Oktober als auch im Dezember senken wird. "Dieses Szenario hat seit der letzten Sitzung an den Märkten an Zugkraft gewonnen. Gleichwohl halten wir es für sinnvoll, den Oktober auszulassen", schreibt er in einem Kommentar. Van Geffen verweist darauf, der restriktive Zinsbereich irgendwo um die 3 Prozent herum aufhöre, dass es aber keine exakte Schwelle gebe.

Deutsche Bank: EZB senkt Leitzins auf 2,50 bis 2,00 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihren Leitzins nach Einschätzung von Ökonomen der Deutschen Bank in dieser Woche um 25 Basispunkte auf 3,50 Prozent senken und danach weiter einen stetigen Lockerungskurs verfolgen. "In unserem Basisszenario gehen wir von einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember aus, und dieses Tempo vierteljährlicher Senkungen dürfte sich 2025 fortsetzen, bis der Leitzins gegen Ende 2025 in einer Zone von 2,00 bis 2,50 Prozent gelandet ist", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die Ratssitzung in dieser Woche.

Draghi schlägt radikale Reformen für Europas Wirtschaft vor

Mario Draghi will Europa wieder retten. Der 77-jährige ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), der für sein Versprechen bekannt ist, "alles zu tun, was nötig ist", um den Euro während der europäischen Schuldenkrise zu retten, hat sein Rezept zur Ankurbelung der schleppenden europäischen Wirtschaft und zur Stärkung der Verteidigungsindustrie vorgestellt. Draghi, der zu den angesehensten Persönlichkeiten des Kontinents gehört, wurde im September vergangenen Jahres von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beauftragt, einen Bericht zu verfassen.

Brookings-Ökonom: Deutsches Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr

Die Krise von VW zeigt für den Ökonomen Robin Brooks ein grundsätzliches Problem der deutschen Wirtschaft: "Das deutsche Geschäftsmodell, auf den globalen Export zu setzen und immer höhere Leistungsbilanzüberschüsse anzuhäufen, funktioniert nicht mehr", sagte Brooks dem Spiegel. Mangelnde Profitabilität sei längst nicht nur ein Problem der Autobranche, sondern mache vielen Unternehmen in Deutschland zu schaffen. Auslöser der Probleme sei nicht nur der Einbruch der globalen Nachfrage nach Produkten aus Deutschland, sondern auch ein Versagen der Politik.

IG Metall warnt bei Windenergie vor unfairem Wettbewerb aus China

IG Metall und Arbeitnehmervertreter von Siemens Energy haben sich über die jüngsten Entwicklungen beim Ausbau der Windenergie besorgt gezeigt. Sie warnen vor unfairem Wettbewerb aus China mit schwerwiegenden Folgen für den Industriestandort Deutschland. Anlass für die Warnung ist laut IG Metall und der Siemens Energy Arbeitnehmervertreter der Vorvertrag zur Bestellung von 16 Windkraftturbinen in China für das Offshore-Projekt Waterkant in der Nordsee mit einer Gesamtleistung von 270 Megawatt. Damit würden nun die ersten chinesischen Anbieter im deutschen Windenergiemarkt aktiv werden.

Fratzscher: Budget 2025 trotz Schuldenbremse guter Kompromiss

Zu Beginn der Haushaltswoche im Bundestag hat sich der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, positiv zum Budgetentwurf 2025 geäußert. "Ich halte diesen Bundeshaushalt gegeben der Annahme der Schuldenbremse für einen guten Kompromiss, der zumindest einige Wachstumsimpulse setzt", sagte er dem Nachrichtensender Phoenix. Als positive Elemente nannte er die Wachstumsinitiative, steuerliche Entlastungen, Anreize für Unternehmensinvestitionen und Innovationen. "Das sind ganz kluge Instrumente, um der Wirtschaft zumindest einen kleinen Impuls zu geben", sagte Fratzscher.

Heil fordert deutliche Erhöhung des Mindestlohns

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns gefordert. "Die letzte Erhöhung war zu niedrig, das wissen alle und es ist jetzt notwendig, dass wir das auch klar ziehen an dieser Stelle", sagte Heil im ARD-Morgenmagazin. Er habe der Mindestlohnkommission einen Brief geschrieben und darauf hingewiesen, dass laut einer EU-Richtlinie der Mindestlohn mindestens 60 Prozent des mittleren Einkommens entsprechen müsse. Dies wäre in Deutschland zwischen 14 und 15 Euro.

DJG/DJN/apo

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