Trumps Krypto-Dinner: "Die Empörung ist übertrieben"
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Helikopter, Filet Mignon und Memecoins – was sich liest wie ein Plot aus einem Hollywoodfilm, war für Michael Raumann Realität. Als einer von 220 geladenen Gästen erlebte er das umstrittene Abendessen hautnah mit. Im Interview erzählt er, wie er seinen Platz bei diesem exklusiven Dinner ergatterte, wie die Stimmung vor Ort wirklich war – und warum er die Kritik, Trump habe sich den Abend zum persönlichen Vorteil vergolden lassen, für überzogen hält.
Wie hast du deinen Platz bei Trumps Krypto-Dinner bekommen?
Michael Raumann: Das war ganz unkompliziert. Man musste sich lediglich auf der Website mit seiner Solana-Wallet verbinden und durch eine kleine Transaktion bestätigen, dass man tatsächlich Inhaber ist.
Kurze Zeit später erhielt ich eine offizielle Einladung per E-Mail, durchlief einen Sicherheitscheck – und dann bin ich nach Washington geflogen.
Die Top 220 Investoren des Memecoins wurden dann schließlich eingeladen.
Auf welchem Platz bist du gelandet?
Da bitte ich um Verständnis, dass ich dazu keine genaue Auskunft geben möchte. Nur so viel: Ich hatte meine Coins bereits erworben, bevor die Ankündigung des Dinners öffentlich wurde.
Neben mir saß ein smarter, junger Familienvater aus Los Angeles – er hatte für 5.000 USD bei einem Kurs von 0,80 USD investiert. Das hat ihm immerhin einen Platz im Mittelfeld eingebracht.
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Wie lief denn der Abend ab?
Es erinnerte mich stark an ein klassisches Fundraising- oder Charity-Dinner – nur eben mit einer internationalen Krypto-Community.
Das Menü bestand unter anderem aus Filet Mignon und Heilbutt. Alles war kostenlos, inklusive der Getränke. Es wurde auch Trump-Wein ausgeschenkt, wie man ihn vermutlich aus seinen Hotels und Golfclubs kennt. Insgesamt war es ein unterhaltsamer Abend mit Musik und einer gewissen Show-Komponente.
War auch die US-Krypto-Elite dort? Jemand wie Brian Armstrong, Jeremy Allaire oder Brad Garlinghouse?
Nicht, dass ich wüsste. Abgesehen von Justin Sun waren keine prominenten Gesichter aus der obersten Liga vertreten. Ich habe allerdings einige interessante Leute aus der Tech- und Investmentwelt kennengelernt.
Ich saß später direkt gegenüber von Lamar Odom, dem ehemaligen NBA-Star, und mit den Gründern von Metaplex.
Wann kam denn Trump selbst?
Er kam mit drei beeindruckenden Helikoptern eingeflogen – das war schon eindrucksvoll. Man spürte die Vibrationen der Rotoren sogar im Saal.
Dann wurde Musik eingespielt, und wenig später betrat er den Raum.
Er wirkte präsent, schaute den Menschen direkt in die Augen und begegnete allen mit bemerkenswerter Höflichkeit.
Es gibt die Beschwerde, dass Trump nur knapp 20 Minuten da gewesen sei. Kannst du das bestätigen?
Natürlich – ein Präsident bleibt nicht stundenlang sitzen und trinkt Kaffee. Das würde hierzulande ein Friedrich Merz auch nicht anders handhaben.
Schon allein aus Sicherheitsgründen hätte er sich nicht unters Publikum mischen können.
Und am Ende war er ja tatsächlich “nur” der Ehrengast.
Wie meinst du das, er war Gast? War er nicht eher Gastgeber?
Die Veranstaltung wurde von seiner Stiftung organisiert „Fight Fight Fight“. Auch wenn er ihr Gründer ist, war er formal gesehen eingeladen. Die Gastgeberrolle lag bei der Stiftung – und vermutlich hat sie auch die Rechnung getragen.
Wie fandest du seine Rede, die er gehalten hatte?
Ich fand die Rede klar und pointiert. Er hat betont, wie sehr ihm die Krypto-Industrie am Herzen liegt und dass er sie wieder in die USA zurückholen möchte – nachdem sie unter Biden und Gensler abgewandert war.
Er sprach von einem Vorsprung gegenüber China, den er für Amerika sichern will.
Vor und nach dem Event gab es Kritik. Vorwürfe der Korruption standen im Raum. Würdest du da mitgehen?
Wer solche Vorwürfe erhebt, ist entweder enttäuscht vom eigenen Investment in den Trump-Coin – oder kommt politisch aus dem gegnerischen Lager.
Ich maße mir kein Urteil an. Aber politische Attacken auf Gegner sind kein US-Phänomen – wir sehen das auch in Deutschland, etwa beim Debatten um Parteiverbote. Ich bin kein AfD-Anhänger, aber gewisse Parallelen in der Rhetorik sind offensichtlich.
Ist es nicht zumindest ethisch verwerflich, dass Halter des Coins sich Zugang zum Präsidenten der USA erkaufen können?
Diese Darstellung halte ich für stark verkürzt. Er war für eine kurze Ansprache anwesend, nicht für Einzelgespräche oder Lobbyarbeit.
Und: Präsidenten treten regelmäßig gegen Honorar bei Veranstaltungen auf. Das ist nichts Neues. Eine Einflussnahme habe ich an dem Abend jedenfalls nicht erlebt.
Aber sollte sich der Präsident der Vereinigten Staaten – ein Repräsentant des Volkes – überhaupt auf solche Spielchen mit Memecoins einlassen?
Er selbst ist ja nicht derjenige, der das alles koordiniert. Dafür hat er Beraterteams, die wiederum weitere Teams beauftragen.
Er ist doch aber klar damit assoziiert.
Natürlich. Aber wenn es wirklich um Bestechung ginge, gäbe es weitaus subtilere und lukrativere Wege als einen öffentlich einsehbaren Coin.
Und ehrlich: Wozu sollte man ihn bestechen, wenn er ohnehin bereits Themen vorantreibt, die vielen Investoren am Herzen liegen? Krypto, KI, Infrastruktur, Rüstung und sogar Projekte im Nahen Osten – das alles steht längst auf seiner Agenda.
Die Typen, die sich in die Veranstaltung hineingedrängt haben, und dort teilweise kostümiert als Trump herumgesprungen sind, das waren meiner Meinung nach eher Selbstdarsteller mit überzogener Erwartungshaltung. Klar war das Event besonders – aber wer glaubt, dort Einfluss auf globale Politik zu nehmen, verkennt die Realität. Die wirklich wichtigen Dinge passieren im Hintergrund.
Trump treibt unter seiner Ägide die Regulierung in Sachen Krypto voran. Vor kurzem konnte der Genius Act eine entscheidende Hürde nehmen – mit Hilfe der Demokraten. Doch nach dem Dinner äußern sie Empörung und bremsen die Stablecoin-Regulierung. Hat Trump der Industrie einen Bärendienst erwiesen?
Ich sehe bislang, dass Trump mehr für die Krypto-Industrie getan hat als jeder Präsident vor ihm.
Die Aufregung ist meiner Meinung nach übertrieben. Legislative Prozesse dauern ohnehin Jahre. Trump hat jetzt dreieinhalb Jahre Amtszeit vor sich – in dieser Zeit wird man sehen, was wirklich umgesetzt wird.
Zwischen beiden Events scheint es doch eine klare Kausalität zu geben?
Mag sein, dass die Dynamik so wahrgenommen wird – aber das ist Politik: laut, reaktiv und symbolisch. In wenigen Tagen wird das Thema wieder aus den Schlagzeilen verschwinden.
Wirklich entscheidend ist, was am Ende im Gesetzestext steht – und nicht, wie sich jemand über ein Dinner aufregt.
Vielen Dank für das Gespräch
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