Stahlwerte mit Vertrauens-Vorschuss unterwegs
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Wer gerade sein jahrelang wohlgepflegtes „heiligs Blechle“ dem nächsten Schrotthändler zum „Abwracken“ überantwortet, um dafür ein neues schnittigeres und mit viel Elektronik vollgestopftes Gefährt mit einem staatlichen Rabatt von 2.500 Euro zu ergattern, der wundert sich schon, muss er für diese ansonsten zumindest kostenlose Dienstleistung bei vielen Verwertern jetzt sogar noch draufzahlen - des gigantischen Angebots und der damit verbundenen niedrigen Schrottpreise wegen.
Dieses kleine Beispiel zeigt schon, wie es Umweltprämie hin oder her, um die immer globaler aufgestellte Stahlbranche derzeit bestellt ist. Noch bis vor einem Jahr herrschte hier ein riesiger Boom, bevor die Finanzkrise erbarmungslos zuschlug und einen weltweiten Käuferstreik von ungeahntem Ausmaß gerade in diesem zyklischen Sektor auslöste, der zahlreiche Unternehmen sogar im zuvor noch schier unersättlichen asiatischen Raum in die Insolvenz trieb. Die Folge war ein gigantischer Preisverfall auf ein Fünfjahrestief noch im Mai 2009 und Einbrüche bei der Auslastung in den ersten drei Monaten dieses Jahres von rund 50 Prozent, mussten doch gleichzeitig starke Ausfälle an den wichtigen Absatzmärkten Bau, Automobil und Maschinenbau verkraftet werden. Wer allerdings glaubte, der Rückgang der Rohstoffpreise würde auch das für die Stahlproduktion wichtige Eisenerz nennenswert verbilligen, sah sich getäuscht, notierte dieses doch zuletzt noch immer über dem Niveau von 2007. Dazu kam auch noch die angespannte Cash-Situation vieler Stahlkocher, für die es in den vergangenen Monaten reihenweise Bonitäts-Herabstufungen von den großen Ratingagenturen hagelte, ThyssenKrupp und sogar der Weltmarktführer ArcelorMittal sind nur einige Beispiele dafür.
Doch im finstersten Keller gibt es jetzt auch wieder die ersten ermutigenden Stimmen aus der Branche, wie jüngst vom Vorstandsvorsitzenden des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co, Thomas Ludwig gegenüber dem Handelsblatt: „Auf der Mengenseite sehen wir eine Bodenbildung und auf der Preisseite haben wir im Mai erste Erhöhungen gesehen“. Er spielte dabei auf die ersten zaghaften Ankündigungen von Preisanhebungen bei ThyssenKrupp und Salzgitter an, dessen Chef Wolfgang Leese seit Anfang Mai „deutlich steigende Auftragseingänge“ beobachtet haben will. Analysten und sogar der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans-Jürgen Kerkhoff, drückten sich in ihren Statements zuletzt aber weiterhin sehr vorsichtig aus und sehen allenfalls „einige positive Anzeichen“ bzw. eine gewisse „Tendenz“, die lediglich auf eine „Rückkehr auf ein normales Rezessionsniveau“ bzw. eine „Schadensbegrenzung nach unten“ hindeutet. Ähnlich pessimistisch zeigen sich nach wie vor die obersten Firmenlenker der Stahlriesen ArcelorMittal und Nucor, die noch keine Trendwende erkennen können und in den noch immer bestehenden Überkapazitäten das größte Problem sehen, „das uns noch über Jahre belasten wird“, so Dan DiMicco von Nucor.
Die Börse wäre allerdings nicht die Börse, wenn sie die Entwicklungen in der Realwirtschaft nicht mindestens sechs Monate voraus nehmen würde. Das zeigt sich auch an den im Zuge der allgemeinen Aktienmarkterholung seit Anfang März wieder stark angestiegenen Notierungen der Stahlwerte. Ein Branchen-Investment, dass in diesem kurzen Zeitraum mit rund 60 Prozent deutlich mehr als der Gesamtmarkt zulegen konnte und nach dem kürzlichen Rücksetzer wieder ein etwas akzeptableres Niveau für den Einstieg bietet, stellt das Ende November 2008 von Vontobel aufgelegte Zertifikat auf den hauseigenen Global Steel Total Return Index (VFP0X0) dar. Dieser Basiswert bildet halbjährlich reallokiert und auf ein gleiches Maß rückgewichtet, insgesamt 20 Aktien internationaler Stahlproduzenten aus Europa, Amerika und Asien ab, darunter auch ArcelorMittal. Damit ein Titel überhaupt in den ausgewählten Kreis der Indexmitglieder aufrücken kann, muss er ein strenges Regelwerk durchlaufen, dass bei einer Mindestkapitalisierung von 500 Mio. Euro beginnt und bis zu den Vertretern mit der höchsten relativen Steigerung zwischen letztem Gewinn je Aktie und aktueller Gewinnprognose reicht. Die Managementgebühr beträgt bei dem Endlos-Produkt 1,20 Prozent p.a.
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