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15:39 Uhr, 23.07.2024

Toncar: Altersvorsorgedepot soll System "wieder zum Fliegen bringen"

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP) hat Pläne seines Ministeriums bekräftigt, für geförderte Altersvorsorge stärker den Kapitalmarkt zu nutzen. "Hauptziel der Reform ist, dass wir wieder mehr private Altersvorsorge bekommen. Das ganze System liegt ja ziemlich brach zurzeit", sagte Toncar auf dem Youtube-Kanal "Versicherungen mit Kopf". Die sogenannten Riester-Verträge würden oft gar nicht mehr bespart, neue Verträge sehe man nicht mehr in nennenswerter Zahl. "Es geht im Grunde darum, dass wir das ganze System wieder zum Fliegen bringen, und das wollen wir durch verschiedene Dinge erreichen: durch ein neues Altersvorsorgeprodukt, nämlich das Altersvorsorgedepot, auch attraktivere Förderung und auch Abbau von Bürokratie", sagte er.

"Die Produkte werden einfacher, stärker standardisiert und dadurch hoffentlich dann auch kostengünstiger und renditestärker", erklärte Toncar. Die bisherigen Möglichkeiten, etwa Riester-Verträge abzuschließen, würden nicht abgeschafft. Mit dem neuen Produkt des Altersvorsorgedepots solle Altersvorsorge aber stärker über den Kapitalmarkt laufen, "über ETFs, über Fonds, über Aktien" und der steuerfreie Höchstbetrag von derzeit 2.100 Euro jährlich solle "deutlich nach oben angepasst werden".

Als Richtwert nannte Toncar 3.500 Euro. "Darüber sprechen wir noch im Einzelnen in der Regierung", sagte der FDP-Politiker. Man könne das Depot entweder selbst befüllen oder über eine Bank oder einen Finanzdienstleister etwa einen ETF-Sparplan abschließen. Anders als bisher solle künftig kein Versicherungsprodukt mit 100 Prozent Beitragserhaltungsgarantie angeboten werden müssen, künftig könnten auch nur 80 Prozent der eingezahlten Beiträge abgesichert werden. "Das sollen die Anleger wählen können", sagte Toncar.

Wichtig sei, dass es sich um ein Altersvorsorgedepot handele. "Da kommt man dann eben nicht mehr ran, bevor man das Renteneintrittsalter erreicht hat." Sonst verliere man die Zulagen oder die gewährte Förderung. "Das Altersvorsorgedepot dient tatsächlich der Absicherung im Alter. Dabei sind wir aber flexibel", betonte er. Es sollten verschiedene Möglichkeiten erlaubt werden, mit dem angesparten Kapital im Alter umzugehen. Neben der Möglichkeit einer monatlichen Rentenzahlung solle auch vorgeschlagen werden, dass es Auszahlungspläne geben könne, die mindestens bis zum 85. Lebensjahr reichten. Auch solle die Verwendung für eine selbst genutzte Immobilie möglich sein.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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