Kommentar
23:58 Uhr, 12.04.2013

Tradingwerkzeug: Ausbruchstrading

Beim Ausbruchstrading geht es um den kurzfristigen Handel von dynamischen Bewegungen nach Ausbrüchen. Es bedeutet, Einstiege zu finden, wenn Schwung und Umsätze beginnen zuzunehmen und dann Ausstiege zu finden, bevor der Schwung nachlässt und der Basiswert „zurückschwappt“.

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

in den kommenden Wochen werde ich an dieser Stelle drei verschiedene Handelsansätze vorstellen, wie sie in meinem kommenden Tradingpaket umgesetzt werden. Den Anfang mache ich heute mit einem schon bekannten Ansatz, den ich relativ häufig anwende: Das Ausbruchstrading.

Dabei geht es um den kurzfristigen Handel von dynamischen Bewegungen nach Ausbrüchen. Es bedeutet, Einstiege zu finden, wenn Schwung und Umsätze beginnen zuzunehmen und dann Ausstiege zu finden, bevor der Schwung nachlässt und der Basiswert „zurückschwappt“.

Was genau versteht man unter einem Ausbruch? Es ist der Übergang von einer trendlosen Marktphase in eine Trendbewegung. Dies kann durch einen Anstieg über oder durch einen Rückfall unter ein markantes Preisniveau (Horizontalunterstützung / Horizontalwiderstand) oder eine Trendlinie geschehen. Der Ausbruch kann dabei sowohl in Richtung des übergeordneten Trends erfolgen, als auch in die Gegenrichtung. Bevorzugt werden aber Ausbrüche in Trendrichtung, da hier erhöhte Wahrscheinlichkeitswerte für die erwarteten Bewegungen erreicht werden.

Hier ein Beispielchart, um den Wechsel von trendlosen Marktphase (in diesem Fall bullische Konsolidierungen) zu Trendbewegungen zu zeigen:


Der Ausbruch kann dabei aus einer Vielzahl von Formationsmustern erfolgen. Die meisten lassen sich klassifizieren, wobei auch oft irreguläre, "unsaubere" Muster zu erkennen sind. Bei diesen irregulären Formationen kann der Charakter zwar erahnt werden, saubere Triggermarken fehlen jedoch. Die beliebtesten Kursmuster habe ich hier zusammengefasst, sortiert nach Relevanz (unten die stärksten, zuverlässigsten Formationen):


Wie erkenne ich nun Handelssignale? Es muss die Ausbildung klarer Triggerniveaus abgewartet werden. Dies können horizontale oder leicht fallende / steigende Flaggen-, Keil- oder Dreiecksoberkante / -unterkanten sein. Wird das Triggerniveau über- und unterschritten, wird das Signal aktiv. Dabei ist es umso aussagekräftiger, umso öfter die Triggermarke von den Marktteilnehmern als Widerstand bzw. Unterstützung bestätigt wurde. Im Idealfall geht ein solcher Ausbruch mit erhöhter Volatilität und erhöhten Umsätzen einher. Dies ist kein zwingendes Kriterium, erhöht aber die Wahrscheinlichkeiten für die erwartete Bewegung. Anbei ein Beispielchart eines erfolgten Ausbruchs, hier aus einer Seitwärtsrange (bullisches Rechteck). Chart aus der Analyse Gilead Sciences - Direkte Longchance ?! vom 07.09.2012:


Wie handele ich nun Ausbrüche? Es gibt im Wesentlichen zwei Varianten, an solchen Ausbrüchen zu partizipieren: Ein direkter Einstieg mit dem Ausbruch (Variante 1) oder ein Einstieg bei einem Rücksetzer an das Ausbruchslevel (Variante 2). Beide Versionen haben Vor- und Nachteile. Steige ich direkt oder per Stop Buy Order mit dem Ausbruch in eine Aufwärtsbewegung ein, bin ich auf jeden Fall dabei, unter Umständen aber unter etwas teureren Einstiegskursen. Warte ich hingegen mit einem Kauflimit am Ausbruchlevel auf einen Rücksetzer, kann es sein, dass ich nicht in den Trade komme, sollte der Basiswert das Ausbruchslevel im Rücksetzer nicht erreichen. Wenn er es aber erreicht, habe ich einen günstigen Einstiegskurs direkt am Ausbruchslevel. Dies verbessert das Chance-Risiko-Verhältnis (CRV), da der Abstand zu meinem Stop Loss dann näher ist. Oftmals ist ein Kompromiss aus beiden Varianten eine gute Lösung. Beschränkt man sich auf Variante 2, hat man zwar oft gute Einstiege, verpasst aber auch einige Chancen. Ein Beispiel hierzu ist die Boeing Aktie, die nach ihrem Ausbruch Anfang März keinen Rücksetzer vollzog:


Wie sichere ich mich ab und wo steige ich aus? Ein sinnvoller Stop Loss kann ein Stück weit unterhalb des Ausbruchslevels gesetzt werden, um nicht bei überschießenden Rückläufen ausgestoppt zu werden. Wenn es zu Rücksetzern nach dem Ausbruch kommt, können diese in drei Formen verlaufen: Sie erreichen das Ausbruchslevel nicht, sie erreichen das Ausbruchslevel, sie unterschreiten das Ausbruchslevel leicht. Wird das Ausbruchslevel leicht unterschritten, spricht man von einem überschießenden Rücksetzer oder Pullback. Solche überschießenden Rücksetzer sind zunächst nicht kritisch zu werten, können jedoch bei einem zu eng gesetzten Stop Loss zu vorzeitigen Verlust der Position führen. Eine Faustregel gibt es nicht, auch hier mache ich den Stop Loss an charttechnischen Marken auch untergeordneter Zeitebenen fest. In der Regel liegt der Stop Loss im Bereich von 30 - 50 % der Formationshöhe unterhalb des Ausbruchslevel.

Erste Gewinnmitnahmen können an Projektionszielen der zu Grunde liegenden Formation erfolgen (maximale Höhe der Konsolidierungsformation oder 61,8 % dieser Höhe). Daneben sind weitere Gewinnmitnahmen an den nächsten charttechnischen Widerständen sinnvoll. Anbei eine schematische Darstellung eines idealen (bullischen Ausbruchs) mit anschließender Absicherung und Gewinnmitnahmen:



Fazit: Das Ausbruchstrading ist ein effektiver Handelsansatz, der bei meinem Trading den größten Anteil ausmacht. Ein Vorteil dieser Methode ist die nur relativ kurze Haltedauer von Positionen, das Kapital ist also nicht lange gebunden und in trendlosen Phasen "gelähmt". Damit steht es für weitere Trades zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil sind gute Chance-Risiko-Verhältnisse durch nahe platzierbare Stops. Wendet man diese Methode prozyklisch an (Ausbruchsrichtung = übergeordnete Trendrichtung), hat man zudem hohe Wahrscheinlichkeitswerte für die Bewegung im Sinne einer Trendfortsetzung.

In den kommenden Ausgaben werde ich an dieser Stelle weitere Handelsansätze vorstellen.

P.S. Am kommenden Wochenende findet die Invest Messe in Stuttgart statt, wo ich an unserem Stand Vorträge zu genau diesem Thema halten werde, dazu werde ich aktuell interessante Ausbruchskandidaten vorstellen. Ich würde mich freuen, Sie persönlich bei uns am Messestand begrüßen zu dürfen. Anbei das Programm und die Möglichkeit, sich kostenlose Eintrittskarten zu sichern: www.godmode-trader.de/invest2013

Ein schönes Wochenende und viel Erfolg,

André Rain - Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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