Stopploss auf Schlusskursbasis sinnvoll?
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Macht es Sinn mit Stoploss auf Tagesschlußkursbasis zu arbeiten ? Intradaybrüche des Stoploss lasse ich also über mich ergehen. Ich will damit verhindern, dass intraday in Extrembewegungen meine Stops abgefischt werden. Auch diese Frage wird immer wieder gestellt.
Sehr geehrter Herr Berteit,
was halten Sie von meiner Idee einen festen Stopkurs festzulegen, aber nicht über eine Haifischfutterorder (Stoporder) zu realisieren, sondern wenn der Tageschlusskurs den Stopkurs erreicht oder überschreitet, eine Limitorder so nahe wie möglich am Tagesschlusskurs zu setzen und damit die Position wieder zu schliessen?
Sehr geehrter Herr...
auf die Idee, für den Stoppkurs erst den Tagesschluss abzuwarten wird man zwangsläufig kommen, wenn man sich intensiver mit den Märkten und das Trading auseinander setzt. Ich möchte Ihnen hierzu jedoch meine Meinung sagen:
1. Richtig, ein Ausbruch per Tagesschlusskurs ist signifikanter. Im Trading bedeutet dies, dass sich dadurch ihre Trefferquote verbessern sollte, da Sie ein Teil des Stoppfischens so umgehen können, aber
2. nur weil die Trefferquote besser wird, heißt das nicht, dass Sie erfolgreicher werden. Einerseits "sparen Sie einen Teil der Verlierer ein", andererseits wird es aber auch Geschäfte geben, bei denen Sie erst deutlich schlechter aus der Position herauskommen, als beim ursprünglichen Stopploss. Je nachdem was überwiegt, verbessert sich Ihr Tradingergebnis oder eben nicht. Wenn Sie hier dann noch mit Limitorders arbeiten, um noch einen möglichst guten Ausstieg zu erhalten, kann das Ganze sehr schnell nach hinten losgehen, nämlich dann, wenn Sie keinen guten Ausstieg mehr bekommen. Dies passiert natürlich eher selten, aber dafür ist der Verlust dann auch umso größer. Schauen Sie hierzu nur auf Volkswagen und nehmen an, Sie wären am 15. September Short gegangenen. Oder Sie wären Long im Dax und hatten ihr Stopploss bei 6.010 Punkten. Der erste Schlusskurs unter diesem Level war gestern bei 5.807 Punkten und der Dax fällt heute weiter.
3. Diese Problematik verschärft sich noch, umso kleiner Ihr eigentliches Anfangsstopp ist. Bleiben wir beispielsweise bei der Longposition im Dax und nehmen an, sie hatten Ihren Einstieg bei 6.060 Punkten. Aus einem geplanten 50 Punkte Risiko wird nun ein 300 Punkte-Verlust. Das ist 6!!!! mal so viel, wie Sie eigentlich geplant hatten. Abgesehen von den mentalen Problemen und dem Kurssturz Ihres Kontos, wird es auch langfristig schwer, durch die bessere Trefferquote einen besseren Gesamtgewinn zu erzielen.
4. Letztlich stellt sich aber das für mich größte Problem: Wie soll ich die Positionsgröße bestimmen? Bei einem normalen Stopploss weiß ich, dass ich im Bereich des geplanten Stopploss die Position geschlossen wird. Vernachlässigen wir mal Slipage, so kann ich davon ausgehen, dass ich zum geplanten Stoppkurs die Position schließen kann. Damit ist mein Risiko bereits vor dem Trade bestimmbar und ich kann die Positionsgröße korrekt bestimmen. Anders sieht es bei einem Stoppkurs auf Schlusskursbasis aus. Da der tatsächliche Verlauf nach Stoppauslösen und damit auch mein tatsächlicher Ausstiegspreis nicht bestimmbar sind, kann auch keine vernünftige Positionsgröße ermittelt werden.
5. Etwas freundlicher könnte die Sache aussehen, wenn Ihre Position bereits deutlich im Gewinn ist und Sie hier den Stopp bspw. aktiv nur auf Einstand (also ohne Schlusskursregel) anstatt auf ein Tief setzen und dann das eigentliche Stopploss beim Tief per Schlusskurs betrachten. Damit bleiben zwar die Kritikpunkte (1) und (2) bestehen, aber (3) und (4) werden abgeschwächt bzw. sind nicht vorhanden.
Viel Erfolg
Rene Berteit - Technischer Analyst und Coach bei GodmodeTrader.de
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